Druckartikel: Freundliches Staunen mit Siegfried Lenz

Freundliches Staunen mit Siegfried Lenz


Autor: Petra Breunig

Bamberg, Donnerstag, 16. Oktober 2014

Siegfried Lenz schrieb nicht nur Belletristik. Er hat während seines gesamten schriftstellerischen Schaffens auch immer Essays geschrieben. Ausgewählte Stücke sind einen Tag nach seinem Tod erschienen.
Siegfried Lenz während eines Interviews im September 2009. Foto: Maurizio Gambarini,dpa/Archiv


Tiefgründig, aber dennoch leicht und mit viel Liebe zum gewählten Thema - Siegfried Lenz' Essays, die jetzt im neuen Band "Gelegenheit zum Staunen" vorliegen, sind ein Lesevergnügen. Das liegt zum einen am meisterlichen Stil des am 7. Oktober 2014 gestorbenen Autors, der nie belehrend oder aggressiv ist, sondern den Leser an der Hand nimmt und ihn mit freundlichen Staunen das Thema nahe bringt. Vielleicht ist es ja gerade dieser leichte Plauderton, mit dessen Hilfe Lenz so Unterschiedliches wie Literatur, Autobiografisches, Kunst und Turnvater Friedrich Jahn erklärt - oder vielmehr den Leser an die Hand nimmt und ihm fast unbemerkt Wissenswertes einflößt.

Für eine offene Gesellschaft

Über die Jahre seines literarisches Schaffens blieb Lenz nicht nur der freundlich-beobachtende Erzähler.

Er verarbeitete mit und in seinen Werken auch die kollektive Schuld der Deutschen nach dem Dritten Reich, die immer auch seine eigene, persönliche war. Gleichzeitig vertrat er immer die Prinzipien einer offenen Gesellschaft, in der er auch immer Dankbarkeit für die Amerikaner empfand. "Es gibt Erfahrungen, die nicht dem Vergessen anheimfallen sollten; dies wird für immer meine Erfahrung bleiben", schreibt Lenz im Vorwort zum "Amerikanischen Tagebuch", das 50 Jahre nach seinem Entstehen im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde und dessen Vorwort als letztes Stück dem Essayband beigefügt wurde.

Nicht dem Vergessen anheim fallen sollten neben dem belletristischen Werk auch Siegfried Lenz' Essays. Wie zur Bestätigung ist dieser Band einen Tag nach dem Tod des großen deutschen Schriftstellers erschienen. Er ist genauso lesenswert wie der Rest seines Werkes.

Siegfried Lenz: Gelegenheit zum Staunen, Hoffmann und Campe, 29 Euro