Druckartikel: Mit "Blinkist" ein Sachbuch in 15 Minuten lesen

Mit "Blinkist" ein Sachbuch in 15 Minuten lesen


Autor: Petra Breunig

Berlin, Dienstag, 11. März 2014

Wer keine Zeit zum Lesen dicker Ratgeber hat, kann auf "Blinkist" zurückgreifen. Der Dienst fasst das Wichtigste eines Buches zusammen.
So schaut die App auf einem iPhone aus. Alle Fotos: Blinkist


Eigentlich müsste man noch den wichtigen Ratgeber "Überzeugen wie Steve Jobs" lesen, sich über Nelson Mandela informieren und außerdem noch lernen, wie man glücklich durchs Leben geht. So ähnlich ging es auch Holger Seim vor gut zwei Jahren. Zusammen mit seinen Studienkollegen Tobias Balling, Niklas Jansen und Sebastian Klein entschloss er sich zum Schritt in die Selbstständigkeit und gründete "Blinkist".

"Wir mögen Sachbücher, hatten aber wenig Zeit, sie zu lesen", sagt Seim. "Außerdem weiß kann man nie sicher sein, ob ein Sachbuch auch genau das Gebiet abdeckt, über das man sich gerade informieren möchte oder ob es nicht mit viel zu viel Wissen vollgestopft ist." Ziemlich subjektive Einschätzungen, wie der 29-Jährige zugibt, um sofort zu betonen, dass es vielen Menschen in unserer schnelllebigen, wissensüberfluteten Welt so gehe und sie sich deshalb gerne helfen lassen würden.


Kurze Inhaltsangaben, die in 15 Minuten lesbar sind

Eben diese Hilfe verspricht Blinkist: In Form einer App für Apple-Geräte (eine Android-App soll Ende des Jahres folgen) werden populäre Sachbücher, die sich auf objektiven Listen von "Spiegel", "New York Times", "Amazon" finden oder auch von Nutzern empfohlen werden, auf acht bis zwölf "Blinks" zusammengefasst, kurze Inhaltsangaben, die man in gut 15 Minuten auf dem iPhone lesen kann, während man beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit ist.

"Ein ,Blink' ist ein kurzer Text, der den Kerngedanken eines Buches zum Inhalt hat und in weniger als zwei Minuten gelesen werden kann" wirbt das Unternehmen auf der eigenen Homepage. Denn es geht nicht darum, ein Buch nachzuerzählen - was schon alleine aus urheberrechtlicher Sicht problematisch wäre und die Rechtsabteilung so mancher Verlage auf den Plan rufen würde. Seim betont, dass seine Firma Bücher nicht ersetzen, sondern sich als eine Art Appetitanreger versteht.


Zeit ist zu kostbar, um sie zu verschwenden

"Sachbücher werden sich in den nächsten Jahren ändern müssen, um überhaupt noch eine Chance auf dem Markt haben zu können", meint Seim. Vielleicht werden Sachbücher interaktive Grafiken mitbringen müssen und Videos, damit sie Leser überhaupt noch gewinnen können. Nicht, weil es langweilig oder unattraktiv wäre, sich zu informieren, sondern weil es sich Leser nicht mehr leisten können, ihre Zeit zu verschwenden. Wenn es nach Seim geht, dann kommt "Blinkist" diesen Lesern gerade recht.

Die Buch-Zusammenfassungen, die nach dem Vier-Augen-Prinzip entstehen, also immer von zwei Fachleuten auf ihrem jeweiligen Gebiet gelesen und auf fünf bis sechs Din-A-4-Seiten komprimiert werden, entstehen meist in zwei Wochen, die erste, noch längere Zusammenfassung, braucht in der Regel fünf Tage bis sie in einer lesbaren Form vorliegt. "Natürlich können unsere Autoren nicht die vollen fünf Tage ununterbrochen durchlesen", lacht Seim und weist darauf hin, dass die "Blinkist"-Autoren vor allem Experten darin sein müssen, analytisch zu denken und den wesentlichen Inhalt des Buches herauszudestillieren, statt nachzuerzählen oder in großen Teilen zu zitieren.


"Blinks" sind ein Bucheinstieg

Wenn es nach Seim geht, dann sind "Blinks" keine Konkurrenz für Verlage und schon gar nicht die Totengräber der Bücher, sondern liefern den Einstieg und durch die entsprechenden Links auch gleich die Möglichkeit, das vollständige Buch oder ein anderes aus dem gleichen Wissensgebiet zu bestellen oder herunterzuladen. Daher ist Seim auch an einer Zusammenarbeit mit den Verlagen interessiert und möchte neben Random House Deutschland, Ullstein und Campus noch weitere Häuser an Bord holen - was "Blinkist" dann auch erlauben würde, Cover oder Zitate zu verwenden.

Seim ist vorsichtig optimistisch, was die Zusammenarbeit mit weiteren Verlagen betrifft - genauso sieht er auch die Zukunft für sein Unternehmen.

Unternehmen "Blinkist" wurde 2012 gegründet und unter anderem von der Deutsche Telekom gefördert.

Mitarbeiter Heute beschäftigt das Unternehmen 13 Mitarbeiter und rund 40 freie Autoren.

App Die "Blinkist"-App gibt es kostenlos im Apple-Store. Eine Android-App soll im 4. Quartal diesen Jahres folgen. Geplant ist auch eine Send-to-Kindle-App. Auf blinkist.com kann man den Dienst auch plattformunabhängig nutzen.

Kosten Die App kostet 4,49 Euro im Monat. Ein Testzugang erlaubt drei Tage lang unbegrenzten Zugang zu allen Angeboten.

Gewinnen Unter allen, die uns bis Freitag, 12 Uhr, eine E-Mail an leserreporter@infranken.de mit dem Stichwort: Blinkist, schicken, verlosen wir fünf Jahresabos.