Druckartikel: Nach dem G8 ist vor dem runderneuerten G9

Nach dem G8 ist vor dem runderneuerten G9


Autor: Klaus Angerstein

Bamberg, Dienstag, 16. Mai 2017

Der alte Vorsitzende des Philologenverbands kämpfte jahrelang gegen das ungeliebte G8, sein Nachfolger im Amt möchte das wiedereingeführte G9 runderneuern.
Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Michael Schwägerl  Foto: dpa


Der neue Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (BPV), Michael Schwägerl, hat Glück. Weil die gymnasiale Kurzform G8 - inzwischen abgeschafft - für ihn kein Thema mehr darstellt. Seinen Vorgänger Max Schmidt begleitete die von den meisten Pädagogen und Eltern nicht sonderlich geschätzte Kurzvariante und das Ringen um eine Reform dieser Reform dagegen nahezu während seiner gesamten Verbandstätigkeit.

Schwägerl, der in Höchstadt im Landkreis Erlangen-Höchstadt wohnt, hat die Chance, die Vorstellungen seines Verbands für das runderneuerte G9 in die Detailarbeit einzubringen. Auch im Kultusministerium hat man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Diese Chance will der BPV-Chef nutzen, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung versichert. Kein Thema ist für ihn eine Rückkehr zur alten gymnasialen Langform. Es brauche Neuerungen.

Die Welt sei inzwischen eine andere. Ebenso die Schüler. Bleiben soll es bei der Fächerstruktur und der Vorbereitung aufs Studium. Immerhin angesagtes Ziel für 75 Prozent der Gymnasiasten. Aber: Auch die Vorbereitung auf eine Berufslaufbahn soll künftig nicht mehr zu kurz kommen. Das zusätzlich gewonnene Jahr muss nach Vorstellung der Philologen der individuellen Förderung sowohl leistungsschwacher als auch leistungsstarker Schülern dienen. Bislang zu stark standardisiert, soll es in der Oberstufe künftig wieder möglich sein, dass die Schüler neben einem Pflichtprogramm ihren speziellen Neigungen vertieft nachgehen können.


Zeit für Hobbys oder Überholspur

Und für die Unter- und Mittelstufe geht Schwägerl davon aus, dass der Pflichtunterricht sich wieder auf den Vormittag konzentrieren wird. Neben den Hausaufgaben kann so Zeit bleiben für Hobbys und andere Engagements der Schüler. Nicht zu vergessen die auch im neuen G9 vorgesehene "Überholspur" für Schüler, die das Abitur nach acht Jahren anstreben. Da bleibt bis zum Schuljahresende im Juli noch viel Detailarbeit zu leisten.

Vor allem im Kultusministerium, aber auch bei den Vertretern der betroffenen Verbände. Neben der Einführung der neuen Gymnasialform verfolgt Schwägerl natürlich weitere Ziele. So will er sich unter anderem um den pädagogischen Nachwuchs kümmern. Hier vor allen Dingen darum, dass sich auch im gymnasialen Bereich für Referendare wieder berufliche Perspektiven im Freistaat eröffnen. Beteiligen will man sich zudem an einer bundesweit durchzuführenden Arbeitszeituntersuchung für Lehrkräfte an Gymnasien.
Nicht zuletzt auch deshalb, um dem weitverbreiteten Vorurteil zu begegnen, demzufolge der Lehrerberuf lediglich ein gutbezahlter Halbtagsjob sei.