110 Jahre «Mensch ärgere dich nicht»
Autor: Irena Güttel, dpa
, Montag, 29. Januar 2024
«Mensch ärgere dich nicht» kennen fast alle. 110 Jahre ist das Spiel alt - und bleibt trotzdem aktuell.
«Mensch ärgere dich nicht» - allein der Titel kann eine Provokation sein. Wenn man kurz vor dem Ziel steht und wiederholt rausgeworfen wird, fällt es manchmal schwer, sich zu beherrschen.
Spielfiguren, Würfel oder gar das ganze Spielbrett können dann durch die Gegend fliegen. Dennoch ist «Mensch ärgere dich nicht» eins der erfolgreichsten Gesellschaftsspiele überhaupt. Jetzt wird es 110 Jahre alt.
100 Millionen Exemplare wurden nach Angaben von Schmidt Spiele mit Sitz in Berlin bisher verkauft. Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg wird der Verlag das Jubiläum am Dienstag groß feiern. Dass das Spiel so ein Erfolg werde, damit habe Erfinder Josef Friedrich Schmidt wohl nicht gerechnet, als er damals das Spiel in seiner Wohnküche in München entwickelt habe, teilte Verlag-Geschäftsführer Axel Kaldenhoven mit.
Der Durchbruch kam 1914 mit dem Ersten Weltkrieg: Schmidt schickte 3000 Exemplare an Lazarette, wo verwundete Soldaten das Spiel lieben lernten und später mit nach Hause zu ihren Familien nahmen.
Mit Einfachheit zum Erfolg
Generationen von Kindern sind mit «Mensch ärgere dich nicht» aufgewachsen, haben es mit Eltern, Großeltern oder im Kindergarten gespielt. Auch heute sei es nach wie vor eines der großen Familienspiele, meint Stefanie Kuschill vom Deutschen Spielearchiv in Nürnberg. «Vermutlich gibt es kaum einen Spiele-Haushalt ohne zumindest eine 'Mensch ärgere dich nicht'-Variante.»
Dieser Erfolg ist angesichts der Konkurrenz heute sogar noch erstaunlicher. Jedes Jahr kommen Hunderte neue Spiele auf den Markt, viele davon deutlich aufwendiger gestaltet und ausgefeilter in der Spielstrategie. Doch gerade die Einfachheit bei «Mensch ärgere dich nicht» macht aus Sicht von Kuschill dessen Reiz aus: «Es kann sich recht mühelos generationsübergreifend geärgert werden.»
Verständlich ohne lange Spielanleitung
Das sieht der Medienwissenschaftler Christian Gürtler von der Universität in Erlangen genauso. Studien zeigten, dass zu komplexe Regeln die Motivation hemmen könnten, ein Spiel zu beginnen, erläutert er. Bei «Mensch ärgere dich nicht» seien die Regeln relativ einfach, so dass kleine Kinder diese schon begreifen könnten. «Es ist ein gutes Einstiegsspiel, um zu lernen, Regeln einzuhalten, zu zählen und die Emotionen zu regulieren.»