Ein Blick in ein Schwarzes Loch - unglaubliche Detailschärfe erreicht
Autor: Redaktion
Deutschland, Donnerstag, 05. August 2021
Ein kleiner Durchbruch ist Forschenden aus aller Welt gelungen. Sie haben es geschafft, mithilfe eines Großprojekts die Galaxie Centaurus A mit unerreichter Detailschärfe zu erfassen. Zukünftig könnte sogar ein Blick in das zentrale schwarze Loch der Galaxie möglich sein.
- Forschende konnten das Zentrum der Radiogalaxie Centaurus A in bislang unerreichter Detailtiefe abbilden
- Sogenannte Jets können genauer untersucht werden und werfen Fragen auf
- Zukünftig könnte das zentrale Loch der Galaxie fotografiert werden
- Allianz mehrerer Teleskope machte das Spektakel sichtbar
Mit seiner ersten Aufnahme eines Schwarzen Lochs in der Galaxie M87 hat die Event Horizon Telescope (EHT)-Kollaboration weltweit für Furore gesorgt. Jetzt hat das Forschungsteam zusammen mit Würzburger Forschern das Zentrum der Radiogalaxie Centaurus A in noch nie dagewesener Detailtreue abgebildet. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten die Position des zentralen supermassiven Schwarzen Lochs genau bestimmen und zeigen, wie ein gewaltiger Jet geboren wird.
Schwarzes Loch mit der Masse von 55 Millionen Sonne in Zentrum von Centaurus A
Zu ihrer Überraschung stellten sie dabei fest, dass nur die äußeren Ränder des Jets Strahlung zu emittieren scheinen, was die gängigen theoretischen Modelle von Jets infrage stellt. Geleitet wurde diese Arbeit von Michael Janssen vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und der Radboud Universität Nijmegen; jetzt wurde die Studie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht.
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Centaurus A ist eine der erdnächsten aktiven Galaxien. Im Bereich der Radiowellenlängen zählt sie zu den größten und hellsten Objekten am Himmel. Nach ihrer Entdeckung im Jahr 1949 wurde Centaurus A ausgiebig von einer Vielzahl von Observatorien über das gesamte elektromagnetische Spektrum hinweg untersucht – angefangen im Bereich von Radio-, Infrarot- und optischen Wellenlängen bis hin zu Röntgen- und Gammastrahlen. Inzwischen ist bekannt: Im Zentrum von Centaurus A befindet sich ein Schwarzes Loch mit der Masse von 55 Millionen Sonnen. Damit bewegt es sich zwischen den Massen des Schwarzen Lochs M87 (6,5 Milliarden Sonnen) und dessen, das im Zentrum unserer eigenen Galaxie liegt (ungefähr vier Millionen Sonnen).
Für die jetzt in Nature Astronomy veröffentlichte Studie hat das Forschungsteam die Daten der EHT-Beobachtungen von 2017 analysiert. Damit war es möglich, Centaurus A in einer noch nie dagewesenen Detailtiefe abzubilden. „Dies erlaubt uns zum ersten Mal, einen extragalaktischen Radiojet auf Skalen zu sehen und zu studieren, die kleiner sind als die Entfernung, die Licht an einem Tag zurücklegt. Wir sehen hautnah und persönlich, wie ein monströs gigantischer Jet, der von einem supermassiven Schwarzen Loch ausgestoßen wird, geboren wird“, sagt Astronom Michael Janssen.
Was sind Jets und wie entstehen sie?
Der jetzt veröffentlichte Durchbruch basiert auf früheren Studien, die am Lehrstuhl für Astronomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) durchgeführt wurden. Bereits 2011 wurde ein spektakuläres Bild der Jets in Centaurus A von Cornelia Müller veröffentlicht, die damals Doktorandin und später Postdoc in der Arbeitsgruppe von Matthias Kadler war. Kadler ist Professor am Lehrstuhl für Astrophysik an der JMU und Leiter des TANAMI-Projekts. TANAMI steht für "Tracking Active Galactic Nuclei with Austral Milliarcsecond Interferometry". Es beobachtet aktive Galaxien am Südhimmel über viele Wellenlängen hinweg.
Im Vergleich zu früheren hochauflösenden Beobachtungen wird der Jet in Centaurus A jetzt mit einer zehnfach höheren Frequenz und sechzehnfach schärferen Auflösung abgebildet. Mit dem Auflösungsvermögen des EHT können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun die gigantischen Ausmaße der Quelle, die so groß sind wie der 16-fache Durchmesser des Mondes am Himmel, mit ihrem Ursprung in einer Region in Verbindung bringen, die, auf den Himmel projiziert, gerade einmal so groß ist wie ein Apfel auf dem Mond. Das entspricht einem Vergrößerungsfaktor von einer Milliarde.