Geheimer Münzschatz aus dem Garten kommt unter den Hammer
Autor: Christiane Oelrich, dpa
, Mittwoch, 05. November 2025
Fast 500 Gold- und Silbermünzen, Jahrzehnte vergraben, werden in Zürich bei einer Auktion angeboten. Die unglaubliche Geschichte, die hinter dem einzigartigen Fund steckt.
Ein sagenhafter Schatz mit Gold und Silbermünzen, die Jahrzehnte in Zigarrenkisten in einem Garten verbuddelt waren, wird versteigert: Das hört sich an wie das Drehbuch eines Abenteuerfilms, doch die Auktion ist echt. Von den insgesamt rund 15.000 Münzen aus aller Welt kommen am 6. November in Zürich fast 500 aus Europa unter den Hammer, darunter einzigartige Stücke aus Deutschland. Die gesamte Sammlung ist für rund 100 Millionen Dollar (rund 85 Mio. Euro) versichert.
Fachleute für Münzen, Numismatiker genannt, geraten angesichts der Goldmünzen ins Schwärmen. Eine davon ist fast so groß wie ein Bierdeckel, wie der renommierte deutsche Experte Christian Stoess sagt. Er hat den Katalog für die Auktion erstellt. «Das war eines der Highlights meines Berufslebens», sagt er der Deutschen Presse-Agentur. «So etwas kommt nur alle 100 Jahre einmal vor.»
Die Fantasie der Laien regt vor allem die Geschichte der Sammlung an. Laut Auktionshaus Numismatica Ars Classica hat ein steinreicher Sammler die Münzen in den 1930er Jahren auf aller Welt zusammengekauft. Er habe kleinere Teile seiner Kollektion auf mehreren Kontinenten deponiert, sich selbst mit seiner jungen Frau und Tochter aber in einem Land in Europa niedergelassen.
Zigarrenkisten in den 1990er Jahren wieder ausgegraben
Als dort der Einmarsch der Nazis drohte, habe er den Großteil seiner Sammlung in Papiertütchen verpackt in Zigarrenkisten gelegt und in Metallboxen in seinem Garten vergraben. Als die deutschen Soldaten tatsächlich kamen, habe er einen Schlaganfall erlitten und sei kurz darauf gestorben.
Seine Frau habe gar nicht richtig gewusst, was in den Metallboxen versteckt war, sagen die Inhaber des Auktionshauses, die Brüder Arturo und Giuliano Russo. Sie habe ihre Familie erst hochbetagt informiert und die Münzen in den 1990er Jahren ausgraben lassen. Die Russos kennen die Familie. Auch Stoess weiß, wer den Schatz versteigern lässt. Alle verbürgen sich für die Geschichte.
Der mysteriöse Sammler
Sie haben den Nachfahren aber Verschwiegenheit versprochen und reden nur von der «Sammlung des Reisenden». Auch Stoess verrät nichts über die Nationalität, geschweige denn Identität des Sammlers. Der habe seine Käufe in Büchlein in verschiedenen Sprachen vermerkt.
«Man sieht es manchen Münzen an, dass sie lange Zeit in der Erde waren», sagt Stoess. Von eindringendem Wasser zeugten auch die teils vergammelten Papiertütchen. «Ich finde es nicht unglaubhaft, dass die Witwe die Sammlung so lange Zeit in der Erde ließ, wo sie die Nazis überstanden hat», sagt er. «Die Familie hat genügend Geld, sie brauchte einen Erlös aus der Sammlung nicht.» Die Russos bekamen den verbuddelten Schatz nach eigenen Angaben erst 2022 in die Hände.