Festlich, nervig, bedrohlich? Die große Böller-Kontroverse
Autor: Andreas Rabenstein, dpa
, Dienstag, 02. Dezember 2025
Jede Silvesternacht gibt es Verletzte, überlastete Notaufnahmen und Angriffe auf Polizisten. Viele Menschen fordern ein Böllerverbot. Gegner haben Angst um Traditionen.
Immer erbitterter diskutieren Initiativen, Verbände, die Politik und nicht zuletzt Privatleute über ein mögliches Verbot von privatem Feuerwerk. Es geht um liebgewordene Traditionen auf der einen Seite, aber auch um den Missbrauch von Böllern und Raketen in den Innenstädten, um illegale Pyrotechnik, verschreckte Tiere und Verschmutzung.
Geregelt ist der Verkauf und das Abbrennen des Feuerwerks an Silvester in einem Bundesgesetz. Nun versuchen einige Bundesländer, dies zu ändern, um selbst entscheiden zu können, ob sie Verbote erlassen.
Ein Bündnis #böllerciao, zu dem unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Gewerkschaft der Polizei (GdP), das Deutsche Kinderhilfswerk und die Tierschutzstiftung Vier Pfoten gehören, wollen Druck auf die Innenminister machen. Heute stellen sie in Berlin Forderungen vor. Diese Argumente werden von Gegnern und Befürwortern vorgebracht:
Pro Verbot
Privates Feuerwerk ist gefährlich und verletzt viele Menschen
Böller und Raketen führen jedes Jahr zu zahlreichen Verletzungen. Sie reichen von leichten Verbrennungen bis hin zu schweren Augen- und Handverletzungen. Viele dieser Unfälle passieren durch unvorsichtiges Zünden von Böllern. Auch unbeteiligte Menschen sind unter den Opfern. Manchmal werden Kracher auch gezielt auf andere geworfen.
Krankenhäuser sind Silvester überlastet
Manche Notaufnahmen von Krankenhäusern sind rund um den Jahreswechsel besonders mit Verletzten von Knallkörpern ausgelastet. Vor allem Hand- und Augenverletzungen sind häufig. Die Versorgung anderer Notfälle verzögert sich. Ohne privates Böllern wäre das Risiko solcher Verletzungen deutlich geringer.
Zahlreiche Angriffe mit Böllern auf Polizei
In problematischen Vierteln von Großstädten wie Berlin werden in der Silvesternacht immer wieder auch Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter von aggressiven Gruppen vor allem junger Männer mit Böllern beworfen. Die Täter sind in der Dunkelheit schwer zu fassen. Ein generelles Verbot würde die Arbeit der Polizei erleichtern. Ein Verbot sei nötig, «damit die Kollegen von Polizei und Feuerwehr gesund aus der Nacht kommen», betont die Berliner Gewerkschaft der Polizei: «Wir können nicht warten, bis eine Polizistin oder ein Feuerwehrmann in der Nacht sein Leben lässt.»
Zu hohe Feinstaubbelastung
In der Silvesternacht steigt die Feinstaubkonzentration in vielen Städten durch Zehntausende Raketen und Böller auf das Vielfache des Normalwertes. Diese Belastung kann insbesondere für Menschen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen problematisch sein. «Das Abbrennen von Feuerwerkskörpern führt dazu, dass wir immer wieder mit schlechter Luft ins neue Jahr starten», kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. Zusätzlich bleiben Müll auf den Straßen und in Parks zurück.