Corona-Lücke klafft im Coburger Theater-Etat

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Kein Bühnenbild in Sicht: Blick auf die in Zeiten der Corona-Krise leere Bühne des Landestheaters Coburg.Foto: Jochen Berger
Kein Bühnenbild in Sicht: Blick auf die in Zeiten der Corona-Krise leere Bühne des Landestheaters Coburg.Foto: Jochen Berger
Eng zusammen arbeiten und dennoch Abstand wahren in Corona-Zeiten: Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming (links) und Intendant Bernhard F. LogesFoto: Jochen Berger
Eng zusammen arbeiten und dennoch Abstand wahren in Corona-Zeiten: Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming (links) und Intendant Bernhard F. LogesFoto: Jochen Berger
 
Blick auf das Landestheater Coburg vom Hofgarten ausFoto: Jochen Berger
Blick auf das Landestheater Coburg vom Hofgarten ausFoto: Jochen Berger
 
Fahnen vor dem Landestheater Coburg - die drauf angekündigten Premieren-Termine sind leider schon Makulatur...Foto: Jochen Berger
Fahnen vor dem Landestheater Coburg - die drauf angekündigten Premieren-Termine sind leider schon Makulatur...Foto: Jochen Berger
 

Weil seit Mitte März am Landestheater keine Vorstellungen mehr möglich sind, fehlen rund 100000 Euro an Einnahmen

Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein im Landestheater Coburg. Draußen in den Schaukästen hängen noch die Plakate und Szenenfotos von vor der Corona-Krise.

Damals - als im Großen Haus am Schlossplatz und auf der Studiobühne in der Reithalle noch Theater gespielt werden durfte. Und vor dem Musentempel weht eine schöne blaue Fahne, auf der die restlichen Premieren-Termine dieser Spielzeit aufgelistet sind. Alles nur noch Makulatur.

Wie geht es weiter am Landestheater Coburg?

Drinnen im Spiegelsaal, der inzwischen zum Besprechungsraum umfunktioniert wurde, sitzen Coburgs Intendant Bernhard F. Loges und der Kaufmännischer Direktor Fritz Frömming mit dem seit Wochen obligatorischen Sicherheitsabstand und versuchen zu erklären, was eigentlich kaum zu erklären ist.

Wie soll es weitergehen am Landestheater Coburg? Was wird übrig bleiben von der bis Mitte März so hoffnungsvoll verlaufenen Spielzeit? Wie groß ist die finanzielle Lücke im Etat, die durch die Einnahmeausfälle der abgesagten Vorstellungen entsteht? Und: Wer hilft dem Landestheater in diesen schwierigen Zeiten?

Nachtragshaushalt notwendig

"Uns fehlen durch die abgesagten Vorstellungen schon jetzt rund 100000 Euro bei den geplanten Einnahmen", sagt Frömming: "Wir werden ganz sicher einen Nachtragshaushalt brauchen."

Eine Anfrage an das Kultusministerium in München zur prinzipiellen Möglichkeit zusätzlicher finanzieller Unterstützung sei bereits gestellt worden. Eine genaue Höhe freilich ist für ihn wie auch für Intendant Bernhard F. Loges derzeit nicht absehbar. "Wir spielen verschiedene Szenarien eines Wiederbeginns durch", sagt Frömming - mit einem Neustart noch in dieser Saison oder in der neuen Spielzeit.

Anders als manche anderen Theater hat das Landestheater Coburg ganz bewusst noch keinen Abbruch der laufenden Spielzeit verkündet. "Wir müssen immer wieder neu abschätzen, was eventuell noch möglich ist", sagt Intendant Bernhard F. Loges, der gerade seine unvermutet turbulente zweite Spielzeit im Haus am Schlossplatz erlebt: "Natürlich müsste man dann improvisieren."

Gedankenspiele jedenfalls gibt es reichlich.

Kleine Reithallen-Produktionen auf der Bühne oder der Vorderbühne des Großen Hauses seien durchaus vorstellbar, sagen Frömming und Loge - das Ein-Personen-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder" etwa oder die Frank-Sinatra-Soiree in leicht abgewandelter Form. Dafür wären freilich angepasste Sitzpläne für die auf drei Ränge und das Parkett verteilten Zuschauer ebenso notwendig wie "sehr ausgeklügelte Einlass-Systeme", betont Loges.

Viel konkreter als die Idee, möglicherweise ins Große Haus zu rettende Produktionen anzubieten, sind derzeit Überlegungen zur Kurzarbeit. "Wir haben rückwirkend Antrag auf Kurzarbeit von April bis Dezember gestellt", sagt Frömming. Voraussetzung für diesen in der bundesdeutschen Theatergeschichte einmaligen Vorgang sei ein spezieller Tarifvertrag, der endlich vorliege und auf den sprechenden Namen TV Covid höre.

Bei allen Nöten freilich mahnen Loges und Frömming zum Handeln mit Augenmaß. "Trotz unserer Situation haben wir großes Verständnis für die Nöte anderer Unternehmen in unserer Gesellschaft, vor allem auch kleinerer Unternehmen", sagt der Kaufmännische Direktor. Und auch Intendant Loges plädiert beim Klagen über die Situation von Künstlern für Verhältnismäßigkeit.

Blick über den Tellerrand

Ganz wichtig sei in der jetzigen Situation ein Blick über den Tellerrand. Beeindruckt zeigte sich Loges von der in acht Etappen abgehaltenen Betriebsversammlung. Für ihn sei es toll gewesen zu erleben, wie solidarisch sich Künstler und Mitarbeiter hinter den Kulissen gezeigt hätten beim Blick auf die Situation anderer Branchen.

Digitale Angebote

Der Stopp der öffentlichen Vorstellungen hat das Landestheater unterdessen nicht völlig zum Verstummen gebracht - im Gegenteil. Auf den digitalen Kanälen des Musentempels entfaltet sich ein sehr breites Angebot. "Wir sind gerade dabei, ein klares Konzept für kontinuierliche Reihen aller Sparten zu entwickeln", sagt Carolin Wangemann, zuständig für Kommunikation und Marketing am Landestheater.

Die Aufteilung ist nach Wochentagen sortiert. Der Montag gehört dem Ballett, der Mittwoch dem Schauspiel, der Freitag den Berufen hinter den Kulissen und der Sonntag der klassischen Musik.

Dabei seien für die Zukunft auch längere Formate geplant, die dann auch auf YouTube ausgespielt werden sollen. Zusätzlich aber, so Wangemann, arbeite man daran, auf der eigenen Website eine Mediathek zu etablieren. Das ersetzt zwar zunächst keine entgangenen Einnahmen, wirbt aber für das Landestheater mit Blick auf den erhofften Wiederbeginn.

Mängel an der Hebebühne

Auch wenn derzeit nicht geprobt werden kann: Hinter den Kulissen ist das Landestheater keineswegs erstarrt. Manche Reparaturarbeiten und auch der obligatorische TÜV-Termin wurden vorgezogen. Der TÜV-Befund: An der betagten Hebebühne im Großen Haus müssen diverse Mängel beseitigt werden.