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Handy vor dem Fernseher: Das passiert mit dem Gehirn


Autor: Alessa Waltz

Stanford, Dienstag, 15. März 2022

Wissenschaftler*innen der Universität Stanford weisen in einer Studie darauf hin, dass fernsehen und gleichzeitig am Smartphone sitzen sich spürbar auf unser Gehirn auswirkt. Dieses "Medien-Multitasking" hat sowohl auf unsere Konzentrationsfähigkeit, als auch auf unsere Gedächtnisleistung starken Einfluss.
Fernsehen und nebenher lässig am Smartphone hängen? Das beeinträchtigt unsere Konzentrations- und Gedächtnisleistung immens.


  • Vor dem Fernseher am Handy hängen: Das passiert mit deinem Gehirn
  • Studie der Universität Stanford, veröffentlicht im Fachblatt Nature
  • weniger Gedächtnisleistung und verminderte Aufmerksamkeitsspanne

So sitzen wohl die meisten Menschen hin und wieder einmal auf dem Sofa: Der Fernseher läuft zwar, doch eigentlich schaut man nur auf das Smartphone und scrollt durch die Feeds von Facebook, Instagram & Co. Dass dieses Abgelenkt-Sein auch tatsächlich eine nachweisbare Auswirkung auf unser Gehirn hat, beweisen Wissenschaftler*innen der Universität Stanford in der Studie "Memory failure predicted by attention lapsing and media multitasking". Wir haben die überraschenden Ergebnisse für dich und verraten dir, was sich daraus schlussfolgern lässt.

Studie der Universität Stanford: Vor dem Fernseher am Smartphone sitzen - das passiert mit deinem Gehirn

Die Wissenschaftler*innen der Universität Stanford rund um Dr. Kevin P. Madore fanden heraus, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig auf mehrere Medien verteilen können - ohne dass unser Gehirn davon negativ beeinflusst wird. Wer also dachte, problemlos Multitasking zu betreiben und sowohl die Nachrichten oder eine Serie im Fernsehen aufmerksam zu verfolgen und gleichzeitig auf dem Handy Nachrichten beantworten und durch Feeds zu scrollen, der liegt falsch.

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Denn der Versuch, uns sowohl auf den Fernseher, als auch auf unser Smartphone zu konzentrieren, wirkt sich sowohl auf unsere Konzentrationsfähigkeit, als auch auf unsere Gedächtnisleistung negativ aus. Im Fokus der Forschung der Psycholog*innen und Neurolog*innen der Universität Stanford stand unter anderem die Frage, weshalb wir uns an manche Dinge sehr gut erinnern, wohingegen wir in Relation zu anderen Dingen regelrechte Gedächtnislücken haben. Zudem scheinen einige Menschen ein wesentlich besseres Gedächtnis zu haben, als andere. Das Forschungsinteresse der Wissenschaftler*innen liegt daher darin, herauszufinden, woher diese Unterschiede kommen und ob der Konsum mehrere Medien gleichzeitig eine Rolle dafür spielt.

Die 80 Proband*innen waren alle zwischen 18 und 26 Jahren alt und mussten diverses Gedächtnis-Übungen absolvieren. Zudem wurden ihre Pupillenbewegungen und die Hirnströme per EEG gemessen. Mithilfe dieser Messungen kann festgestellt werden, ob sich eine Person gerade erinnert oder nicht. Beispielsweise lässt sich durch eine Verengung der Pupillen erkennen, dass die Aufmerksamkeit des oder der Proband*in gerade abfällt. Ihnen wurden auf einem Bildschirm Bilder und Fotos diverser Objekte gezeigt, nach einer Pause von zehn Minuten wurden Ihnen abermals Objekte auf dem Bildschirm gezeigt. Dann sollten Fragen beantwortet werden, welche Objekte denn bereits zuvor gezeigt wurden. Zudem wurde danach gefragt, welche der Gegenstände sich im Vergleich zum ersten Mal verändert hatten. Außerdem wurden weitere Fragen gestellt, zum Beispiel, ob sich die Proband*inne für Medien-Multitasking-fähig hielten und ob sie für gewöhnlich gleichzeitig am Smartphone hängen, während sie vor dem Fernseher sitzen. 

Überraschende Studien-Ergebnisse: So verändert sich dein Gehirn, wenn du vor dem Fernseher am Smartphone bist

Die Wissenschaftler*innen kommen zu dem überraschenden Ergebnis, dass diejenigen, die häufig Medien-Multitasking betreiben, also regelmäßig gleichzeitig fernsehen und am Smartphone sitzen, eine geringere Aufmerksamkeitsspanne besitzen und zudem auch verminderte Gedächtnisleistungen haben. Unter anderem vergaßen diese Proband*innen die gezeigten Bilder häufiger als diejenigen Proband*innen, die laut eigenen Aussagen kein Medien-Multitasking betrieben. Das zeigt, wie die gleichzeitige Nutzung von Fernseher und Smartphone unser Gehirn nachhaltig verändern kann.

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Den Wissenschaftler*innen ist es dennoch sehr wichtig, zu betonen, dass bei dieser Studie zwar Korrelationen, jedoch keine Kausalitäten vorliegen. Das bedeutet, dass die Wirkungs-Richtung des Zusammenhangs Fernsehen und Smartphone-Gebrauch nicht eindeutig festgeschrieben ist. Kevin Madore weist darauf hin, dass durch die Studie nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, dass häufiges Medien-Multitasking schlechte Gedächtnisleistungen und Aufmerksamkeitsdefizite verursacht. Jedoch seien die Ergebnisse erste Schritte in der Erforschung dieses Zusammenhangs.

Lesenswert: Wie unhygienisch dein Smartphone wirklich ist, weist ein Forschungsteam der Universität von Südwales nach - mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Fazit: Fernsehen und gleichzeitig das Smartphone nutzen - so verändert das dein Gehirn

Die Studie der Universität Stanford zur gleichzeitigen Nutzung von Fernseher und Smartphone  zeigt, wie deutlich sich unser Gehirn durch dieses Medien-Multitasking verändern lässt. So verringert sich nicht nur unsere Aufmerksamkeitsspanne, sondern auch unsere Gedächtnisleistung und unsere Konzentrationsfähigkeit nimmt ab. Als logische Schlussfolgerung lässt sich vermuten, dass sich die Gehirn-Leistung bezüglich Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Konzentration steigern lässt, wenn auf Medien-Multitasking verzichtet wird.

Auch wenn den Wissenschaftler*innen wichtig ist zu betonen, dass in dieser Studie noch keine eindeutigen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge vorliegen, ist diese jedoch ein erster Schritt in der Ergründung des Phänomens. Deshalb bedarf es noch weiterer Forschung, um endgültige Aussagen treffen zu können.

Lese-Empfehlung: Schon einmal von "WhatsAppitis" gehört? Wie dein Smartphone dich krank und abhängig machen kann, erfährst du in unserem Artikel.

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