Mutmaßlicher Chef der Entführer: «Es gab viel Druck auf uns»
Autor: Bernhard Sprengel und Stephanie Lettgen, dpa
, Mittwoch, 10. Dezember 2025
Nach längerer Pause müssen die Angeklagten im Block-Prozess wieder vor Gericht erscheinen. Ein wichtiger Zeuge sagt aus. Er soll der Chef der Entführer gewesen sein.
Fast fünf Monate nach Beginn des Block-Prozesses ist überraschend der mutmaßliche Kopf der Entführer als Zeuge beim Landgericht Hamburg erschienen. Nach dem 68-jährigen Israeli hatte die Staatsanwaltschaft seit dem vergangenen Jahr gefahndet. Er soll die Entführung der beiden Kinder - damals zehn und 13 Jahre alt - vom Wohnsitz des Vaters in Dänemark organisiert und durchgeführt haben. Für seine freiwillige Aussage sicherten ihm die Ermittlungsbehörden sicheres Geleit zu.
Das Gericht erhofft sich von ihm Antworten auf die Fragen: Hat Christina Block die Entführung in Auftrag gegeben? Kannte die 52-Jährige die Pläne? Christina Block, Tochter des Gründers der Restaurantkette «Block House», Eugen Block, ist angeklagt, während eines langen Sorgerechtsstreits den Auftrag zur Entführung ihrer beiden jüngsten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 in Auftrag gegeben zu haben.
Insgesamt gibt es sieben Angeklagte, darunter Christina Blocks Lebensgefährte Gerhard Delling. Der frühere Sportmoderator ist wegen Beihilfe angeklagt. Der 66-Jährige betont, nichts Unrechtes gemacht zu haben.
Auch Block bestreitet den Anklagevorwurf. Nach ihren Angaben ging es bei dem ersten Treffen mit dem Chef der Sicherheitsfirma um das IT-System ihres Hotels «Grand Elysée». Die Cyber-Sicherheit des Hauses sollte getestet und verbessert werden. Bei der Entführung der Kinder habe die Firma auf eigene Faust gehandelt.
Der Zeuge, der nach eigenen Angaben ein Unternehmen für Cyber-Sicherheit leitet, begann chronologisch im Dezember 2022, als er zum ersten Mal in Israel von der Familie Block hörte. Detailliert schilderte er das erste Treffen mit Christina Block in einem italienischen Restaurant in Hamburg im Januar 2023. Dabei habe Block die Situation ihrer Kinder erklärt.
«Es war ein ganz emotionales Meeting», sagte der Zeuge nach den Worten einer Übersetzerin. In Anwesenheit des Anwalts der Block-Familie sei er gebeten worden, einen Plan zu erarbeiten. Er habe Daten sammeln sollen, die im Sorgerechtsstreit helfen könnten, den Jungen und das Mädchen zurückzubringen.
Zeuge soll für Geheimdienst gearbeitet haben
Nach Aussage eines früheren Zeugen soll der 68-jährige Berufssoldat bei den israelischen Spezialkräften und Abteilungsleiter beim Geheimdienst Mossad gewesen sein. Einer der Verteidiger im Prozess hatte im November eine Zeugenaussage über den Israeli so zusammengefasst: Der Leiter der israelischen Sicherheitsfirma sei eine zentrale Figur in dem Fall. Als Mossad-Agent habe er sämtliche Manipulationstechniken erlernt und Legenden verkaufen können.