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So selbstsicher sind Deutschlands Autofahrer: Überraschende Ergebnisse einer ADAC-Studie
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Dienstag, 13. August 2024
Der ADAC hat Deutschlands Autofahrende bei ihrer Ehre gepackt und sie um eine Selbsteinschätzung gebeten: Wie gut fährst du Auto? Ergebnis: Fast alle halten sich für gut. Fehler sind zwar normal, werden aber nur zögerlich eingestanden.
Deutschlands Autofahrer sind mit sich ausgesprochen zufrieden: 82 % halten sich für "gute" oder "sehr gute" Autofahrende, wie eine aktuelle Online-Umfrage des ADAC ergab. Gleichzeitig räumen viele Befragte allerdings Fehler am Steuer ein. Ganz oben auf der Liste: zu hohe Geschwindigkeit und dichtes Auffahren. Wir informieren über die Details der Umfrage und warum Frauen die besseren Autofahrenden sind.
Wie gut sind Deutschlands Autofahrer?
Das überrascht eigentlich nicht so richtig: Deutschlands Autofahrende stellen sich ein Spitzenzeugnis aus. 82 % sehen sich als "gute" oder "sehr gute" Autofahrende. Sie sind also von ihren Fahrkünsten ziemlich überzeugt. Das ergab eine aktuelle und repräsentative Umfrage des ADAC. Durchgeführt hat die Online-Studie das Institut Bilendi im Juni 2024, und zwar bei insgesamt 1.000 Autofahrern ab 18 Jahren, die eine Kfz-Versicherung abgeschlossen haben.
Wie gut fahren Sie Auto?
Sehr gut 29 %
Gut 53 %
Durchschnittlich 17 %
Schlecht 1 %
Keine Angabe 1 %
Sehr überzeugt von sich waren 29 % der Lenkenden und als "gut" stufte sich die Mehrheit von 53 % ein, zusammen die deutliche Mehrheit von 82 %. Selbstkritischer antworteten immerhin 17 %, in dem sie ihre Fahrqualitäten als durchschnittlich einschätzen. Nur 1 % der Autofahrenden gestand, dass sie "schlecht" Auto fahren. "Schlecht Auto fahren können nur die anderen" – dieses Gefühl ist offenbar sehr verbreitet, das bestätigt die Umfrage. Dazu passt, dass die Mehrheit der Deutschen (70 %) am liebsten Auto fährt. Bus und Bahn mögen deutlich weniger, das besagt die Mobilitätsstudie 2022 der Versicherung HUK.
Fahren Frauen anders als Männer?
Rekordverdächtig viele Pkw sind auf deutschen Straßen unterwegs. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gibt die Zahl der Pkws 2023 mit rund 49,1 Mio. an – so viele wie noch nie. Insbesondere in der Stadt stresst die Autofahrenden der Verkehr. Entspannter fahren ist auf den Autobahnen möglich. Während sich in Großstädten 52 % der Befragten "gelegentlich" oder "oft" unsicher fühlen, sind es trotz der hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn nur 44 %.
Der ADAC befeuert mit seiner Befragung auch das beliebte und mit Vorurteilen besetzte Thema: Frauen im Straßenverkehr. Das sind die Fakten, die die Online-Befragung erbrachte: Insgesamt geben mehr Frauen als Männer an, in bestimmten Fahrsituationen häufig Unsicherheit zu empfinden. 30 % der Frauen und 16 % der Männer fühlen sich nach eigenen Angaben bei Glätte unsicher. Bei schlechter Sicht sind es 23 % der Frauen und 11 % der Männer. Ähnlich verhält es sich im Großstadtverkehr. 19 % der Frauen und 8 % der Männer erklären, dass sie sich beim Fahren in Großstädten oft unsicher fühlen.
