Donnerbalken und Luxus-Klo: Die Toilette im Wandel der Zeit
Autor: Carola Frentzen, dpa
, Dienstag, 18. November 2025
Der Welttoilettentag erinnert daran: Milliarden Menschen weltweit haben noch keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen. Andere nutzen High-Tech-Klos. Eine Reise durch die Historie des stillen Örtchens.
Wenn es dringend wird, ist sie plötzlich das Wichtigste der Welt: die Toilette. Ob als einfache Schaufel im Freien, hölzerner Donnerbalken oder hochmodernes Keramikwunder mit Dusch- und Trocknungsfunktion – die Menschheit hat im Lauf der Geschichte viele Lösungen gefunden, um sich Erleichterung zu verschaffen. Eine Notwendigkeit, die alle Menschen verbindet, quer durch Jahrtausende und Kontinente. Was für viele selbstverständlich ist, bleibt aber für Milliarden Menschen bis heute unerreichbar.
Der jährlich am 19. November begangene Welttoilettentag erinnert daran, dass rund 3,4 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sogenannten «safely managed sanitation services» haben – also Toiletten, die nicht mit anderen Haushalten geteilt werden und deren Abwasser sicher entsorgt wird, so dass Gesundheit, Würde und Sicherheit gewährleistet sind. 354 Millionen Menschen müssen ihr Geschäft laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer im Freien verrichten.
«Wir brauchen Toiletten für alle, überall», schrieben die Vereinten Nationen in einer Mitteilung. «Egal, wie sich die Welt verändert, manche Dinge bleiben unverändert – unser Bedürfnis nach Toiletten gehört dazu.»
Mit Schaufel und Spaten
Damit erinnert der Welttoilettentag auch daran, dass der Anfang der Toilettengeschichte vielerorts bis heute fortgeschrieben wird: eine Schaufel, ein Fleck Erde – und sonst nichts.
Schon in der Frühzeit der Menschheit war das die gängigste Lösung. Ob auf Wanderzügen, beim Hüten von Tieren oder am Rand kleiner Siedlungen – die Schaufel gehörte im Alltag dazu wie der Wasserkrug oder das Feuerholz. Auch viele Armeen gruben über die Jahrhunderte Latrinen aus, oft mit Spaten und einfachsten Mitteln. Schnell, funktional und mit möglichst wenig Geruch.
Schulter an Schulter im alten Rom
Speziell die alten Römer zeigten aber, dass man aus der Not auch eine Tugend machen kann: In öffentlichen Latrinen saß man damals - in praktische Togas gehüllt - Schulter an Schulter, ganz ohne Trennwand. Unter den Sitzen plätscherte Wasser, das die Hinterlassenschaften davontrug.
Statt Toilettenpapier wurde ein Schwamm am Stiel eingesetzt, «tersorium» genannt, wie die Anthropologin Ann Olga Koloski-Ostrow in einem Bericht des «Smithonian Magazine» erläuterte. Hygiene war das nicht im modernen Sinne – aber gesellig war es allemal. «Man kann viel über eine Kultur erfahren, wenn man sich anschaut, wie sie ihre Toiletten benutzte», betonte Koloski-Ostrow.