Teure Spritpreise, milliardenschwere Gewinne für Ölkonzerne: Wie kommen die Preise überhaupt zustande?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Montag, 07. November 2022
Noch immer sind die Spritpreise an den deutschen Tankstellen hoch. Viele Autofahrer - vor allem auf dem Land - leiden finanziell unter den hohen Preisen. Die Ölkonzerne fahren unterdessen milliardenschwere Gewinne ein.
- ADAC: Spritpreise sind "deutlich zu hoch"
- So setzt sich der Spritpreis zusammen
- Das Bundeskartellamt stellt Nachforschungen an
Nach der Episode mit der dreimonatigen Spritpreisbremse ist es jetzt an den Tankstellen wie immer: Die Preise fürs Tanken sind hoch, Deutschland ist in Europa in der Spitzengruppe vertreten. Den Mineralölkonzernen spült der Ukraine-Krieg Milliarden in die Kassen. Und was macht das Bundeskartellamt?
ADAC: Spritpreise sind "deutlich zu hoch"
Die Spritpreise in Deutschland sind weiterhin viel zu hoch, warnt der ADAC. Am 2. November kostete Diesel durchschnittlich 2,14 Euro pro Liter. Super E10 lag bei 1,85 Euro pro Liter. Zum Vergleich: In der Vorwoche lag der Preis bei Diesel leicht niedriger bei 2,12 und E10 etwas höher, nämlich bei 1,88 Euro.
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Die Preise an den Tankstellen seien weiterhin "deutlich zu hoch, vor allem bei Diesel", erklärte der Automobilclub. Dafür gebe es Gründe wie die jahreszeitlich bedingte stärkere Heizölnachfrage und der hohe Dieselbedarf der Industrie als Gasersatz. Auf einen Liter Diesel entfallen allerdings über 20 Cent weniger Energie- und Mehrwertsteuer, der Liter kostet aktuell 24 Cent mehr als Super E10. Grund sei auch der schwache Eurokurs. Denn das Rohöl wird zwar immer günstiger, muss jedoch in Euros bezahlt werden. Der ADAC sieht jedoch eine immer größere Entkoppelung vom Ölpreis.
Eine Umfrage des ADAC Ende Oktober hat gezeigt, dass drei von vier Autofahrer*innen von den hohen Spritpreisen finanziell stark belastet sind. Besonders unter Druck seien Menschen im ländlichen Raum. Der ADAC rät dazu, die Preise an verschiedenen Tankstellen zu vergleichen. Das würden der Umfrage zufolge mittlerweile rund 78 Prozent machen. Wer kann, solle außerdem abends tanken. Der aktuellen Untersuchung zufolge können Verbraucher*innen so rund zwölf Cent gegenüber den Morgenstunden sparen. 64 Prozent der Menschen fahren weniger mit dem Auto, um so Kosten zu sparen.
Mineralölkonzerne fahren Gewinne ein
Die Mineralölkonzerne entwickeln sich prächtig, wie etwa Shell, mit Hauptsitz in London: Der größte Ölkonzern Europas, verzeichnete im zweiten Quartal 2022 ganze 17,6 Mrd. Euro Gewinn – und damit fünfmal so viel wie im zweiten Quartal 2021. Zum Vergleich: Von April bis Juni 2021 waren es 3,3 Mrd. Euro. Dieser Sprung lag vor allem an höheren Preisen und gestiegenen Raffineriemargen. Zusätzlich trugen bessere Ergebnisse im Gas- und Stromhandel zu dem Ergebnis bei. Shell will seine Dividende um 15 Prozent anheben.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Exxon Mobil mit Hauptsitz in Irving (Texas): Der US-amerikanische Mineralölkonzern Exxon Mobile vervierfachte im zweiten Quartal 2022 seinen Gewinn auf 11,4 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal des Vorjahres waren es noch 4,7 Milliarden. Auch der französische Energiekonzern Total konnte im zweiten Quartal deutlich mehr Gewinn verbuchen. TotalEnergies verzeichnete 5,7 Milliarden Dollar, im vergangenen Jahr waren es noch 2,2 Milliarden Dollar. Bemerkenswert: TotalEnergies verzeichnete den Gewinnsprung trotz einer erneuten Abschreibung auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten.