Angeklagter schweigt im Prozess um Explosion in Ratingen
Autor: Frank Christiansen, dpa
, Freitag, 24. November 2023
Die Explosion in einem Ratinger Hochhaus ist von Bodycams aufgezeichnet worden. Der mutmaßliche Täter, ein 57 Jahre alter Mann, zeigt keine Reue und schweigt vor Gericht. Dafür sprechen die Opfer.
«Da ist einer drin. Da ist einer drin», schreit die junge Polizistin. Im Düsseldorfer Landgericht werden am Freitag Aufnahmen der Bodycams der Beamten vorgespielt. Sie zeigen das Geschehen vom 11. Mai im zehnten Stock eines Hochhauses in Ratingen bei Düsseldorf hautnah.
«Der will sich anzünden», ruft ihr Kollege. Dann kommt ein Schwall Flüssigkeit über einen Stapel Getränkekisten auf die Beamten geflogen und Sekunden-Bruchteile später gibt es einen gewaltigen Feuerball.
Der 57-jährige Ratinger Frank P. wollte keinen Selbstmord begehen, er wollte die Polizisten anzünden, sagt die Staatsanwältin Laura Neumann. Sie wirft ihm beim Prozessbeginn am Freitag versuchten Mord in neun Fällen vor. Er habe versucht, neun Menschen heimtückisch, grausam und mit gemeingefährlichen Mitteln zu töten.
Ein 30-jähriger Polizist berichtet, wie der Einsatz abgelaufen sei. Er sei der Erste gewesen, der die Wohnung damals betreten habe. Die Hausverwaltung habe sie gerufen. Die beiden Bewohner der Wohnung würden vermisst, der Briefkasten quelle über, das Auto der Mieter sei entsiegelt.
Auf das Klopfen und Klingeln hin habe niemand geöffnet. Sie hätten noch einen Blick vom Nachbarbalkon in die Wohnung werfen wollen, aber das habe der Nachbar aus Angst vor Frank P. verweigert: «Der ist irre», habe er gesagt.
Dann habe die Feuerwehr die Wohnungstür geöffnet und starker Verwesungsgeruch sei ihnen entgegengeströmt. Es sei kein Geräusch zu hören gewesen. «Ich dachte, da ist niemand drin», berichtet der Beamte.
Eine Polizistin steht in Flammen
Die Eingangstür sei blockiert und verbarrikadiert gewesen, sie hätten erst eine Kette bilden und Getränkekästen nach draußen schaffen müssen, um sich einen Weg zu bahnen. Dann habe er ein Geräusch gehört und den Angeklagten mit einem Stück brennenden Textil in der Hand gesehen. «Dann fängt man an, alles anders zu bewerten. Vorher habe ich an einen erweiterten Suizid gedacht.»