EU will Zeitumstellung abschaffen: Was ist aus dem Vorschlag geworden?
Autor: Lea Mitulla
Deutschland, Montag, 22. Sept. 2025
Die Zeitumstellung sollte in der EU abgeschafft werden. Was ist aus dem Vorschlag geworden?
Zweimal im Jahr müssen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union – und damit auch Deutschlands – an der Uhr drehen. Ende März stellt man auf die Sommerzeit um, und Ende Oktober wieder auf die Winterzeit. Am 26. Oktober ist es auch in diesem Jahr wieder so weit – und das, obwohl die EU die Zeitumstellung eigentlich abschaffen wollte – nicht zuletzt wegen so einiger gesundheitlicher "Nebenwirkungen".
Der Grund, wieso es mit der Abschaffung nicht vorangeht, liegt vor allem in den komplizierten Abläufen der EU-Politik. Wie es zu den EU-Plänen gekommen ist und was bisher dazu geschehen ist:
- 2018: Online-Befragung der EU-Kommission zeigt, eine Mehrheit der EU-Bürger ist für die Abschaffung der Zeitumstellung.
- 2018: EU-Kommission gibt den Vorschlag, die Zeitumstellung abzuschaffen, ins Parlament.
- 2019: EU-Parlament beschließt, den Vorschlag zu unterstützen. 2021 soll die Zeitumstellung abgeschafft werden.
- Seit 2019: Europäischer Rat (Regierungschefs der Mitgliedsstaaten) sollen über die Umsetzung beraten und sich auf einen gemeinsamen Standpunkt einigen.
- 2021: Geplantes Ende der Zeitumstellung verstreicht ohne Entscheidung. Energiekrise entfacht erneute Diskussionen um die Abschaffung im Parlament.
- 2024: Alle weiteren Termine zur Abschaffung werden vom Vorsitz des Rates der EU von der Agenda gestrichen.
- 2025: Gespräche, die Zeitumstellung abzuschaffen, laufen unter neuem Ratsvorsitz wieder an.
Die meisten Verhandlungstexte werden in Brüssel nach fünf Jahren Stillstand zurückgezogen. Damit ist die Abschaffung der Zeitumstellung einer der ältesten offenen Vorschläge. "Wir glauben, dass eine koordinierte Lösung immer noch möglich ist", sagte die Kommissionssprecherin Anna-Kaisa Itkonen der französischen Presseagentur AFP . Für den irischen Europaabgeordneten Sean Kelly sei es "an der Zeit" für ein Ende der Zeitumstellung. "Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass eine halbjährliche Umstellung der Uhr schlecht für die menschliche Gesundheit, schlecht für Tiere und schlecht für den Straßenverkehr ist", beklagt der konservative Politiker. "Und es ist einfach auch eine große Unannehmlichkeit."
Unter dem Ratsvorsitz Polens Anfang 2025 wurde die Erwartungen aber erstmal gedämpft. So solle eine informelle Befragung unter den Mitgliedsstaaten durchgeführt werden, "ob der Vorschlag noch umsetzbar ist." Von einem gemeinsamen Standpunkt waren die nationalen Regierungen bisher weit entfernt.
EU will Zeitumstellung abschaffen: Wieso kommt der Vorschlag nicht voran?
Griechenland und Zypern wollten zum Beispiel bei der Zeitumstellung bleiben, wie die Tagesschau berichtete. Zypern wird 2026 des Vorsitz im Rat der EU übernehmen. Doch selbst wenn sich alle Ländern einig wären, die Umstellung abzuschaffen, gebe es noch Probleme: Bleibt man auf Dauer bei der Winterzeit - der eigentlichen "Normalzeit" - oder der Sommerzeit? Die EU-Kommission will eine "Fragmentierung" unter den Mitgliedsstaaten vermeiden. "Es ist wünschenswert, dass die Mitgliedstaaten die Entscheidungen über die Standardzeit, die jeder von ihnen anwenden wird, in abgestimmter Weise treffen."
Trotz Zeitumstellung rechtzeitig aufwachen? Hier findest du günstige WeckerJe nach geografischer Lage ist es für manche Länder besser, bei der Sommerzeit zu bleiben. Bereits vor über einem Jahr erklärte der damalige Europaabgeordnete der SPD, Ismail Ertug, gegenüber der Tagesschau: "Es gibt Länder, die haben überhaupt kein Interesse, das zu verändern, weil es da ganz gut funktioniert. Es gibt aber auch Länder im Norden zum Beispiel, die sagen: Wir brauchen die Winterzeit, damit es im Winter früher hell wird." Aus gesundheitlicher Sicht wäre das ebenfalls schlecht. Schon jetzt macht sich die Umstellung bei vielen Menschen als "Mini-Jetlag" bemerkbar.