Das neue Goldene Dreieck – vom Opium zur Schatten-Enklave
Autor: Carola Frentzen, dpa
, Samstag, 15. November 2025
Von Opium zum Glücksspiel: Im Goldenen Dreieck wächst heute ein chinesisches Kasino-Imperium – nur wenige Westler haben es je betreten. Zu Besuch in einem surrealen Schattenreich direkt am Mekong.
Der Motor heult auf, dann rast das Schnellboot über die braunen Wellen des Mekong – von Thailand in Richtung Laos auf der anderen Seite. Nur wenige Minuten Fahrt – und doch wirkt es wie eine andere Welt: Am Ufer erscheinen goldene Dächer, flankiert von Drachen und Laternen in Lotus-Form. Willkommen in der Golden Triangle Special Economic Zone – einem der surrealsten und abgeschottetsten Orte der Welt.
An der Anlegestelle singen Frauen zur Begrüßung in traditionellen Kostümen, daneben warten Sicherheitskräfte mit Sonnenbrillen. Nach einem Pass fragt jedoch niemand. Stattdessen lädt ein Golfcart in Busgröße zur Stadtrundfahrt, durch ein weitgehend menschenleeres Gebiet. Bei Tageslicht herrscht fast gespenstische Stille. Die wenigen Autos haben nicht einmal Nummernschilder.
Vom Schlafmohn zum Glücksspiel
Mitten im einstigen Drogen-Dreieck zwischen Thailand, Myanmar und Laos, wo einst Schlafmohn das wichtigste Handelsgut war und der Opium-Handel blühte, erhebt sich heute ein gigantischer Komplex aus Marmor, Glas und Neonlicht: das Kings Romans Casino. Im Internet wird es häufig als «gefährlichstes Kasino der Welt» betitelt.
Es ist das Herzstück einer Sonderwirtschaftszone, die Anfang der 2000er-Jahre von chinesischen Investoren um den Geschäftsmann Zhao Wei geschaffen wurde. Die 3.000 Hektar Land, auf denen seither Bürogebäude, Hotels und mehrspurige Straßen entstanden sind, wurde für 99 Jahre von der Regierung in Laos gepachtet. Eine Art chinesisches Mini-Königreich im laotischen Dschungel.
Zwischen Glitzerwelt und Schattenreich
Nur wenige westliche Besucher haben dieses rätselhafte Niemandsland, kurz GTSEZ genannt, je betreten. Es ist eine Enklave, die wie ein Paralleluniversum wirkt – halb Glitzerwelt, halb Schattenreich.
Zhao Wei steht derweil seit 2018 wegen «Drogenhandels, Menschenhandels, Geldwäsche, Bestechung und Wildtierhandels» auf der Sanktionsliste des US-Finanzministeriums. Zhao selbst bezeichnet diese Vorwürfe als «haltlos».
Wenn die Dunkelheit über den Mekong fällt, wird der Prachtbau des luxuriösen Kapok Star Hotel mit seinem riesigen Kasino in ein Meer aus Licht getaucht – Farben wandern über die Fassaden, tanzen über Wände und Dächer, als würde das Gebäude selbst pulsieren.