Essener Polizei findet im Keller Akten zur Aldi-Entführung
Autor: Marc Herwig, dpa
, Freitag, 25. Juli 2025
1971 wurde Aldi-Gründer Theo Albrecht entführt. Nun wurden alte Unterlagen zu dem Fall gefunden. Sie könnten Informationen bei der Erforschung des spektakulären Falls liefern.
Die Essener Polizei hat im Keller ihres Präsidiums alte Akten unter anderem zur spektakulären Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht vor über 50 Jahren gefunden. Ein ganzer Karton mit polizeilichen Ermittlungsakten befasse sich mit der Entführung im Jahr 1971, teilte die Polizei mit.
Die Unterlagen seien ein «regelrechter Glücksfall». Neue Ermittlungsansätze für die Arbeit der Kriminalpolizei hätten sich dadurch zwar nicht ergeben. Aber sie könnten «bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen», teilte die Polizei mit. Deshalb würden sie nun an das nordrhein-westfälische Landesarchiv übergeben.
In dem Kellerraum seien auch noch weitere historische Ermittlungsakten zu teils ungelösten Fällen von Mord- und Totschlag entdeckt worden. Teilweise reichten sie bis ins Jahr 1927 zurück, teilte die Polizei mit. Die meisten Fälle lägen allerdings schon so weit in der Vergangenheit, dass an ihnen nur noch ein historisches Interesse bestehe - neue Ermittlungen werde es wohl nicht mehr geben, sagte eine Sprecherin.
Einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Nachkriegszeit
Die Entführung von Theo Albrecht - einem der beiden Gründer des Discountriesen Aldi - zählt zu den spektakulärsten Kriminalfällen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Albrecht wurde am 29. November 1971 entführt. Tagelang verhandelten die Täter per Brief und per Telefon - bis sie die damals kaum vorstellbar hohe Summe von sieben Millionen Mark Lösegeld bekamen.
Überbracht wurde das Geld vom Essener Bischof Franz Hengsbach. Der Geistliche erklärte sich bereit, das Lösegeld in zwei Koffern auf einem dunklen Feldweg zu übergeben. Nach 17 Tagen in Gefangenschaft kam Albrecht frei.
Die beiden Entführer - ein Düsseldorfer Rechtsanwalt mit hohen Spielschulden und ein mehrfach vorbestrafter Tresorknacker - wurden nach der Tat schnell gefasst. Das Essener Landgericht verurteilte sie später zu jeweils achteinhalb Jahren Freiheitsstrafe.
Rentner-Cop kam auf die Idee mit den Akten im Keller
Auf die Akten sei die vor zwei Jahren gegründete Ermittlungsgruppe Cold Cases - also eine Ermittlungsgruppe für ungelöste Kriminalfälle - gestoßen. Ermittler des Kriminalkommissariats der Polizei Essen arbeiten dort mit bereits pensionierten Polizeibeamten zusammen, die aus ihrem Ruhestand zurückkommen, um in ungelösten Fällen zu ermitteln.