"Wird die Erde treffen": Hobby-Astronom spricht über die Folgen eines Asteroiden-Einschlags
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Montag, 23. Mai 2022
Gefährliche Querschläger vom Himmel: Auch ohne Krieg und Krankheiten wäre die Erde kein sicherer Ort. Blitzschnelle Brocken aus dem Weltall können sowohl Fluch als auch Segen sein, weiß Ulf Fiebig vom "Forum Stellarum". Der Asteroid Apophis nähert sich der Erde.
Aus den dunklen, unendlichen Weiten des Alls rast er direkt auf uns zu: Apophis, der Gott der Finsternis, des Chaos und der Zerstörung. Als solcher jedenfalls war Apophis bei den alten Ägyptern bekannt. Die nahmen an, dass er seit Anbeginn der Zeit im "Meer des Urchaos" lebte. Und nun hat Apophis Kurs genommen, uns heutige Menschen leibhaftig zu besuchen – oder sollte man sagen, er sucht uns heim?
Ulf Fiebig aus dem unterfränkischen Kitzingen wiegt den Kopf hin und her. Der 58-Jährige gehört zu einer Gruppe fränkischer Hobbyastronomen, die sich im "Forum Stellarum" organisiert haben und sich regelmäßig zur Beobachtung des Himmels treffen. Fiebig weiß, dass seit dem Film "Don't Look Up" mit Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio, der um Neujahr herum auf Netflix und im Kino für große Augen sorgte, immer mehr bange Blicke gen Himmel gerichtet werden. Und tatsächlich kann der Fachmann keine Entwarnung geben: "Ein mehr oder weniger großer Brocken wird die Erde treffen", stellt er ganz nüchtern und sachlich klar. "Die Frage ist nur, wann."
Asteroid kommt Erde bald ziemlich nahe - so hoch ist das Risiko für uns
Schon am 10. Mai dieses Jahres werden Himmelsgucker die Luft anhalten. Der Asteroid namens 2009 JF1 wird am zweiten Dienstag im Mai haarscharf an der Erde vorbeischrammen. Wobei "haarscharf" in kosmischen Dimensionen immer noch 13 Millionen Kilometer sind. Das Risiko, dass der Asteroid auf der Erde einschlägt, liegt laut Fiebig bei 0,026 Prozent.
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Ein Meteorit von ähnlicher Größe wie der im Durchmesser 13 Meter dicke 2009 JF1 war Mitte Februar 2013 über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodiert. Er war mit 19 km/s etwas langsamer als 2009 JF1. Wenn er nicht durch die Erdatmosphäre abgebremst, erhitzt und in 30 Kilometern Höhe explodiert wäre, hätte er die zerstörerische Kraft von 40 Hiroshima-Atombomben entfaltet.
Die Folgen eines Einschlags von 2009 JF1 wären weitaus drastischer, sagt Ulf Fiebig. Noch viel interessanter findet der Kfz-Meister und HWK-Ausbilder aus Kitzingen jedoch den Asteroiden Apophis mit seinen 350 Metern Durchmesser. Der Chaos-Gruß aus dem All wird am 13. April 2029 – passenderweise ist es ein Freitag, der 13. – in gerade mal 31.750 Kilometern Entfernung an der Erde vorbeidüsen; er dringt also bis in die Umlaufbahn unserer geostationären Satelliten vor.
Kann ein Asteroid eigentlich die komplette Menschheit auslöschen?
Die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags auf der Erde hatte man zeitweise auf 2,7 Prozent berechnet, mittlerweile geht man davon aus, dass Apophis den blauen Planeten verschont. "Anfangs war man sehr besorgt. Das Schwierige war, dass er von 2008 bis 2011 nahe bei der Sonne stand und deswegen nicht beobachtet werden konnte", erklärte Fiebig. "Erst als er weit genug von der Sonne weg war, konnte man seine Flugbahn bestimmen."
Ein interessantes Beobachtungsobjekt wird er auf jeden Fall sein. "Mit seiner Helligkeit von 3.3 Magnituden kann man ihn sogar mit dem bloßen Auge sehen, erst recht aber im Fernglas." Apophis wird als Lichtpunkt über den Nachthimmel ziehen und danach für Jahre im Dunkel des Alls verschwinden. Doch es gibt ein Wiedersehen: Am 13. April 2036 wird er zurückkehren – "auch da ist man sich sehr sicher, dass er an der Erde vorbeifliegt", so Fiebig. Sein nächster Besuch könnte dafür spannend werden: Am 13. April 2068 kommt er der Erde so nahe, dass man einen Einschlag noch nicht 100-prozentig ausschließen kann.