Zwischen den Jahren: Wie die Raunächte meine liebste Zeit des Jahres einleiten
Autor: Anna Villmeter
Franken, Donnerstag, 20. November 2025
Die Raunächte finden traditionell vom 25.12. bis 06.01. statt und Anna hat ihren ganz persönlichen Umgang mit der Zeit zwischen den Jahren
Draußen ist es kalt und dunkel, drinnen ist alles in sanftes Kerzenlicht gehüllt, und es duftet nach Kardamom, Orangen und Zimt. Ich sitze am Esszimmertisch, der immer ein bisschen zu klein ist für unser Advents-Puzzle-Chaos, und denke an meine Oma, die diese Tage „die stillen Nächte“ nannte.
Heute weiß ich, dass sie von den Raunächten sprach, jenen zwölf Nächten rund um den Jahreswechsel, denen in Europa seit Jahrhunderten eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird.
Die ersten Wochen im Dezember sind häufig sehr stressig
Zu Beginn des Dezembers wird es auf der Arbeit, in der Schule und in den Vereinen meistens noch mal sehr laut. Geschenke, kleine Feiern… jeder will noch schnell vor Jahresende etwas erledigen. Das stresst!
Aber je weiter der Dezember voranschreitet, umso leiser werden die ‚Anliegen‘ und E-Mails, und das Wichtigste im Leben rückt weiter nach vorn: das leise – und manchmal sehr laute – Gemurmel meiner Kinder, die blubberartigen Bellgeräusche in den Träumen unseres Labradors und die Stimme meines Mannes, der mich fragt, ob ich noch einen Kaffee möchte.
Endlich wieder durchatmen und Familienzeit verbringen
Wir haben wieder mehr Zeit für kleine Inseln: gemeinsam selbstgemachten Weihnachtspunsch zu trinken, Plätzchen und andere Leckereien zu essen und eine Runde „Trivial Pursuit“ oder „Monopoly“ zu spielen. Ab dem 25.12. ziehe ich dazu noch jeden Abend eine Karte: eine aus dem Tarot und eine aus meinen Achtsamkeitskarten – ganz ohne Hokuspokus, sondern um in Ruhe über mich, meine Familie und meine Wünsche im neuen Jahr nachzudenken. Denn genau das ist die heimliche Kraft dieser Tage: Wir hören uns selbst (und einander) wieder besser zu.
Meist werden die Raunächte als die Zeit zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen verstanden, also vom 25. Dezember bis 6. Januar. Die Wurzeln verlieren sich im Halbdunkel alter Bräuche. Der Name selbst wird doppelt gedeutet: Entweder von „Rauch“ (wegen des Ausräucherns von Haus und Stall) oder von „rau/rûch“ – wild, haarig, ungezähmt.
Räuchern war (und ist) ein zentrales Ritual: Schon vor dem Christentum wurden Kräuter verbrannt, um Böses zu vertreiben, das Gut zu begrüßen und Räume zu reinigen. Ich liebe das! Meinem Mann wird davon schlecht… darum räuchere ich nur, wenn er nicht da ist.