Was zeigen die Befragungsergebnisse: Frauen fahren keineswegs schlechter als Männer, sie sind nur sensibler, vorsichtiger und weniger risikobereit mit dem Auto unterwegs. Das zeigt sich auch an den Unfallzahlen: Für das Jahr 2020 hat das Statistische Bundesamt die Verkehrsunfälle unter dem Aspekt Geschlecht ausgewertet. Ergebnis: Von den Getöteten im Straßenverkehr waren 75,9 % Männer und 24,1 % Frauen.
Wann fühlen sich Autofahrende unsicher?
Die Befragung des ADAC zeigt außerdem, dass es unsichere Situationen am Steuer gibt, bei denen selbst dem besten Autofahrenden Schweiß auf die Stirn tritt. Unsicherheit tritt vor allem bei Glätte und schlechter Sicht auf: 77 % aller Befragten fühlen sich bei Glätte "gelegentlich" oder "oft" unsicher, 75 % bei schlechter Sicht und 66 % bei Regen oder Schnee.
Bei diesen Situationen fühlen sich Autofahrende am Steuer unsicher:
Bei Glätte: 77 %
Bei schlechter Sicht: 76 %
Bei Regen oder Schnee: 66 %
Bei Dunkelheit: 55 %
In Großstädten: 52 %
Hohe Geschwindigkeit auf der Autobahn: 44 %
Bei dichtem Verkehr: 41 %
Auf nicht vertrauten Strecken: 51 %
In einem Tunnel: 23 %
Auf Brücken: 18 %
Die Ursachen für Fahrangst sind laut ADAC unterschiedlich, wie die Befragung zeigt: ein traumatisches Erlebnis wie ein Unfall, das Ausmalen von Worst-Case-Szenarien oder die Angst, andere zu gefährden.Körperliche Symptome für Angst sind laut ADAC beispielsweise Herzrasen, beschleunigtes Atmen, Schweißausbrüche, Augenzucken und Nervosität. Zu den psychischen Auswirkungen zählen unter anderem Stressempfinden, Unwohlsein und der Drang, der Situation entfliehen zu wollen.
Was macht einen guten Fahrenden eigentlich aus?
Was macht einen guten Autofahrer eigentlich aus? Genau das wollte der ADAC wissen. Nach Ansicht der Befragten fährt er oder sie vor allem vorausschauend (89 %): Wer gut fährt, fährt also vorausschauend. Ebenso wichtig ist, dass der Autofahrende rechtzeitig Risiken (83 %) erkennt. An dritter Stelle in der Bedeutungsskala kommt, dass man rücksichtsvoll gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern (81 %) ist.
Ein gutes Reaktionsvermögen halten 78 % der Befragten für wichtig. Die Konzentration beim Autofahren ("Lässt sich nicht ablenken") ist 65 % wichtig. Gelassenheit halten 64 % für wichtig. Als weniger wichtig erachten die Befragten, ob man gut einparken (38 %) oder schnell fahren kann (11 %).
Was zeichnet einen guten Autofahrer aus?
Fährt vorausschauend: 89 %
Erkennt rechtzeitig Risiken: 83 %
Ist rücksichtsvoll: 81 %
Hat ein gutes Reaktionsvermögen: 78 %
Lässt sich nicht ablenken: 65 %
Bleibt gelassen: 64 %
Welche Fehler machen Deutschlands Autofahrende?
Auch wenn sich die große Mehrheit der Autofahrenden ein gutes Zeugnis für die eigenen Fahrkünste ausstellt, Fehler sind an der Tagesordnung. Eingeräumt werden sie aber nur zögerlich. Fast jeder Zweite (47 %) fährt nach eigenen Angaben "schon mal schneller als erlaubt". Jeder Dritte (33 %) hält nicht immer genügend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Überhöhte Geschwindigkeit und fehlender Abstand sind also die häufigsten eingestandenen Fehler. Außerdem essen und trinken die Lenkenden gelegentlich am Steuer (34 %). Der Genuss von Getränken (außer übermäßiger Alkoholkonsum) ist beim Autofahren allerdings nicht verboten, kann aber, wie auch Essen, zu Ablenkungen führen. Manchmal ist die Folge ein Crash.
