«Ehrlich statt fies» - Günther bekommt Karnevalsorden
Autor: Jonas-Erik Schmidt, dpa
, Sonntag, 28. Januar 2024
Bei der Verleihung des Orden wider den tierischen Ernst können Politiker zeigen, dass sie auch die diffizile Kunst der Büttenrede beherrschen. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Daniel Günther.
Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat in Aachen den Orden wider den tierischen Ernst erhalten - und dabei einen politischen Appell mit einer karnevalistischen Gesangseinlage verbunden.
In seiner Antrittsrede forderte der 50-Jährige Mut von den Deutschen. «Wir leben in einer Zeit, wo wir wieder Heldinnen und Helden brauchen, in Europa, in Deutschland. Und wir alle, die auch hier sind, müssen wieder Heldinnen und Helden sein», sagte Günther. Und wenn man ihn frage, wann der Zeitpunkt dafür gekommen sei - dann antworte er mit einem Lied. Zur Überraschung des Publikums sang der norddeutsche Regierungschef dann tatsächlich - den Schunkler «Wenn nicht jetzt, wann dann?» der rheinischen Karnevalsband Höhner.
Applaus für Günther
Der Orden wider den tierischen Ernst wird seit 1950 verliehen und soll Persönlichkeiten ehren, die «Humor und Menschlichkeit im Amt beweisen.» Vergeben wird er vom Aachener Karnevalsverein. Bei der Verleihung treten Politikerinnen und Politiker als Karnevalsredner auf, was eine durchaus heikle Angelegenheit sein kann - ein guter Vortrag im Bundestag ist etwas anderes als eine Büttenrede.
Günther aber bekam am Ende ordentlichen Applaus von den mehr als 1000 Gästen im Festsaal. Auch wenn ihm immer wieder die sogenannte Rittermütze vom Kopf zu gleiten drohte. «Mein Kopf ist zu dick», stellte er fest. Neben der Mütze erhielt er auch noch eine sogenannte Edelprinte, eine lokale Spezialität, mit seinem Konterfei, das er selbst zunächst aber offenbar nicht als solches erkannte («Ich dachte, das wäre Karl Lauterbach»).
Spitze an Merz, Lauterbach und Habeck
Günther brachte nicht nur Pathos mit, sondern auch die ein oder andere Stichelei gegen Kollegen. Etwa gegen Friedrich Merz, der 2006 den Orden bekommen hatte. «Friedrich Merz hat den Orden lange vor mir bekommen», stellte Günther trocken fest. «Soweit ich gehört habe, hat er dafür ausnahmsweise auch keine drei Anläufe gebraucht.» Merz war 2022 im dritten Anlauf zum CDU-Parteichef gewählt worden.
Eine andere Spitze traf Karl Lauterbach (SPD). Günther verwies auf die neue Beziehung des Bundesgesundheitsministers, die dieser kürzlich bestätigt hatte. «Oder wie Karl Lauterbach sagen würde: Ich habe mich mit dem Liebesvirus infiziert», ahmte Günther ihn nach. «Ich mache mir aber an dieser Stelle tatsächlich ein bisschen Sorgen um Markus Lanz. Wie der wohl damit umgehen wird, wenn er zukünftig nicht mehr jeden Abend zusammen mit Karl Lauterbach verbringen kann?»
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bekam etwas ab. Günther bedankte sich bei Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die bei der Ordensverleihung die Laudatio auf Günther gehalten und dabei die Worte «spröde und ehrlich statt fies und gefährlich» gewählt hatte. Ihr Parteikollege Habeck kenne ihn aus dem Norden ja gut, sagte Günther. «Ich glaube, viel beraten hat er dich nicht, denn dafür war deine Rede eben viel zu verständlich.»