Fußball wächst schneller als die Wirtschaft
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Bamberg, Sonntag, 22. Juli 2018
Den Ort für seine Sommerveranstaltung hätte der Förderverein Jugendfußball (JFV) des FC Eintracht Bamberg vermutlich nicht besser wählen können: Traditionsbewusstsein, Leistung und Innovation haben da...
Den Ort für seine Sommerveranstaltung hätte der Förderverein Jugendfußball (JFV) des FC Eintracht Bamberg vermutlich nicht besser wählen können: Traditionsbewusstsein, Leistung und Innovation haben das Unternehmen Brose zum weltweit viertgrößten Automobilzulieferer in Familienbesitz gemacht. Es sind Werte, denen sich auch die neue Führung des FC Eintracht nach eigenen Angaben verpflichtet fühlt und die der Verein seinen Jugendspielern auf den Weg geben will. Insofern war die Einladung des JFV in die futuristischen Bamberger Betriebsgebäude von Brose nur konsequent. Vorsitzender Bernd Kaufer, hauptberuflich Leiter des Brose-Werkes in Würzburg, hieß nicht nur die Mitglieder, sondern auch zahlreiche Vereinsvertreter, Jugendtrainer sowie Angestellte des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) und des DFB willkommen.
Und diese staunten bei der Präsentation der Unternehmenszahlen und der anschließenden Führung durch die beiden Gebäude nicht schlecht über das, was sie hörten und sahen: Werkleiter Michael Swoboda erklärte, dass 1000 Mitarbeiter 1968 am damals einzigen Brose Standort in Coburg 35 Millionen D-Mark Umsatz erwirtschafteten. Heute arbeiten rund 26 000 Beschäftigte an 62 Standorten in 23 Ländern für das Familienunternehmen - und der Umsatz beträgt 6,3 Milliarden Euro. Auch wenn Brose inzwischen seit langem auf unternehmerischem Top-Niveau spielt, führen Geschäftsleitung und Mitarbeiter nach wie vor ihre Erfolge vor allem darauf zurück, dass alle eine "große Familie" sind.
"Genau wie wir", sagt Daniel Sauer, Sportdirektor beim unterfränkischen Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers und Gastreferent des JFV. Sauer lieferte dem Förderverein und seinen Gästen Einblicke, wie die Kickers innerhalb kürzester Zeit den Sprung in den Profibereich geschafft haben. Ein schneller Erfolg ist nach den Worten des Betriebswirts stets abhängig von der Qualität der handelnden Personen und deren Motivation. "Und da kam es uns schlichtweg zugute, dass unsere Mitarbeiter eine hohe Identifikation zum Verein und zur Region haben", unterstrich Sauer. Natürlich hätten die Kickers zudem auch das Glück, einen Sponsor in der Person von Thorsten Fischer zu haben. Der Inhaber der Online-Druckerei Flyeralarm unterstützt das Projekt "Profifußball in Würzburg" seit Beginn an. Einer McKinsey-Studie zufolge wuchs das System Profifußball insgesamt im Zeitraum zwischen 2008 und 2014 mehr als zehnmal so schnell wie die komplette deutsche Wirtschaft. Tendenz anhaltend. Somit profitierten auch Würzburg und die Kickers von diesem System enorm.
Genauso wichtig wie der Profisport ist den Kickers aber auch die Talentförderung - eine der großen Gemeinsamkeiten mit dem FC Eintracht Bamberg. Die Würzburger sind gerade dabei, auf freiwilliger Basis ein vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zertifiziertes Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) aufzubauen. 52 Trainer arbeiten in diesem NLZ, es gibt Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten und Schulen sowie psychologische und pädagogische Betreuung für die Nachwuchskicker. "Wir wollen dieses NLZ, weil es uns das wert ist", betont Sauer. Kinder seien schnell begeisterungsfähig - "und bei uns können sie dieser Begeisterung nachgehen." Auch der soziale Aspekt habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt: Die Kickers sähen sich nicht nur dem Leistungs-, sondern auch dem Breitensport verpflichtet. Ein Credo gab Sauer seinen Zuhörern mit: Im Nachwuchsbereich hat die individuelle Förderung oberste Priorität.