Millionen Kinder leiden still: Telefonaktion zum Thema "Kinder aus suchtbelasteten Familien"
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
Bamberg, Dienstag, 11. Februar 2020
In der bundesweiten "Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien" bekommen Betroffene und Interessenten in unserer Redaktion Rat von zwei Expertinnen.
Etwa jedes sechste Kind in Deutschland kommt aus einer Familie, in der Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit herrschen. Ihr Risiko, selbst eine Sucht oder eine psychische oder soziale Störung zu entwickeln, ist hoch. Mit rechtzeitiger Unterstützung können sie sich jedoch zu gesunden Erwachsenen entwickeln. Unter dem Motto "Vergessenen Kindern eine Stimme geben" findet alljährlich im Februar eine Aktionswoche statt, an der sich diese Zeitung mit einer kostenlosen Telefonaktion am Dienstag, 11. Februar, beteiligt.
Das sind unsere Expertinnen
Von 16 bis 18 Uhr stehen in unserer Redaktion zwei Expertinnen Rede und Antwort zu allen Fragen rund um "Kinder aus suchtbelasteten Familien": Prof. Dr. Eva Robel-Tillig ist Chefärztin und Leiterin der Kinderklinik am Klinikum Bamberg. Bei unserer Telefonaktion beantwortet sie unter der Durchwahl 0951/188-226 alle Fragen zu gesundheitlichen Folgen für Kinder aus Suchtfamilien. Stephanie Roth ist Diplompsychologin und Leiterin der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern bei der Caritas Bamberg-Forchheim. Sie ist bei unserer Telefonaktion unter der Durchwahl 0951/188-221 am Redaktionstelefon zu erreichen.
Hohe Dunkelziffer
Die Kinder ("Children of Alcoholics/Children of Addicts", kurz COA) sind in Deutschland nicht etwa eine Randgruppe: Rund 3 Millionen haben nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung mindestens einen suchtkranken Elternteil.
Die meisten dieser Jungen und Mädchen - etwa 2,65 Millionen - sind mit der Alkoholabhängigkeit eines Elternteils oder beider Eltern konfrontiert, 40 000 bis 60 000 Kinder haben einen opiatabhängigen Elternteil.
Wie viele Kinder darüber hinaus mit Eltern aufwachsen, die ein nichtstoffliches Suchtverhalten wie Spielsucht, Arbeitssucht, Sexsucht oder Online-Sucht zeigen, kann mangels Zahlen nicht annähernd geschätzt werden. Die Drogenbeauftragte geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Mehr Problembewusstsein nötig
Die betroffenen Kinder sind Risikokandidaten. Darauf möchte die "Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien" aufmerksam machen. Sie lenkt jedes Jahr in der Woche um den Valentinstag das Interesse von Öffentlichkeit und Medien auf die Problematik (www.coa-aktionswoche.de).
Die Idee dazu stammt von der National Association for Children fo Alcoholics (NACoA) in den USA. Die NACOA-Organisationen in Großbritannien und Deutschland nahmen die Idee auf. Auch in Schweden und in der Schweiz wird die Aktionswoche begangen.