Das mit der Gänsezeit ist ganz anders
Autor: Gregor Tholl, dpa
, Montag, 10. November 2025
Gans oder gar nicht: «Es ist wieder so weit», verkünden derzeit viele Lokale - und preisen ihre Gänsebraten-Aktionen an. Wie steht es eigentlich tatsächlich um die deutsche Tradition des Gänseessens?
Restauranttafeln, Speisekarten und Instagram-Profile von Lokalen in ganz Deutschland - von Sylt bis zum Allgäu, von Aachen bis Görlitz - verkünden es derzeit wieder: «Es ist Gänsezeit.» Auch in Supermärkten und Discountern liegt das fette Geflügel prominent aus. Denn: Zum Martinstag (11. November) hat man angeblich Gans zu essen, in der Adventszeit und an den Weihnachtsfeiertagen ohnehin. Doch wie populär ist der Gänsebraten wirklich?
Geflügel liegt im Trend
Eines machen Statistiken deutlich: Geflügelfleisch wird in Deutschland immer beliebter. Der rechnerische Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr stieg zuletzt auf etwa 14 Kilogramm im Schnitt (Schweinefleisch wird immer noch doppelt so viel gegessen). Die Zunahme beim Geflügel geht vor allem auf Hühnchen zurück.
Gibt es im großen Geflügeltrend aber vielleicht auch einen Gänse-Hype, wenigstens in Gaststätten? Darauf antwortet der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, das könne man zum eigenen Bedauern nicht sagen.
Der Bundesverband Bäuerlicher Gänsehaltung lässt sogar mitteilen: «Eher hat sich der Absatz von Gänsefleisch in den vergangenen Jahren über die Gastronomie deutlich reduziert. Generell merken wir diesbezüglich weiterhin die Auswirkungen von Corona im Hinblick auf die Nutzung von Restaurants.»
In einem Restaurant kostet ein klassischer Teller mit Brust und Keule, Klößen und Rotkohl schnell mal über 30 Euro. Das kann sich nicht jeder leisten.
«Bei uns im traditionellen Gasthaus - das ist hier 300 Jahre alt - ist es in der Zeit von November bis Dezember immer noch angesagt, Gans zu essen», sagt Frank Müller vom «Gasthaus Müller» in Barsinghausen bei Hannover. «Das gilt im Haus wie auch außer Haus. Es werden zu Weihnachten viele Enten und Gänse für zu Hause abgeholt.»
Allerdings sehe er auch, dass die Zielgruppe meist etwas älter sei, so ab 40 Jahre, sagt Müller, der Mitglied im Verband der Köche Deutschlands und Laurentius-Preisträger ist. «Ein Großteil der Jüngeren ist heut doch eher mit weniger Fett und vegetarisch, vegan et cetera unterwegs.»