Steuergeschenk für McDonalds und Co.? So viele Millionen sollen Fast-Food-Riesen bekommen
Autor: Robert Wagner
Deutschland, Dienstag, 01. April 2025
Die Union möchte die Umsatzsteuer für gastronomische Betriebe dauerhaft senken. Die Verbraucherschützer von Foodwatch rechnen vor, was das Steuergeschenk die Allgemeinheit kostet.
Update vom 01.04.2025: Foodwatch rechnet vor: Das kostet das Steuergeschenk für die Gastronomie
Seit Tagen verhandeln die Parteispitzen von CDU, CSU und SPD über die Eckpunkte ihrer kommenden Koalition. Bei einigen Themen herrscht noch immer Dissens, bei anderen scheint man sich bereits einig. Zu letzteren Themen gehört die geplante dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie. Diese war bereits während der Corona-Pandemie vorübergehend gesenkt worden, um die Unternehmen der Gastro-Branche zu entlasten.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hatte diese Pläne bereits vor Wochen kritisiert (siehe Meldung unten). Dabei hatten sie vor allem die enge Verbindung zwischen Union und den Fast-Food-Riesen wie McDonald’s bemängelt: "Vor der Wahl gab es von der Gastro-Lobby Parteispenden und Wahlkampf-Unterstützung für die Union – nach der Wahl liefern Merz und Co. jetzt die millionenschweren Steuergeschenke? Das erinnert an die Mövenpick-Affäre der FDP. Die SPD darf die CDU-Steuergeschenke für McDonald’s und Co. nicht abnicken. Eine sinnvolle Mehrwertsteuer-Reform muss Verbraucher:innen entlasten und gesunde Ernährung fördern – nicht die Profite von Fast-Food-Konzernen steigern", sagte Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.
Nun legte Foodwatch nochmal nach: Berechnungen der Organisation nach, würde die geplante Steuersenkung vor allem den Branchen-Riesen nützen. Allein McDonald's würde so schätzungsweise mit rund 140 Millionen Euro jährlich entlastet – die gesamte Fast-Food-Branche käme auf rund 500 Millionen Euro. Insgesamt würde die Umsatzsteuersenkung laut Institut der deutschen Wirtschaft 4 Milliarden Euro pro Jahr kosten - Geld, das an derer Stelle fehlen dürfte.
Foodwatch kommt zu ihren Zahlen auf Grundlage der allgemeinen Geschäftszahlen der Branche: McDonald’s mache in Deutschland 4,2 Milliarden Umsatz pro Jahr. Betrachtet man dabei nur den vor Ort servierten Umsatz, kommt man auf eine Steuerersparnis von 142 Millionen Euro. Die gesamte Fastfood-Branche würde mit 500 Millionen Euro entlastet. Die Berechnung basiert dabei auf Zahlen des Bundesverbands Systemgastronomie. Demnach mache die Branche in Deutschland einen Jahresumsatz von 31 Milliarden Euro. Beachtet man wiederum nur den vor-Ort-Verzehr kommt man auf eine Entlastung von rund 500 Millionen Euro.
Dabei wehrt sich Foodwatch nicht generell gegen eine Steuersenkung für Lebensmittel: Aus Sicht von Foodwatch wäre allerdings eine gezielte Reform der Mehrwertsteuer sinnvoll, die vor allem Konsumenten entlastet und dabei klima- sowie gesundheitspolitische Ziele unterstützt. Eine Idee, die auf das Thünen-Institut zurückgeht, wäre demnach eine Steuerbefreiung für Obst und Gemüse – kombiniert mit einer höheren Steuer auf Fleisch und Milch. Dadurch könnten jährlich 10 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen eingespart werden, es gäbe 20.000 vermeidbare ernährungsbedingte Todesfälle pro Jahr weniger und es wären Einsparungen von 5,5 Milliarden Euro bei Umwelt- und Gesundheitskosten möglich.
Originalmeldung vom 14.03.2025: Foodwatch macht Merz und Söder wegen Gastro-Vorstoß Vorwürfe
Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert als Ergebnis der schwarz-roten Koalitionsgespräche Maßnahmen gegen anhaltend hohe Preise für Lebensmittel. "Union und SPD sollten nicht nur Geschenke an Gastronomen und Landwirte verteilen, sondern dafür sorgen, dass gutes und gesundes Essen für alle Menschen möglich ist", sagte Foodwatch-Expertin Alina Nitsche.
Aus Sicht der NGO würden vor allem Konzerne wie McDonald's, Burger King oder Nordsee von der geplanten milliardenschweren Steuersenkung profitieren. Zudem würden die engen Verbindungen zwischen der Union und der Gastro-Lobby Fragen aufwerfen: "Die Verbindungen zwischen der Union und der Gastro-Lobby sind offensichtlich: Parteispenden, Wahlkampfhilfe und Sponsoring von McDonald's. Kaum ist die Wahl vorbei, plant die CDU eine milliardenschwere Steuererleichterung für die Branche – das erinnert an die Mövenpick-Affäre der FDP", so Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.