Zu den ruppigen Lenkern zu gehören, geben nur wenige zu: 16 % sagen von sich, dass sie sich leicht provozieren lassen. Bei der verbotenen Nutzung von Handys während der Fahrt zeigen sich deutliche Unterschiede beim Alter der Lenkenden. 16 % aller Online-Befragten geben zu, dass sie beim Fahren schon mal unerlaubt das Handy zu benutzen. In der Altersgruppe bis 29 Jahre sind es aber immerhin 35 %, also mehr als doppelt so viele.
Welche Aussage trifft auf Sie zu?
Fahre schon mal schneller als erlaubt: 47 %
Esse oder trinke gelegentlich am Steuer: 34 %
Halte nicht immer ausreichend Abstand: 33 %
Mache den Schulterblick manchmal nicht: 27 %
Lasse mich manchmal ablenken: 20 %
Blinke nicht immer: 17 %
Macht die Telematik die Kfz-Versicherung preiswerter?
Versicherer setzen bei der Verkehrssicherheit, weniger auf die Selbsteinschätzung der Fahrenden in Befragungen, sondern auf die Telematik. Kurz gesagt bedeutet Telematik: Wer achtsam fährt und bereit ist, seinen Fahrstil überwachen zu lassen, wird von Kfz-Versicherern mit niedrigeren Prämien belohnt. Das spiegelt sich in den Kfz-Versicherungstarifen wider: Wer Telematik im Pkw einsetzt, zahlt eine geringere Prämie.
Dahinter steckt der Gedanke der Versicherungen, dass sich durch eine sichere Fahrweise das Unfall-Risiko für Versicherer und Versicherungsnehmer reduziert. Fahrdaten werden in Echtzeit erfasst, ausgewertet und dem Fahrer dann z. B. in einer App angezeigt. Der Fahrer kann seine Fahrweise entsprechend anpassen und verbessern.
Die Versicherung ermittelt aufgrund der Daten einen individuellen Rabatt in der Kfz-Versicherung. Der Vorteil liegt darin, dass sich ein sicheres Fahrverhalten unmittelbar auswirkt und nicht erst nach Jahren in Form einer Schadenfreiheitsklasse. Für achtsames Fahren sammelst du für jede Fahrt Punkte, aus denen sich ein Gesamtscore ergibt. Für die zu zahlende Prämie gilt: Je risikoärmer die Fahrweise und damit höher die Punktzahl, desto günstiger wird es.
Jüngere Fahrende haben Interesse an der Telematik
Dabei erhöht ein vorausschauende und risikoarme Fahrweise nicht nur die Sicherheit im Straßenverkehr, sondern kann sich auch finanziell lohnen. Autofahrer, die besonders sicherheitsbewusst fahren, bekommen bei der Versicherungsprämie "kleine Kostenersparnisse" (Verbraucherzentrale). Die Versicherungsgesellschaften wie beispielsweise die HUK sprechen davon, dass du im besten Fall 20 % bis 30 % deines Beitrags sparst. Das wäre dann deutlich mehr als ein kleiner Preisnachlass.
Das Interesse an Telematik-Tarifen wächst, das zeigt die Online-Befragung des ADAC. Jeder Zweite zeigt Interesse an Telematik-Tarifen: 53 % können sich laut Umfrage vorstellen, ihre Fahrweise mit einer Telematik-App auf dem Smartphone bewerten zu lassen. Trotzdem weiß mehr als die Hälfte (55 %) der Befragten in der Umfrage des ADAC nicht, ob ihre Versicherung ein solches Angebot hat. Das signalisiert, dass sich die Autofahrenden mit der Telematik noch wenig beschäftigt haben.
Besonders aufgeschlossen dafür zeigen sich jüngere Autofahrende. In der Altersgruppe zwischen 18 und 39 Jahren geben 63 % der Befragten an, sie würden eine App zur Bewertung ihrer Fahrweise bestimmt oder wahrscheinlich nutzen, wenn sie dadurch deutlich sparen könnten.
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