von Detlef Drewes
Amalgam-Füllungen in Zähnen gelten als problematisch. Denn sie enthalten das hochgiftige Quecksilber. Nun will die Europäische Union dafür sorgen, dass Amalgam schrittweise aus den Zahnarztpraxen verbannt wird.
Warum geht die EU gegen Amalgam vor?
Amalgam enthält neben Silber, Kupfer und Zinn auch das hochgiftige Quecksilber. Dieses Material ist weich, leicht formbar und damit als Zahnfüllung sehr verbreitet. Dennoch gehen Mediziner davon aus, dass Patienten mit einer Amalgam-Füllung einer vier- bis fünfmal so hohen Belastung ausgesetzt sind als dies bei anderen Plomben der Fall wäre.
Warum gibt es Amalgam als Regelleistung der Krankenkassen?
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) spricht vom "ältesten, besterforschtem zahnärztlichen Wirkstoff". Hinzu kommt: Reparaturen mit Amalgam sind kostengünstig und mit bis zu 18 Jahren extrem haltbar. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt, es gebe kein Füllmaterial mit "ähnlich breitem Anwendungsspektrum bei der gleichen Verarbeitbarkeit und den gleichen physikalischen Fähigkeiten wie Dental-Amalgam".
Verwenden die deutschen Zahnärzte denn überhaupt noch Amalgam?
Die KZBV betont ausdrücklich, dass dieses Füllmaterial zwar "rückläufig" genutzt wird, aber es gilt nach wie vor als Regelleistung für gesetzlich Versicherte. Die denken allerdings auch inzwischen immer mehr um - zum einen wegen ihrer Gesundheit, zum anderen aus ästhetischen Gründen.
Soll Amalgam komplett verboten werden?
Nein, zunächst fordert die EU-Kommission in Brüssel, dass ab dem 1. Juli 2018 kein Amalgam mehr bei Zahnreparaturen von Kindern, werdenden Mütter und stillenden Frauen verwendet wird. Nach 2020 soll dann geprüft werden, ob dieser Stoff ab 2030 komplett aus den Praxen verschwinden kann.
Welche Alternativen gibt es für Patienten?
Zahnärzte bieten schon verschiedene Füllungen an. Dazu gehören Kunststoff-Plomben ebenso wie Keramik-Zahnersatz oder Gold-Inlays. Diese sind aber teurer, so dass der Patient unter Umständen einen hohen Eigenanteil, der bis zu 800 Euro pro Zahn bei einem Gold-Inlay reichen kann, selber tragen muss.
Gibt es keine Zuschüsse?
Die Krankenversicherungen handhaben dies unterschiedlich. Einige zahlen dem Versicherten die Kosten für eine Amalgam-Zahnfüllung, was darüber hinausgeht, muss der Patient dann aus eigener Tasche tragen.
Kommentar von Detlef Drewes: Auf den Zahn gefühlt
ass sich die Brüsseler EU-Kommission als Amalgam-Killer betätigen will, mag fremd erscheinen, hat aber seinen Sinn. Die meist verwendete Zahnfüllung muss, ja sollte man ersetzen. Daran gibt es keine Zweifel. Doch dann muss auch die Frage beantwortet werden, welcher annähernd gleichwertige Stoff von den Krankenkassen als Regelleistung bezahlt wird. Denn genau darum geht es letztlich. Dass höherwertige Alternativen zur Verfügung stehen, gilt als unstrittig. Aber es ist nicht die breite Mehrheit, die sich entsprechende Füllungen leisten kann. Also wird man Geld in die Hand nehmen müssen, nicht nur um anderes Material allen zugänglich zu machen, sondern auch um die Prophylaxe auszuweiten, damit der Bohrer überflüssig wird.