Kommt im Juli die Gaspreislawine?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Donnerstag, 07. Juli 2022
Gas in Deutschland wird knapp. Bislang ist es Energiekonzernen gesetzlich verboten, Preiserhöhungen an Kund*innen weiterzugeben. Das wird sich ändern. inFranken.de liefert Hintergrundinformationen aus Berlin.
- Die Krise beim größten deutschen Gasbeschaffer
- Wer ist Gaslieferant nach Deutschland und verbraucht die Energie?
- Wie setzt sich der Gaspreis zusammen?
- Was plant die Bundesregierung zur Rettung von Uniper?
- Was bedeutet das für die Gaskund*innen?
Warum ist Uniper in Schwierigkeiten? Wer sind die Akteure auf dem deutschen Gasmarkt? Wer liefert uns Gas? Und welchen ungewöhnlichen Vorschlag macht CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, um die Verbraucher*innen vor dem Schlimmsten zu bewahren. Wie das genau ablaufen könnte: hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten.
Die Krise beim größten deutschen Gasbeschaffer
Der größte deutsche Lieferant von Gas, Uniper, steckt in einer fulminanten Krise. Grund: Stark gestiegene Gaspreise auf den Weltmärkten und die ausbleibenden, vertraglich zugesagten preisgünstigen Gasmengen aus Russland. "Uniper erhält seit 14. Juni lediglich 40 Prozent seiner vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom", sagte Finanzchefin Tiina Tuomela, gegenüber Tagesschau.de. Das Unternehmen muss daher Ersatzmengen teuer beschaffen, um gegenüber seinen Kund*innen nicht vertragsbrüchig zu sein.
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Uniper hat aktuell langfristige Gaslieferverträge mit einem Volumen von 370 Terawattstunden Gas, davon stammen fast 200 Terawattstunden aus Russland. Das entspricht etwa einem Fünftel des jährlichen deutschen Gasverbrauchs und ist laut Analyst Ingo Becker von Kepler Cheuvreux im Handelsblatt für Uniper eine "signifikante Menge". Ergebnis dieser toxischen Melange: Uniper muss teures Gas kaufen, um seine Kund*innen zu beliefern. Die höheren Einkaufspreise kann das Unternehmen aber nicht durchreichen; bislang ist es Energiekonzernen gesetzlich verboten, Preiserhöhungen weiterzugeben.
Uniper - eine Tochter des finnischen Fortum-Konzerns - ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom. Die Düsseldorfer spielen nicht nur bei der Beschaffung von Gas, sondern auch mit ihren Gasspeichern eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands. Anleger reagieren entsetzt auf die Mitteilung von Uniper. Die Uniper-Aktie brach zeitweise um über 22 Prozent ein und schloss mit einem Minus von 14 Prozent. Uniper ist nicht nur Gashändler, sondern gehört mit rund 11.500 Beschäftigten ebenso zu den größten Stromerzeugern (Betreiber von Kraftwerken) in Deutschland.
Wer ist Gaslieferant nach Deutschland und verbraucht die Energie?
Deutschland bezieht sein Erdgas zu über 94 Prozent aus Importen, sechs Prozent stammen aus heimischer Förderung, ein Prozent ist Biomethaneinspeisung.
Die drei größten Importländer sind Russland (55 Prozent), Norwegen (31 Prozent) und die Niederlande (13 Prozent). Weiteres Gas kommt aus Großbritannien und Dänemark. Der derzeitige Anteil von russischem Erdgas am deutschen Gasverbrauch beträgt ca. 35 Prozent. Gegenwärtig strömt knapp 94 Prozent des Gesamtbedarfs ausschließlich über Pipelines aus den verschiedenen Lieferländern.