Lidl vor Fleischskandal? Keime im Hühnerfleisch - Discounter kommt Forderung nicht nach
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Donnerstag, 11. Mai 2023
Die Aufregung um einen möglichen Skandal um Keime im Hühnerfleisch bei Lidl ist groß. Das Unternehmen äußert sich zu den Vorwürfen, macht aber auch gleich klar, dass man der Hauptforderung der Tierschützer nicht nachkommen wird.
Fleischskandal bei Lidl? Es wäre nicht der Erste. Bereits im Jahr 2021 zeigte eine Studie der Deutschen Umwelthilfe eine bakterielle Belastung beim Discounter-Fleisch von Lidl und Aldi. Jetzt deckt eine Untersuchung durch die Albert Schweitzer Stiftung erneute massive Belastungen an einem Produkt bei Lidl auf. Bei Hühnerfleisch der Lidl-Eigenmarke "Metzgerfrisch" hat man in 71 Prozent der Proben multiresistente Keime gefunden.
Auf Nachfrage unserer Redaktion hat der Lebensmittelhändler ein Statement abgegeben und auch erklärt, warum man eine konkrete Forderung des European Chicken Commitment nicht unterzeichnet.
Lidl vor Fleischskandal - multiresistente Keime im Hühnerfleisch gefunden
Wie die Stiftung in einer Pressemitteilung schreibt, wurde bei der Untersuchung in 71 Prozent der Proben das Enzym ESBL nachgewiesen, das die auf dem Fleisch gefundenen Bakterien immun gegen mehrere gängige Antibiotika macht.
Video:
Weiter heißt es: "Bei der Mehrzahl der resistenten Bakterien (75 %) handelt es sich um den Fäkalkeim Escherichia coli, der diverse Erkrankungen auslösen kann, zum Beispiel Harnwegs- oder Magen-Darm-Infekte bis hin zu Sepsis. Außerdem fand das Labor Krankheitserreger wie Enterokokken (25 % der Proben), Campylobacter (18 % der Proben) und Salmonellen (1 Probe). Enterokokken können Harnwegsinfekte, Herzinnenhautentzündungen oder auch Blutvergiftungen verursachen. Campylobacter und Salmonellen sind vor allem verantwortlich für Durchfallerkrankungen".
Für Lidl wird es eng, sollte sich der Keimbefall durch weitere Proben als verbreitetes Problem bestätigen. Untersucht wurden bisher insgesamt 51 Proben von Hühnerfleischprodukten (alle Haltungsform-Stufe 2 "Stallhaltung Plus"). Diese wurden im Januar und Februar 2023 in acht zufällig ausgewählten Lidl-Märkten in ganz Deutschland genommen. Nur sechs Proben waren unauffällig. Die Untersuchung durch ein unabhängiges Labor wurde von der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt in Auftrag gegeben. Der Discounter geht nach den Anschuldigungen mit klaren Aussagen in die Offensive.
Discounter Lidl weist Vorwürfe zur schlechten Tierhaltung zurück
In dem Statement, das uns vorliegt, erklärt Lidl, dass Produktsicherheit und -qualität immer ein zentrales Anliegen des Unternehmens sind. Alle Artikel würden daher umfangreichen Qualitätskontrollen entlang der gesamten Lieferkette unterliegen.
Unternehmen: | Lidl |
Gründung: | 1973 |
Sitz: | Neckarsulm, Baden-Württemberg |
Branche: | Lebensmitteleinzelhandel |
Zu den Vorgaben und Grenzwerten heißt es: "Mit unseren eigens definierten Lidl-internen Grenzwerten sind wir dabei meist noch strenger als die gesetzlichen Vorgaben. Unsere Lieferanten sind nach dem anerkannten International Featured Standard (IFS) oder dem British Retail Consortium (BRC) zertifiziert. Zusätzlich finden von Lidl beauftragte unangekündigte Audits statt, die von unabhängigen und akkreditierten Instituten in den Produktionsstätten durchgeführt werden".