Erdbeben: Wie wahrscheinlich sind sie in Deutschland und wie schützt man sich?
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Donnerstag, 19. Januar 2023
Wie wahrscheinlich sind Erdbeben in Deutschland? Und wo können sie auftreten? Kann man sich davor schützen?
- Wie entsteht ein Erdbeben?
- Wie gefährdet ist Deutschland?
- Können in Franken Erdbeben auftreten?
- Welche Maßnahmen können dagegen getroffen werden?
- Wie verhält man sich richtig, wenn die Erde bebt?
Es gibt Gegenden, in denen regelmäßig die Erde bebt. Wissenschaftler*innen warnen in bestimmten Ländern schon seit langem, dass ein "großes" Beben bevorsteht. Doch wie ist die Situation in Deutschland, vor allem in Franken? Müssen wir auch damit rechnen, dass ein Erdbeben alles in Schutt und Asche legt?
Wie entstehen Erdbeben und wie stark können sie werden?
Die meisten Erdbeben entstehen durch die Verschiebung der Erdplatten. Der Boden, auf dem wir stehen, ist nicht so fest, wie wir das annehmen. Der sogenannte Erdmantel besteht aus mehreren Einzelteilen, den Platten, die auf dem zähflüssigen Inneren schwimmen und sich langsam bewegen. Wenn sich eine der Platten unter eine andere schiebt, baut sich Reibungswiderstand auf. Wird dieser Widerstand zu groß, kommt es zu Spannungen, die sich mit einem Ruck entladen – dem Erdbeben. Diese Kraft breitet sich, ähnlich wie Wellen auf dem Wasser, aus. Die Erde bebt. Ähnlich ist es, wenn zwei Platten aneinander vorbeigleiten. Auch hier baut sich eine Spannung auf, die sich in dann in einem Beben entlädt. Inzwischen ist bekannt, wo die Erde am aktivsten ist: Japan zum Beispiel liegt in der Grenzzone von vier geologischen Platten, die sich alle gegeneinander bewegen. Eine weitere Zone ist im Bereich der San-Andreas-Verwerfung. Hier schieben sich die Pazifische Platte und die Nordamerikanische Platte aneinander vorbei, dabei kommt es immer wieder zu Beben. Die wohl bekannteste Erschütterung ereignete sich am 18. April 1906, als ein Erdbeben mit der Stärke von 7,8 auf der Richterskala die Stadt San Francisco traf. Erdbeben können auch durch vulkanische Aktivitäten, Rohstoffabbau oder einen Meteoriteneinschlag ausgelöst werden.
Die Stärke eines Erdbebens wird mittels der Richterskala ermittelt und mit Seismografen aufgezeichnet. Die Richterskala ist logarithmisch aufgebaut: gehen Erdbeben vom maximalen Ausschlag her um den Faktor 10 auseinander, so unterscheiden sie sich in ihrer Magnitude auf der Richter-Skala um den Wert 1. Ein Beben der Stärke 7 ist also zehnmal so stark wie ein Beben der Stärke 6, 100 Mal so stark wie ein Beben der Stärke 5 und 1.000 Mal so stark wie ein Beben der Stärke 4. Allerdings ist diese Skala messtechnisch nach oben auf die Magnitude 6,5 begrenzt, höhere Stärken werden auf der Magneten-Magnituden-Skala angegeben. Doch wie oft bebt eigentlich die Erde? Im Grunde genommen ständig, nur die meisten spüren wir nicht. Mikrobeben mit einer Stärke von unter 2,0 nehmen wir nicht wahr, doch ereignen sich ca. 8000 in dieser Größenordnung – täglich. Bis zu einer Stärke von 4,0 - 5,0 auf der Richterskala entstehen fast keine Schäden. Ab der Stärke von 6,0 nehmen die Schäden zu, und davon gibt es jedes Jahr bis zu 120. Ein Beben in der Stärke von 8,0 bis 9,0 kommt im Schnitt einmal jährlich vor, größere Beben etwa alle 20 Jahre.
Wie hoch ist die Gefahr in Deutschland? Und wie schützt man sich?
Die gute Nachricht: In Deutschland ist die Erdbebengefährdung im globalen Vergleich sehr gering. Nur im Rheingebiet, auf der schwäbischen Alb sowie in Ostthüringen und Westsachsen mit dem Vogtländischen Schwarmbebengebiet kommt es immer wieder zu kleineren Erdbeben. Deutlich fühlbare oder schadensverursachende Beben sind in Deutschland allerdings eher selten. Dies liegt daran, dass Deutschland mitten auf der Eurasischen Platte liegt, die Bruchzonen also weit entfernt sind. Wenn jedoch im Süden Europas die Afrikanische auf die Eurasische Platte trifft und so die Alpen auftürmt, wird dabei nicht der ganze Druck aufgenommen. Ein Teil der Kräfte lässt den Rheingraben auseinanderreißen, daher bebt die Erde dort häufiger. Wie oft die Erde in Deutschland bebt und wie stark die Beben sind, kann man unter erdbebennews.de nachlesen. Das letzte schwerere Erdbeben in Deutschland fand in der Nacht auf den 13. April 1992 im Rheinland statt. In Heinsberg/Roermond (NL) erschütterte ein Beben der Stärke 5,9 die Erde. Ein Mensch kam dabei ums Leben, der angerichtete Schaden wurde auf 250 Millionen DM geschätzt. Kleinere Erdstöße können allerdings auch durch Baumaßnahmen wie Bohrungen, Erdöl- und Erdgasförderungen, Bergbau, Sprengungen oder das Aufstauen von Stauseen verursacht werden. Diese vom Menschen verursachte Erdbebenaktivität wird auch als induzierte Seismizität bezeichnet. In den allermeisten Fällen ist die Stärke der hervorgerufenen seismischen Ereignisse sehr gering und liegt meist unter der Grenze der Wahrnehmbarkeit durch Menschen. In Franken sind wir demnach in einer sehr sicheren Zone, ein schweres Erdbeben gilt hier als unwahrscheinlich.
Welche Maßnahmen muss man beachten, wenn man in einem der Erdbebengebiete baut? Durch die Festlegung der Erdbebenzonen in Deutschland gelten entsprechend der Risikobewertung auch Regeln. Diese Regeln sind Ländersache, eine allgemeingültige Regel für Deutschland gibt es nicht. Und wie verhält man sich richtig, wenn die Erde bebt? Obwohl es keine wirklichen Vorwarnmöglichkeiten gibt, so kann man doch einiges im Vorfeld tun. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn du dich in einem der Gebiete aufhalten solltest, in denen die Wahrscheinlichkeit höher ist, von einem Beben überrascht zu werden. Zu den Maßnahmen gehören:
- Gegenstände und Einrichtungen sichern, die aufgrund der Erschütterungen beschädigt werden und/oder herunterfallen und dabei Verletzungen verursachen
- Verhaltensempfehlungen für den Fall eines Erdbebens zur Kenntnis nehmen
- Wissen, wo die Haupthähne und Hauptschalter für Gas, Wasser und Strom sind und wie man diese abstellt
- Notvorräte bereithalten
- Einen Erste-Hilfe-Kasten zusammenstellen
- Wichtige Dokumente wie Pass oder ID kopieren und für den Ereignisfall bereithalten
- Um Stromausfälle zu überbrücken, Taschenlampe, batteriebetriebenes Radio und Bargeld bereithalten (Geldbezug am Bankomat nicht mehr möglich)