Druckartikel: Die Macherin - Christa Standecker

Die Macherin - Christa Standecker


Autor: Klaus Angerstein

Nürnberg, Freitag, 18. August 2017

Christa Standecker kümmert sich um das Funktionieren eines wohl einzigartigen Netzwerks - das der Europäischen Metropolregion Nürnberg (EMN).
Die Geschäftsführerin der Metropolregion Nürnberg Christa Standecker  Foto: Barbara Herbst


Sechster Stock in der Theresienstraße 9 in Nürnberg. In unmittelbarer Nähe zum Nürnberger Rathaus am Hauptmarkt und zur Burg ist die Geschäftsstelle der Europäischen Metropolregion Nürnberg untergebracht. Eine 1a-Lage, mithin adäquat für die Metropolregion.

Seit deren Gründung im Jahr 2005 leitet Christa Standecker die Geschäfte. Zunächst war sie dabei allein. Die Volkswirtschaftlerin, die Nürnbergs OB Maly von der gemeinsamen Studienzeit in Erlangen kennt, heuerte nach dem Examen zunächst einmal im Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg an. Maly, von der Idee der Metropolregion schon immer angetan, setzte bei der Realisierung seines Projekts auf die frühere Kommilitonin. Der Nürnberger OB war nicht der Einzige, den die Metropolidee begeisterte. Eine ganze Reihe von Kommunalpolitikern aus der Region habe sich engagiert, erzählt Standecker aus der Frühzeit der EMN. Den früheren Bamberger Landrat Günther Denzler stellt sie dabei besonders heraus. "Es galt in der Gründungs- und Aufbauphase eine ganze Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn ich dabei einmal überhaupt nicht mehr weiterwusste, habe ich Günther Denzler angerufen. Der konnte immer helfen."


Keine hierarchische Struktur

Wie sich die Metropolregion eigentlich organisiert, wollen wir wissen. Standecker hat in ihrem Büro auf eine Flipchart skizziert, wie diese Organisationsform aussieht. "Eins vorweg: Die üblichen hierarchischen Strukturen existieren bei uns nicht", erfahren wir. Klingt ungewöhnlich, ist es auch.
"Wir setzen auf ein breites Netzwerk verschiedener Akteure und agieren alle auf Augenhöhe. Deshalb haben wir auch nicht eine Zentrale, sondern neben der Nürnberger Geschäftsstelle einige weitere gleichberechtigte Geschäftsstellen der Foren in Bamberg, Bayreuth, Erlangen und Fürth."

Und das funktioniert? "Sehr gut sogar," bekommen wir zur Antwort. Die Idee dahinter: Die Metropolregion nutzt die jeweils vor Ort vorhandene Kompetenz der dortigen Experten. Die haben wiederum die Aufgabe, nicht nur die Interessen ihrer jeweiligen Kommune im Blick zu haben, sondern darüber hinaus die der gesamten Region. "Die setzen sich gleichsam einen größeren Hut auf", so die EMN-Geschäftsführerin.
In der Praxis heißt das, dass die Bamberger Geschäftsstelle natürlich den Tourismus und den Fremdenverkehr in der Fränkischen Schweiz oder etwa im Fichtelgebirge besonders im Auge haben muss.
Der Aufgabenverteilung zufolge sind die Bayreuther im weiteren für Verkehr und Planung, die Fürther für Wissenschaft, die Erlanger für Kultur und die Nürnberger für Bereiche wie Sport oder Wirtschaft und Infrastruktur zuständig. In den Geschäftsstellen würden auch die Ideen für Projekte geboren, die die Region voranbringen sollen.

Vorschläge dazu würden im Steuerungskreis, der zweimal im Jahr zusammenkommt, diskutiert und beraten und vom Rat, dem politischen Gremium der Metropolregion, abgesegnet.
Beispiele für derlei realisierte Projekte gibt es reichlich. So zum Beispiel die Allianz gegen Rechtsextremismus, in der sich 145 Gebietskörperschaften und 174 Organisationen gegen die Verbreitung rechtsextremistischer Ideologien zusammengeschlossen haben. Ein Klimapakt sieht die Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent vor.

Außerdem geht es um Dinge wie intelligente Mobilität, das Netzwerk "Original Regional" mit seinen 1500 Direktvermarktern, ein gemeinsames Leitbild und eine Imagekampagne. Die sei notwendig, um die Innovations- und Wirtschaftskraft der Region auch im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, so Standecker.
Zwölf Jahre ist die Metropolregion Nürnberg inzwischen alt. Die Bilanz der EMN-Geschäftsführerin: "Der Aufbau eines internen Netzwerks, die Kooperation untereinander, ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl, das ist inzwischen gewachsen."

Und die Zukunft? "Wir müssen uns als wirtschaftsstarke Region den internationalen Herausforderungen stellen." Angst hat sie vor dieser Aufgabe nicht. "Wenn andere mit den Hosenträgern schnalzen, dann können wir da locker mithalten."