50 Jahre Playmobil - Vom Kinderzimmer zum Sammlerstück
Autor: Irena Güttel, dpa
, Dienstag, 30. Januar 2024
So gut wie jedes Kind kennt Playmobil. Nun werden die Spielfiguren 50 Jahre alt - und wollen sich nach einer «Midlife Crisis» teilweise neu erfinden.
Punkt, Punkt, gebogener Strich - fertig ist das Gesicht, dazu obendrauf Zick-Zack-Haare. Würde man ein Kind eine Spielzeugfigur entwerfen lassen, würde diese wahrscheinlich ähnlich aussehen. Ein einfach gehaltenes Design, aber man erkennt sofort: Das ist eine Playmobil-Figur.
Vor 50 Jahren kamen die ersten dieser Spielzeugfiguren auf den Markt und eroberten in den nächsten Jahrzehnten die Kinderzimmer in vielen Ländern weltweit. Wer mit Playmobil groß geworden ist, hat inzwischen meist selbst Kinder, die ebenfalls damit spielen oder gespielt haben. Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war damals jedoch eine kleine Revolution.
Ein 7,5 Zentimeter großer Ritter, ein Bauarbeiter und ein Indianer - das waren die ersten Figuren, die der Spielzeugproduzent Horst Brandstätter am 2. Februar 1974 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorstellte. Genau dort feiert die Spielzeugmarke aus dem mittelfränkischen Zirndorf das runde Jubiläum und will zugleich ein neues Kapitel in seiner wechselvollen Geschichte aufschlagen, wie Playmobil-Vorstand Bahri Kurter ankündigt. «Wir stellen uns jetzt strategisch neu auf.»
Neustart mit neuen Zielgruppen
3,8 Milliarden Playmobil-Figuren wurden in den vergangenen 50 Jahren gefertigt, in mehr als 100 Ländern sind diese erhältlich. Trotzdem lief es zuletzt nicht mehr so gut für die Traditionsmarke. Der Mutterkonzern, die Horst Brandstätter Group, streicht nach zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren mit Einbußen bei Umsatz und Gewinn 700 Stellen weltweit. Genaue Geschäftszahlen nennt die Gruppe generell nicht.
Offen spricht Kurter dagegen über die Probleme von Playmobil, die aus seiner Sicht zum Teil hausgemacht sind. In den vergangenen Jahren sei die ursprüngliche Zielgruppe der vier bis zehn Jahre alten Kinder um ein Drittel geschrumpft, weil sich die älteren zunehmend mit digitalen Medien beschäftigten, sagt er. Man habe aber versucht, diese neuen Probleme mit alten Konzepten zu beheben. «Und das hat nicht so funktioniert, wie wir das wollten.» Eine Neuausrichtung, die Kleinkinder und die Sammelleidenschaft von Jugendlichen und Erwachsenen anspricht, soll nun neue Käuferinnen und Käufer bringen.
Mit einer Neuausrichtung begann auch die Geschichte von Playmobil: Einst stellte der Spielzeugproduzent Horst Brandstätter Hula-Hoop-Reifen, Trettraktoren und andere große Kunststoff-Artikel her. Bereits 1971 hatte Entwickler Hans Beck die Idee für die ersten Playmobil-Figuren. Als dann im Zuge der Ölkrise die Preise für Kunststoffe enorm stiegen, erkannte Brandstätter darin eine Chance, neue Spielzeuge zu fertigen, für die man weniger Kunststoff brauchte.
Heute weit bekannt, damals revolutionär neu
Zu den ersten Playmobil-Männern gesellten sich bald Frauen, Kinder und Tiere. Es entstanden ganze Themenwelten wie Ritterburg, Bauernhof oder Piratenschiff, die sich erweitern und kombinieren ließen. «Es war perfekt durchkomponiert, das hatte etwas verblüffend Neues», sagt Karin Falkenberg vom Spielzeugmuseum in Nürnberg. Kinder konnten sich dadurch mit ihren Playmobil-Sachen zum Spielen verabreden.