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Der neue Schlink: Leicht, nicht oberflächlich


Autor: Petra Breunig

Bamberg, Mittwoch, 27. August 2014

Wer eine oberflächliche Unterhaltung sucht, wird sie mit "Die Frau auf der Treppe" nicht finden. Bernhard Schlinks neuer Roman hat aber alle, was man von einem Meister der deutschen Sprache erwartet.
Der Autor Bernhard Schlink bei einer Lesung in Köln. Foto: Henning Kaiser, dpa/Archiv


Frankfurt, Sydney und eine einsame Bucht an der australischen Küste. Das sind die Schauplätze, zu denen uns Bernhard Schlink in seinem neuen Roman "Die Frau auf der Treppe" führt. Nicht zu vergessen natürlich eine Kunstausstellung, in der das titelgebende Gemälde hängt. Denn natürlich geht es um das Gemälde, seine Entstehung und die Geschichte, die sich darum spinnt, eine Geschichte, in der es um Liebe geht, aber natürlich auch darum, welche Lebensträume nicht verwirklicht wurden.

Leben, Liebe, Tod

Als der Rechtsanwalt und Ich-Erzähler das Bild nach Jahren wiedersieht, ist es, als würde er mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. Und er macht sich auf die Suche nach der Frau, die er damals geliebt hat.
"Die Frau auf der Treppe" ist nur vordergründig ein leichter Roman, denn er beschäftigt sich mit den grundlegenden Fragen nach Leben, Liebe und Tod. Er tut das aber nur deshalb so leichtfüßig, weil Bernhard Schlink ein meisterlicher Erzähler ist, dessen Sprache nie kompliziert und abgehoben wirkt, aber dennoch literarische Tiefe hat. Nicht von ungefähr hat sie ihm mit seinem Roman "Der Vorleser" aus dem Jahr 1995 weltweite schriftstellerische Anerkennung eingebracht. Trotz seiner Leichtigkeit aber ist auch das vorliegende Werk keine oberflächliche Lektüre, in der man mal eben ein paar Sätze nebenher liest. Wer sich darauf einlässt, wird ein paar wunderbare Stunden erleben.

Bernhard Schlink: Die Frau auf der Treppe, Zürich, Diogenes, 21,90 Euro