Sekt und Tränen: «Dicker» beschert Spanien Rekord-Geldsegen
Autor: Emilio Rappold, dpa
, Montag, 22. Dezember 2025
Jubel, Tränen und Partys: Spaniens Weihnachtslotterie ist mehr als ein Glücksspiel – sie ist ein nationales Ritual. Dieses Jahr schüttet sie eine Rekordsumme aus, der Geldsegen verändert viele Leben.
Überall in Spanien knallten Sektkorken, unzählige Menschen tanzten, schrien und heulten auch vor laufenden TV-Kameras ungehemmt vor Freude. Wildfremde fielen sich in die Arme. Zwei Tage vor Heiligabend bescherte die weltberühmte Weihnachtslotterie dem Land einen noch nie dagewesenen Geldregen: Dieses Jahr wurde die Rekordsumme von gut 2,77 Milliarden Euro ausgeschüttet - 70 Millionen mehr als im Vorjahr.
Die vor mehr als 200 Jahren gegründete Lotterie gilt als die älteste der Welt und wird wegen der Gesamtsumme auch als größte Tombola bezeichnet. Allein der Hauptgewinn, genannt «El Gordo», «der Dicke», der vier Millionen Euro für ein ganzes Los vergibt, wird dieses Jahr 198 Mal ausgezahlt - fünfmal mehr als 2024. Hintergrund ist das besondere System: Jede der 100.000 Losnummern wird wegen der zunehmenden Nachfrage jedes Jahr immer häufiger aufgelegt und verkauft.
«Der Dicke» ließ dieses Jahr circa eineinhalb Stunden auf sich warten. Um Punkt 10.44 Uhr wurde im geschichtsträchtigen Madrider Opernhaus Teatro Real die Glücksnummer 79.432 gezogen und von zwei Schülerinnen des Internats San Ildefonso unter lautem Jubel und Applaus des Publikums vorgesungen. «Er ist da, der Dicke ist da!», rief die Kommentatorin des Fernsehsenders RTVE, der das mehrstündige Spektakel live übertrug.
Auch viele Notleidende unter den Gewinnern
Der ganz große Geldsegen ging unter anderem an Loskäufer in Madrid, aber vor allem an mehrere ärmere Ortschaften der Region León, die dieses Jahr von schweren Waldbränden heimgesucht worden waren. Einen Löwenanteil des Hauptgewinns erhalten in León Bewohner von La Bañeza rund 300 Kilometer nordwestlich von Madrid: 468 Millionen Euro, fast eine halbe Milliarde also. Das Geld ist für die meisten dort bitter nötig, denn neben verheerenden Bränden musste die 10.000-Einwohner-Gemeinde dieses Jahr auch die Schließung einer großen Zuckerfabrik wegstecken, die fast 1.000 Arbeitsplätze kostete.
Vor den RTVE-Kameras jubelten dort vier junge Mädchen, deren Familien mehrere Lose des Hauptgewinns erworben hatten. «Wir haben hier eine wirklich harte Zeit hinter uns. Aber jetzt wird gefeiert!», rief eine von ihnen strahlend vor Freude. Allein die Spieler, Trainer und Funktionäre des kleinen örtlichen Fußballvereins La Bañeza FC bekommen insgesamt 268 Millionen Euro. «Jetzt könnten wir (den Real-Madrid-Stürmerstar) Kylian Mbappé zu uns holen», witzelte jemand im spanischen Fernsehen. Ein junger Spieler erzählte: «Ich habe es im Bett erfahren, als meine Mutter mich heute heulend geweckt hat.»
Der zweite Preis über 1,25 Millionen war bereits 15 Minuten nach Beginn der Lotterie gezogen worden. Er ging an die Nummer 70.048. Prompt versammelten sich jubelnde Menschen mit Sektflaschen vor der Verkaufsstelle im Madrider Stadtviertel Chueca, die alle 198 Auflagen des Glücksloses verkauft hatte. «Das ist der Hammer, die Käufer sind mehrheitlich ganz normale Leute aus der Nachbarschaft», sagte der Verkaufsstellenbetreiber vor den RTVE-Kameras.
Das ist auch ganz im Sinne von Jesús Huerta, dem Leiter der spanischen Lotteriegesellschaft Loterias y Apuestas del Estado. Man betreibe Umverteilung und gleiche soziale Ungleichheit etwas aus, da alle Jahre wieder sehr viele notleidende Menschen unter den Gewinnern seien, sagte er.