Abschied unter Tränen
Autor: Udo Schilling
Bamberg, Donnerstag, 10. Sept. 2015
Wie schon am Mittwoch gegen Italien war Dennis Schröder erneut der tragische Held der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Der 21-Jährige vergab vier Sekunden vor Schluss einen Freiwurf zum Ausgleich. Mit der 76:77-Niederlage gegen Spanien ist die EM für Deutschland beendet, und für Dirk Nowitzki seine Nationalmannschaftskarriere.
Es war ein Abschied unter Tränen für einen ganz Großen. Als Dirk Nowitzkis Teamkollegen schon längst in den Katakomben der Berliner Arena am Ostbahnhof verschwunden waren, musste der Würzburger nach einem TV-Interview noch einmal übers Feld. Alle Zuschauer spendeten stehend Applaus, Nowitzki winkte, verneigte sich und verbarg seine Tränen unter seinem Trikot. Sehr wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Nationalmannschaft.
Spanien zieht ins Achtelfinale ein
Die 37-jährige NBA-Legende hätte eine Verlängerung seiner Karriere für Deutschland verdient gehabt - und auch seine Mannschaft, die sich gestern erneut hervorragend verkaufte. Am Ende stand mit dem 76:77 (38:41) gegen Spanien die vierte Niederlage im fünften Vorrundenspiel für das Team von Bundestrainer Chris Fleming zu Buche, die das Aus bedeutete.
Spanien fliegen heute zur Endrunde nach Lille (Frankreich), die deutschen Basketballer packen ihre Koffer und fahren frustriert nach Hause.
Erfahrung siegt über Jugendlichkeit
13 050 Fans in der erneut ausverkauften Arena am Ostbahnhof in Berlin gaben alles, um Deutschland zur Endrunde zu schreien. Doch es reichte nicht. Spanien, das im vergangenen Jahrzehnt bei fast allen Großereignissen eine Medaille gewann, bei der EM 2009 und 2011 den Titel holte und 2006 die Weltmeisterschaft gewann, war zu clever für die junge deutsche Truppe. Der 35-jährige zweimalige NBA-Champion Pau Gasol (16 Punkte, 11 Rebounds) sorgte mit seinen beiden abgezockten Guards vom Euroleague-Sieger Real Madrid, Sergio Rodriguez (19 Punkte) und Sergio Llull (14), für das Aus der deutschen Mannschaft. "Die Erfahrung der beiden Aufbauspieler war sicher mitentscheidend für den Ausgang des Spiels. Unsere beiden, Dennis Schröder und Maodo Lo, sind erst 21 oder 20. Sie werden aber diese Erfahrung mitnehmen, davon lernen und stärker zurückkommen", sagte Fleming und blickte bereits in die Zukunft. Eine Zukunft mit dem Amerikaner, der noch einmal versicherte, dass sein neuer Job als Assistenztrainer beim NBA-Club Denver Nuggets seine Aufgabe als Bundestrainer nicht beeinflussen werde. "Telekom sei Dank", sagte Fleming, der sich seine Spieler übers Internet ansehen werde. Und Fleming fand auch schon seinen Humor wieder. "Dirk hat mir in der Kabine gesagt, dass er noch vier, fünf Jahre spielen werde", und er grinste, betonte aber noch die überragende Bedeutung Nowitzkis für das Team.