Wie gehen Stadtwerke wie N-ERGIE aus Nürnberg mit der Gaskrise um? Interview mit Vorstandsvorsitzenden
Autor: Klaus Heimann
Nürnberg, Donnerstag, 19. Januar 2023
Josef Hasler ist Vorstandsvorsitzender von N-ERGIE, die die Region mit Gas versorgt. Im Exklusiv-Interview mit inFranken.de berichtet er, wie er mit dem Krisenstab den Winter vorbereitet. Und warum er von dirigistischen Maßnahmen des Staates wenig hält.
- Werden viele ihrer Kundinnen und Kunden mit kleinem Einkommen im Winter in kalten Wohnungen sitzen?
- Wann kommen Preiserhöhungen bei den Kundinnen und Kunden an?
- Wie lange halten es die Stadtwerke finanziell durch?
Rund 2.500 Mitarbeitende kümmern sich bei N-ERGIE in Nürnberg im Plärrer-Hochhaus um Gas, Strom, Wasser und um Fernwärme für die Region. Chef Josef Hasler sagt im Interview, dass er sich jetzt in einer Situation befindet, "die so noch nie dagewesen ist."
inFranken.de: Herr Hasler, die N-ERGIE in Nürnberg gehört zu den größten Stadtwerken in Deutschland. Was sind die Folgen für die Region, wenn Russland weiterhin den Gaszufluss begrenzt oder komplett beendet?
Josef Hasler: "Wir verfügen in Deutschland über ein weit verzweigtes Gasnetz, deshalb unterscheidet sich die Betroffenheit von Region zu Region nicht sehr deutlich – auch wenn Bayern bislang besonders viel russisches Gas über die Verdichterstation im oberpfälzischen Waidhaus bezogen hat. Sollten die Gaslieferungen aus Russland komplett zum Erliegen kommen, wird die Situation bei uns genauso ernst wie andernorts."
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Wie bereiten Sie sich auf einen drohenden Erdgasmangel im Winter vor?
"Selbst wenn sich die Lieferungen aus Russland wieder auf niedrigem Niveau einpendeln sollten, steht uns eine angespannte Lage im Winter bevor – wir bereiten uns deshalb in unserem Krisenstab auf die verschiedenen Szenarien vor. So sind wir unter anderem seit Monaten in Kontakt mit den industriellen Großverbrauchern in unserer Region. Gemäß 'Notfallplan Gas', dem geltenden Regelwerk für diesen Fall, wären diese zuerst von etwaigen Leistungsreduzierungen betroffen."
Werden viele ihrer Kundinnen und Kunden mit kleinem Einkommen im Winter in kalten Wohnungen sitzen, weil sie ihre Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können?
"Wie Energie bezahlbar bleibt, ist für mich die aktuell schwerwiegendste Frage in diesem Land. Hier bedarf es dringend einer politischen Antwort, das können die Energieversorger leider nicht lösen. In einer komplett kalten Wohnung sollte natürlich niemand sitzen müssen. Wobei es in diesem Winter definitiv ratsam wäre, sparsam zu heizen und die Temperatur in der eigenen Wohnung etwas abzusenken. Einerseits um Erdgas einzusparen und dazu beizutragen, die Versorgungslage weiter stabil zu halten, andererseits mit Blick auf den eigenen Geldbeutel."
Haben Sie schon angekündigt, dass die Erdgasrechnungen höher ausfallen als vor einem Jahr?
"Wir haben unsere Preise für Erdgas bereits im Juni erhöht, bewegen uns allerdings im bundesweiten Vergleich preislich nach wie vor auf einem ausgesprochen niedrigen Niveau. Wenn ich mir die letzten Entwicklungen auf den Handelsmärkten ansehe, dann ist leider nicht damit zu rechnen, dass wir das Angebot für unsere Kundinnen und Kunden halten werden können. Da will ich keine falschen Hoffnungen machen."
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