Energiewende: Anfang vom Ende aufgrund von Fachkräfte-Mangel? - So dramatisch viele Stellen sind unbesetzt
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Dienstag, 03. Januar 2023
Die Ampelkoalition will die Energiewende mit aller Macht. 2030 sollen 80 Prozent der Bruttostromerzeugung aus den Erneuerbaren Energien kommen. Das Projekt droht aber zu scheitern, weil die Fachkräfte fehlen.
- Energiewende: Fachkräftemangel allerorten
- Elektrik-Fachkräfte, das Nadelöhr der Energiewende
- Gegen Fachkräftemangel helfen Fachkräfte
- Attraktiver werden, Arbeitszeiten ausbauen, qualifizierte Zuwanderung
Die Ampelkoalition will den Ausbau der Erneuerbaren Energien kräftig beschleunigen. Doch in der Realität tut sich viel zu wenig. Die Ziele sind in weiter Ferne. Ein zentraler Grund: Es fehlen die Fachkräfte.
Energiewende: Fachkräftemangel allerorten
Die Personalnot bei den Fachkräften droht die Energiewende auszubremsen. Die Frage wird immer drängender: Wer soll die Solaranlagen bauen, die Wärmepumpen aufstellen, umweltfreundliche Verkehrssysteme montieren und Gebäude energetisch sanieren, wenn überall und allerorten das fachkundige Personal fehlt?
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Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat analysiert, dass viele Berufsprofile im Bereich der Energiewende auf dem dualen Ausbildungssystem fußen. Das hat aber gerade keine Konjunktur, weder beim Nachwuchs noch bei den erfahrenen Fachkräften im Handwerk. In den identifizierten 190 Berufen, die für den Ausbau der Wind- und Solarenergie relevant sind, beträgt die Fachkräftelücke 216.252 Personen im Jahresdurchschnitt 2021/2022.
Das IW hat für 2018 (neuere Daten gibt es nicht) jene Erwerbstätigen herausgefiltert, die eine Arbeit im Bereich der erneuerbaren Energien ausüben (die sogenannten Erwerbstätigen im Bereich der erneuerbaren Energien, kurz EE-Erwerbstätige). Im Jahr 2018 waren das 5,3 Prozent. Diese Gruppe unterscheidet sich deutlich vom Gros der Beschäftigten: Sie ist besser ausgebildet. Und sie müssen sich mit neuen Inhalten beschäftigen. 52 Prozent sagen, dass in den vorangegangenen zwei Jahren in ihrem Arbeitsumfeld neue Maschinen oder Anlagen stehen. Und 42 Prozent mussten sich mit neuen Produkten oder Werkstoffen auseinandersetzen.
Elektrik-Fachkräfte, das Nadelöhr der Energiewende
Das Qualifikationsniveau bei den Green-Jobs ist hoch. Im Jahr 2018 benötigten insgesamt 67 Prozent für ihre Arbeit eine abgeschlossene Berufsausbildung oder einen Fortbildungsabschluss. Generell in der Wirtschaft lag dieser Anteil lediglich bei gut 58 Prozent. Von den EE-Erwerbstätigen waren 2018 rund 73 Prozent in einem produktionsorientierten oder baunahen Beruf tätig. Stark vertreten sind dabei Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe sowie Berufe der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien geht es um Berufe, die in anderen Branchen ebenso gesucht und knapp sind.
Gebraucht werden laut IW knapp 17.000 Elektrik-Fachkräfte, sie seien das "Nadelöhr der Energiewende". Zudem fehlen demnach 14.000 Expert*innen in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) sowie etwa 13.600 Informatiker*innen. Auch beim Nachwuchs sehe es mau aus. Gut 14.760 Ausbildungsplätze sind der Erhebung zufolge in den relevanten Berufen der Solar- und Windenergie 2021 nicht besetzt.