Neue "Super-Erde" entdeckt: Planet ist nicht weit entfernt - Forscher sprechen von "Glücksfall"
Autor: Robert Wagner
Heidelberg (Neckar), Montag, 09. Mai 2022
Wissenschaftler*innen machen einen atemberaubenden Fund: Den Exoplanet Gliese 486b. Er ist nicht weit von der Erde entfernt und ist ihr und der Venus besonders ähnlich. Zukünftige Beobachtungen sollen weitere Erkenntnisse zur "Super-Erde" liefern.
- Entdeckung eines neuen Planeten
- Planeten-Atmosphäre ähnelt der der Erde und der Venus
- Geringe Entfernung soll erstmals die intensive Beobachtung einer fremden Atmosphäre erlauben
- Forscher sprechen von "Glücksfall"
In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten haben Astronomen zahlreiche Exoplaneten aus Gas, Eis und Gestein aufgespürt. Mit dem Aufkommen effizienter Einrichtungen zur Exoplanetenjagd stieg die Zahl der neu entdeckten Welten außerhalb des Sonnensystems schnell. Doch nur wenige Planeten sind wirklich erdähnlich. Und was wir wirklich von ihnen wissen, beruht häufig auf indirekten Beobachtungen und Interpretationen.
Fund ermöglicht den Blick in eine fremde Atmosphäre
Im vergangenen Jahr berichteten Forschende um Trifon Trifonov vom Max-Planck-Institut für Astronomie von der Entdeckung einer heißen Super-Erde, die den "nur" 26 Lichtjahre entfernten roten Zwergstern Gliese 486 umkreist. Die für Astronomen geringe Entfernung soll in Zukunft bessere Beobachtungen ermöglichen und uns so verraten, wie es auf dem Planeten wirklich aussieht. Trotzdem bleiben Beobachtungen in 26 Lichtjahren Entfernung schwierig. Zum Vergleich: Auf der Erde wäre das, als wollte man vom Nordpol eine Stecknadel am Südpol beobachten.
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Was den als Gliese 486b bezeichneten Planeten so besonders macht, ist, dass er trotz seiner geringen Distanz zu seiner Muttersonne möglicherweise einen Teil seiner ursprünglichen Atmosphäre behalten hat. Dadurch wird es möglich mithilfe von weltraum- und bodengestützten Teleskopen der kommenden Generation die Gashülle und das Innere von Gliese 486b zu untersuchen.
Durch die Kombination verschiedener Beobachtungstechniken haben Astronomen Planetenmassen, Größen und sogar Massendichten bestimmt, die es ihnen erlauben, ihre innere Zusammensetzung abzuschätzen. Doch diese Daten lassen eben nur indirekt Rückschlüsse auf die Eigenheiten der Planeten zu. Das nächste Ziel ist es, den erdähnlichen Exoplaneten durch die Untersuchung seiner Atmosphären vollständig zu charakterisieren.
Gliese 486b: Eine Mischung aus Erde und Venus
Besonders bei Gesteinsplaneten wie der Erde besteht eine solche Atmosphäre nur aus einer dünnen Schicht, wenn sie überhaupt existiert. Planetenatmosphären müssen aber bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um sie mit Observatorien untersuchen zu können. Aus diesem Grund bleiben viele aktuelle Atmosphärenmodelle von Gesteinsplaneten ungeprüft.
Da der Gliese 486b diese Bedingungen aber perfekt erfüllt, konnten bereits einige Dinge festgestellt werden. So hat der Planet eine Masse, die 2,8-mal so groß ist wie die unseres Heimatplaneten. Er ist außerdem 30 Prozent größer als die Erde. Die Experten gehen aber noch von weiteren Erkenntnissen in der Zukunft aus: „Die Nähe dieses Exoplaneten ist spannend, weil wir ihn mit leistungsstarken Teleskopen wie dem kommenden James Webb Space Telescope und den zukünftigen Extremely Large Telescopes genauer untersuchen können“, erklärt Trifon Trifonov.