"Der Process" in neuer Wucht
Autor: Petra Breunig
Bamberg, Mittwoch, 18. Juni 2014
"DingDiiing", viele "?" und "!" - damit arbeitet das Buch, das aus Frank Kafkas Werk eine ganz eigene Welt erschaffen hat - die recht nah am Original ist.
"Der Prozess" ist wohl Franz Kafkas bekanntestes Werk und es ist zugleich auch eines, das am meisten verwirrt und verstört. Schließlich wird Josef K. ohne Grund verhaftet und in ein Gerichtsverfahren verwickelt, das immer undurchschaubarer wird. Statt zur Aufklärung welcher Anschuldigung auch immer beizutragen, entwickelt sich der Versuch Ks, seine Unschuld zu beweisen, immer mehr zu einem Akt der Verzweiflung.
Chantal Montelliers Illustrationen fangen die düstere, beklemmende Stimmung in der Graphic Novel "Der Process" meisterhaft auf.
Präzise und verwirrend
Die Bilder, die in ihrer Einfachheit präzise und verwirrend zugleich sind, veranschaulichen die absurde, groteske Stimmung des Romans auf ungewöhnliche, aber zugleich sehr passende Art und Weise, lassen die Bilder, die der Leser des Originals im Kopf hat, lebendig werden.
Diese Adaption erschafft eine ganze eigene Welt. Sie beweist aber eindrucksvoll, dass Kafkas Wortkunst auch in seiner Verdichtung auf - im Vergleich zum Original - verschwindenden Kürze nichts von seiner Wucht verloren hat und immer noch oder erneut lesenswert ist.
Chantal Montellier und David Zane Mairowitz: Der Process nach Franz Kafka. Knesebeck, 22 Euro