Asteroid rast auf Erde zu: Experten setzen Einschlag-Wahrscheinlichkeit erneut rauf

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In etwa acht Jahren könnte ein Asteroid der Erde bedrohlich nahekommen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag steigt dabei rapide - zunächst verdoppelten Experten sie, und erhöhten sie nun erneut.

Ein Asteroid könnte der Erde in knapp acht Jahren sehr nahekommen. "2024 YR4" auch "Weihnachts-Asteroid" genannt, habe eine fast 98-prozentige Chance, die Erde am 22. Dezember 2032 sicher zu passieren, hieß es vom Büro für planetare Verteidigung der europäischen Raumfahrtbehörde Esa. Ein möglicher Einschlag könne aber noch nicht ganz ausgeschlossen werden.

Die berechnete Wahrscheinlichkeit dafür betrug laut Esa zunächst 1,2 Prozent. Schon das sei "eine der höchsten Wahrscheinlichkeiten für einen Einschlag eines Gesteinsbrockens von bedeutender Größe, die es je gab", schrieb David Rankin vom Teleskopsystem Catalina Sky Survey auf Bluesky mit Blick auf bisher erfasste Daten, die allerdings nur einen winzigen Zeitraum der Erdgeschichte umfassen.

Asteroid 2024 YR4 steuert auf die Erde zu - Einschlag 2032 nicht ausgeschlossen

Von der Esa hieß es, dass die berechnete Einschlagwahrscheinlichkeit eines noch fernen Asteroiden nach weiteren Beobachtungen oft auf null sinke. Aktuell scheint die Wahrscheinlichkeit für einen Einschlag aber zu steigen. Nach weiteren Beobachtungen habe sich der Wert verdoppelt und liege nun bei 2,3 Prozent, berichtet die Bild-Zeitung und erklärt das so: "Weil es immer mehr Beobachtungsdaten von Sternwarten auf der ganzen Erde gibt, wird die Kenntnis über die tatsächliche Flugbahn des Asteroiden immer besser". So könne es sein, dass bei weiteren Daten die Einschlags-Wahrscheinlichkeit weiter steige – oder wieder zurückgehe.

Nun hat die Nasa die Esa-Prognose laut Informationen der Bild-Zeitung noch einmal verschärft - laut den US-Astronomen liegt sie mittlerweile bei 3,2 Prozent. Noch sei es aber so, dass die Bahn des Asteroiden derzeit noch sehr schwer einzuschätzen ist - seine Leuchtkraft ist für genaue Prognosen noch zu gering. "Was der Asteroid machen wird, ist immer noch sehr ungewiss. Die laufenden Änderungen der Wahrscheinlichkeits-Berechnungen zeigen, dass wir die Umlaufbahn nicht genau kennen. Wir werden noch ein paar Monate warten müssen, bis wir endlich Gewissheit haben", erläutert der Weltraum-Experte Rainer Kresken gegenüber der Bild.

Der Asteroid hat einen Durchmesser von 40 bis 100 Metern und ist derzeit etwa 27 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Er wurde am 25. Dezember automatisch von einem Teleskop erfasst - daher auch der Name Weihnachts-Asteroid. Auf der sogenannten Turiner Skala wird er mit 3 von insgesamt 10 eingestuft - das ist immerhin Alarmstufe Gelb. 

Schwere regionale Hitzeschäden und Riesen-Krater möglich - Esa startet genaue Asteroiden-Überwachung

Das bedeutet, dass es sich um eine engere Annäherung eines Himmelskörpers an die Erde handelt, die die Aufmerksamkeit von Astronomen erfordert. Liegt die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags bei mindestens einem Prozent, schaltet sich das Internationale Asteroiden-Warnnetzwerk (IAWN) ein und sammelt Daten. "Zwei von den Vereinten Nationen unterstützte internationale Asteroiden-Gruppen - das Internationale Asteroidenwarnnetz und die Beratungsgruppe für Weltraummissionen (SMPAG) - erwägen derzeit ihre nächsten Schritte", zitiert der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) die Esa. 

Sollte "2024 YR4" tatsächlich die Erde treffen, könnte er in der Atmosphäre explodieren und mit einer Druckwelle und Hitze Schäden anrichten, wie es hieß. Er könnte auch einen Krater mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer verursachen. Ein Asteroid dieser Größe schlägt der Esa zufolge im Mittel alle paar Tausend Jahre auf der Erde ein. Laut dem MDR betont das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt deshalb, wie "wichtig Projekte zur Asteroidenabwehr sind". Raumfahrt-Experte Rainer Kresken sagte gegenüber der Bild: "Wir sollten den Brocken tatsächlich nicht unterschätzen und mögliche Folgen eines Einschlages im Auge behalten. Denn die wären erheblich." Wo genau der Asteroid auf der Erde einschlagen würde, sei aktuell noch unklar.

"2024 YR4" sei kein sogenannter Planetenkiller, der das Leben auf der Erde auslöschen könnte, wurde der Leiter der Asteroidenabwehr bei der Esa, Richard Moissl, unter anderem im Münchner Merkur zitiert. "Es ist kein Grund zur Beunruhigung", sagte der Wissenschaftler. "Wir gehen davon aus, dass es ein naher oder auch sehr erdnaher Vorbeiflug wird." Warum der Asteroid die Wissenschaftler nun besonders alarmiert, liegt auch an der Technik. "Mit der Verbesserung unserer Asteroiden-Überwachungstechnologie werden wir wahrscheinlich immer mehr Objekte entdecken, die nahe an der Erde vorbeifliegen und die wir in der Vergangenheit übersehen hätten", so ein Sprecher der Weltraumorganisation gegenüber dem MDR.

In den nächsten Monaten wird sich der Asteroid nach Esa-Angaben auf seiner langgestreckten Umlaufbahn um die Sonne zunächst von der Erde entfernen und aus dem Blickfeld verschwinden. Zu beobachten sei er dann erst wieder im Jahr 2028.

Vorschaubild: © Jonathan Männel / mit Eyes on the Solar System, NASA/JPL