Angriffe auf Polizei, mehr als 200 Festnahmen in Berlin
Autor: dpa
, Montag, 01. Januar 2024
Die Anspannung vor der Silvesternacht war nach den Böller-Angriffen vom Vorjahr groß. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Im Laufe der Nacht häuften sich wieder die Angriffe.
Friedliches Feiern in kleinem Kreis, heftiges Feuerwerk auf Plätzen und Straßen und auch aggressives Böllerwerfen und Abfeuern auf andere Menschen - die Silvesternacht in Berlin offenbarte wieder alle Aspekte der Großstadt. Die Polizei meldete gegen 2.00 Uhr bislang 230 vorläufige Festnahmen.
Mindestens 15 Polizistinnen und Polizisten wurden verletzt. Im ganzen Stadtgebiet sei es immer mal wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizei und Feuerwehr und auch von Menschen untereinander gekommen, sagte eine Sprecherin. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei aber nicht gegeben. «Diverse Angriffe mit Pyro, Schreckschuss & Flaschen auf Einsatz- und Rettungskräfte» würden gemeldet, hieß es. Viele sehr laute Explosionen deuteten auch auf illegale Böller hin. Immer wieder waren auch Schüsse aus Schreckschusspistolen zu hören.
Polizei: 99,9 Prozent der Menschen feiern friedlich
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik betonten am frühen Abend, der Großteil der Berliner feiere friedlich, das gelte für «99,9 Prozent der Menschen» in der Stadt. Die Polizei hatte vor Silvester immer wieder erklärt, in so einer großen Stadt lasse sich leider nicht jeder Krawall mit Feuerwerk verhindern.
Nahe dem Alexanderplatz beschossen sich schon Stunden vor Mitternacht größere Gruppen von insgesamt rund 500 Menschen mit Silvesterraketen. Polizisten hätten die Gruppe auseinander getrieben und kontrolliert, hieß es im Internetportal X (vormals Twitter). Aus einer Gruppe von 200 Menschen in der Nähe sei die Polizei mit Raketen oder anderer Pyrotechnik beschossen worden.
Angriffe auf Polizei
In Neukölln wurden Verdächtige gefasst, die Molotow-Cocktails gebastelt hatten. Außerdem seien dort mehrfach Autos beschossen worden, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, meldete die Polizei. «In der Hermannstraße schießen Personen mit Raketen auf unsere Einsatzkräfte.» Im Stadtteil Gropiusstadt sei ein geparkter Polizei-Einsatzwagen durch die Explosion einer Kugelbombe stark beschädigt worden.
Insgesamt waren fast 5000 Polizisten in der Nacht im Dienst, um ähnliche Krawalle und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr zu verhindern: 3500 Polizisten aus mehreren Bundesländern waren auf den Straßen im Einsatz. Besonders in Silvester-Brennpunkten früherer Jahre in Neukölln, Mitte und Schöneberg hatte sich die Polizei sichtbar auf den Straßen postiert. Dazu kamen 1000 Polizisten in Streifenwagen und Wachen sowie 500 Bundespolizisten in und an den Bahnhöfen. Das war das größte Polizeiaufgebot in einer Silvesternacht Berlins.
In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. In diesem Jahr war die Polizei zusätzlich besorgt wegen des Gaza-Kriegs nach dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel und der aufgeheizten Stimmung in Teilen der arabischstämmigen Bevölkerung in manchen Stadtteilen.