"Schmeckt wie Paprika": Wie der asiatische Marienkäfer den Weinbauern das Leben schwer macht
Autor: Agnes Wilms
Deutschland, Freitag, 06. August 2021
Der asiatische Marienkäfer wurde einst als "Nützling" bei uns ausgesetzt. Mittlerweile zählt er zu den invasiven Arten und bereitet sogar den Weinbauern Kopfschmerzen.
- Mitgekelterte Marienkäfer verderben den Geschmack des Weines
- Marienkäfer sorgt für Bitternoten im Wein
- Einst aus Asien als Nützling bei uns angesiedelt
- Wein verliert an Qualität und Wert
- Invasive asiatische Marienkäfer verbreiten sich immer mehr
Dass der einst als Nützling eingeführte asiatische Marienkäfer mittlerweile bei uns in Deutschland als invasive Art gilt, wissen wir bereits. Er verdrängt nicht nur unsere einheimischen Marienkäfer und nimmt deren Lebensraum ein, er ist mitunter sogar für eine schlechtere Qualität des Weines verantwortlich. Bereits ab vier oder fünf versehentlich mitgekelterten Marienkäfern pro Kilo Weintrauben kann man eine deutliche Geschmacksveränderung des Weines wahrnehmen. Aber wie gelangt nun der Marienkäfer in den Wein und wie ist er in der Lage, den Geschmack und die Qualität des Weines zu beeinflussen?
Ein bitteres Tröpfchen: Asiatischer Marienkäfer im Weinbau
Ein bitteres Tröpfchen: So könnte man sowohl das Sekret des asiatischen Marienkäfers bezeichnen, als auch den Wein, in dem die Marienkäfer versehentlich mitgekeltert wurden. Die rot/schwarze Färbung des Marienkäfers ist ein deutliches Warnsignal an alle Fressfeinde des Käfers. Er sendet mit der auffälligen Zeichnung ein optisches Signal an andere Tiere mit dem Hinweis "Vorsicht, ich bin giftig!" Bei ernsthafter Bedrohung ist der Käfer in der Lage, ein Tröpfchen bitter schmeckendes Sekret abzugeben. Tipp: "Schädlinge im Garten - natürlich bekämpfen: Bio PRAXIS" bei Amazon ansehen.*
Video:
Ein Vogel, der einmal einen Marienkäfer gepickt und das bittere Sekret geschmeckt hat, wird das aufgrund der damit verbundenen Lernerfahrung vermutlich nie wieder versuchen. In den Weinbergen war der einst als Nützling angesiedelte asiatische Marienkäfer zunächst gerne gesehen, weil er lästige Ernteschädlinge wie beispielsweise Blutläuse, Mehlige Apfelblattläuse, Rebläuse oder die Hopfenlaus in großen Mengen verspeist.
Der asiatische Marienkäfer schafft es, deutlich mehr Läuse zu vertilgen, als unsere einheimischen Marienkäferarten. Das macht ihn einerseits zu einem umweltfreundlichen und ökologischen Schädlingsbekämpfungsmittel, der den Einsatz von Pestiziden im Weinberg nicht notwendig macht. Schade nur, dass der asiatische Marienkäfer in großen Mengen auftaucht und gezielt nach Reben mit Rebgallen, verursacht von der Reblaus, sucht. Frisst er sich in die Gallen oder vorgeschädigte Weintrauben hinein, um den Rebschädling zu vertilgen, ist er während der Traubenlese für die Ernter nicht mehr sichtbar und wird teils in Mengen versehentlich mitgeerntet. Lese-Empfehlung: Die Gründe für das Verschwinden unseres heimischen Marienkäfers erfährst du in unserem Artikel.
Asiatischer Marienkäfer im Wein: Kein Genuß für Weintrinker
Das Abwehrsekret des Marienkäfers schmeckt äußerst unangenehm und bitter. Wird der Marienkäfer versehentlich mitgekeltert, werden diese Bitterstoffe automatisch in den Wein abgegeben. Der Wein bekommt dadurch beschriebene Geschmacksnoten wie beispielsweise "schmeckt nach Paprika", "schmeckt nach verbrannter Erdnussbutter" oder einfach nur "bitter".
Beim Riesling reichen beispielsweise vier bis fünf Käfer pro Kilogramm Weintrauben, um den Geschmack des Weines zu beeinflussen. Bei der Maischegärung des Spätburgunders reichen bereits drei Käfer pro Kilogramm Weintrauben, um eine bittere Veränderung des Weingeschmackes festzustellen. Um den geschmacklichen bitteren Fehlton zu vermindern, fand man heraus, dass eine kurze Pressdauer und ein niedriger Pressdruck der Weintrauben hilft, um das bittere Aroma abzuschwächen.