Schmutz perlt einfach ab
Autor: PR-Redaktion
, Freitag, 20. Februar 2015
High-Tech-Fenster brauchen kaum Pflege - Hydrophile Oberfläche
Fast niemand putzt gerne. Da klingt das Werbeversprechen einiger Fenster-, Fliesen- und Glashersteller wie ein Traum: Ihre Produkte mit speziellen Hightech-Beschichtungen reinigen sich in Maßen selbst oder weisen Schmutz ab. Doch so ganz ohne den Griff zum Putzlappen geht es meist doch nicht.
Im Grunde funktionieren alle Beschichtungen so: Wasser perlt oder fließt einfach ab, und dadurch können sich Kalk und Schmutz im Wasser nicht festsetzen. Hierbei spricht man vom Lotuseffekt. Denn obwohl die Lotuspflanze in schlammigen Gewässern wächst, kann sie ihre Blüten makellos sauberhalten. Manche Oberflächen mit einer eingebrannten Beschichtung zerstören außerdem Schmutz, Keime und Bakterien.
Unter den keramischen Fliesen gibt es solche High-Tech-Produkte.
Auch schmutzabweisende Sanitärkeramik und Wannen aus Stahl-Email machen das Putzen im Badezimmer leichter. Sie haben oft eine extrem glatte Oberfläche, erläutert die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). Wie bei den speziellen Beschichtungen perlt hier das Wasser mit dem gelösten Schmutz und Kalk ab. Ganz ohne Putzen geht es allerdings nicht - aber hier dürfen Verbraucher keine aggressiven Scheuermittel und Kalkreiniger nutzen. Diese beschädigen die Beschichtung. Laut VDS reichen milde Reiniger.
"Im Bad sind Duschabtrennungen aus Glas mit einer wasserabweisenden Beschichtung bereits seit Jahren Standard", sagt Jens Wischmann vom VDS. Die Schicht kann bei der Herstellung der Duschwand oder auch nachträglich vom Verbraucher selbst aufgebracht werden. Die Flüssigkeiten gibt es im Sanitärfachhandel.
Die Mittel erhöhen die Oberflächenspannung des Glases - was zum Lotuseffekt führt. Die Wassertropfen finden auf diesen hydrophoben Oberflächen keinen Halt. Aber auch hier gilt: Aggressive Reinigungsmittel zerstören diesen Schutz. Der VDS empfiehlt zur regelmäßigen Reinigung einen Glasabzieher und ein weiches Tuch.
Bei selbstreinigenden Fensterscheiben putzen Regen und Sonne die Fenster. Sie haben eine Oberflächenbeschichtung aus Titandioxid, erklärt Ulrich Tschorn vom Verband Fenster + Fassade (VFF). Diese bewirke, dass organischer Schmutz wie Vogelkot unter UV-Einwirkung abgebaut werde. Dank Titandioxid ist hier die Oberflächenspannung geringer als bei herkömmlichen Produkten, so dass sich keine Tröpfchen bilden und das Wasser wie ein Film abläuft. Fachleute sprechen hier von einer hydrophilen Oberfläche.
Schäden durch Silikon
Beschichtungen selbstreinigender Gläser sind dauerhaft. Aber sie können beschädigt werden - laut VFF, wenn sie mit Silikon, etwa als Füllmaterial für Fugen, in Kontakt kommen. "Wie gut der Selbstreinigungseffekt funktioniert, hängt aber auch entscheidend von den baulichen Rahmenbedingungen ab", erklärt Tschorn.
Der Experte nennt ein Beispiel: Dachfenster mit größerem Neigungswinkel bleiben besser sauber als unter einem Dachüberstand eingebaute Fenster. Auf ersteren fließt das Wasser gut ab, auf letztere regnet es seltener.
"Völlig reinigungsfrei wird die so behandelte Glasscheibe zwar nicht, aber die Reinigungszyklen reduzieren und vereinfachen sich erheblich", sagt Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas. Dieser Effekt kann gerade für Hausbesitzer interessant sein, die große Glasflächen wie bei einem Wintergarten haben. Und bekommen die Scheiben nicht genug Regen ab, reiche es, Wasser mit dem Gartenschlauch darauf zu spritzen. dpa-mag