Neue Trends lassen sich immer wieder im Supermarkt und Discounter entdecken. Zuletzt sorgte eine neue EU-Richtlinie für eine ganz besondere Neuerung. Insekten sind inzwischen in Lebensmitteln erlaubt. Und wie infranken.de bereits berichtet hat, sind in vielen bekannten Produkten bereits welche enthalten. Mit Hybridfleisch taucht jetzt der nächste Trend auf. 

Doch was steckt dahinter? Wie die Verbraucherzentrale (VZ) dazu schreibt, sollen die neun Produkte zu weniger Fleischverzehr verhelfen. Wer aber nicht komplett auf Fleisch verzichten möchte und mit den veganen oder vegetarischen Angeboten nichts anfangen kann, der soll mit dem Hybridfleisch die perfekte Alternative finden. Doch der Ruf des Mischproduktes ist nicht gut. Wie gehen also Händler wie Kaufland oder Lidl damit um? 

Das steckt hinter Hybridfleisch - Kritik an der Tierhaltung

Wie die VZ erklärt, handelt es sich bei Hybridfleisch um eine Mischung aus Fleisch mit anderen Zutaten, in der Regel mit Gemüse. Laut Angaben der Experten enthalten die aktuell im deutschen Lebensmittelhandel angebotenen Produkte zwischen 40 und 69 Prozent Fleisch und zwischen 8 und 40 Prozent Gemüse. 

Unternehmen: Kaufland
Hauptsitz: Neckarsulm
Gründung 1984, Neckarsulm
Dachorganisationen Schwarz-Gruppe, Dieter-Schwarz-Stiftung

Vorteile dieser Angebote sind demnach gegenüber den "normalen" Fleischprodukten", dass ein großer Anteil Fleisch eingespart wurde. Damit, so heißt es im Bericht, schneiden die Hybridfleischprodukte besser ab bei Treibhausgasemissionen, Flächen- und Wasserverbrauch. 

Doch es gibt auch massive Kritik am neuen Hybridfleisch -Trend in Supermärkten und Discountern. So schreibt die Tierrechtsorganisation Peta dazu auf ihrer Internetseite: "Rund die Hälfte der Produkte aus sogenanntem Hybridfleisch macht das Fleisch von Tieren aus, die ihr Leben lang in der industriellen Tierwirtschaft ausgebeutet wurden". Ein Vorwurf, auf den Lebensmittelriesen wie Kaufland und Lidl reagieren.

So äußern sich Kaufland und Lidl zum Hybridfleisch

Gegenüber infranken.de erklärt Lidl, dass man derzeit "keine Fleischprodukte mit einem pflanzlichen Anteil" im Angebot für die Kund*innen habe. Ob man allerdings von der Problematik rund um die Tierhaltung wisse und wie man damit grundsätzlich umgeht, dazu gab es keine Angaben.

Bei Kaufland geht man offensiv mit dem Thema Hybridfleisch um. Dazu heißt auf Nachfrage unserer Redaktion: "Sogenanntes Hybridfleisch führen wir nicht dauerhaft im Sortiment, bieten unseren Kunden die entsprechenden Produkte aber immer wieder im Rahmen von Aktionsangeboten an, zuletzt beispielsweise Mitte Februar. Die Artikel wie beispielsweise Hackfleisch oder Bratwurst bestehen rund zur Hälfte aus Gemüse wie Paprika, Karotten oder Zwiebeln und zur anderen Hälfte aus Fleisch."

Zum Vorwurf von Peta und auch der Verbraucherzentrale, dass das verarbeitete Fleisch fast immer aus schlechter Tierhaltung stamme, erklärt der Supermarkt-Riese aus der Schwarz-Gruppe: "Die pauschale Aussage, es handle sich dabei um Fleisch aus schlechter Tierhaltung, weisen wir zurück." 

Hybridfleisch im Supermarkt - Kaufland verweist auf die Haltungsform Stufe 2

Bei Kaufland verweist man in der Antwort zudem auf die besondere Haltungsform, die bei entsprechenden Produkten zur Anwendung kommt: "So entstammt beispielsweise das Schweinefleisch für die von uns zuletzt angebotene Hackfleischzubereitung mit Gemüse aus der Haltungsform Stufe 2." 

Doch warum nur Stufe 2. Bereits im Oktober 2021 gab das Unternehmen eine wichtige Entscheidung bekannt. Stefan Rauschen, Geschäftsführer Einkauf Frische bei Kaufland, erklärte damals: "Unsere Kunden können sich nun bei Fleisch, neben Schwein und Geflügel, auch bei Rind für die tiergerechtere Haltungsform 3 entscheiden." 

Und laut Verbraucherzentrale ist selbst bei Stufe 3 noch Luft nach oben. Das orangefarbenen Label dieser Stufe bedeutet, dass „die Tiere neben noch mehr Platz im Stall Kontakt mit dem Außenklima haben, beispielsweise in einem überdachten Außenbereich am Stall oder durch eine nach außen offene Stallseite“. Für Kritiker lässt der Zusatz „Kontakt mit dem Außenklima“ zu viel Spielraum. Was erwartet Kund*innen bei den einzelnen Haltungsstufen? 

Die Haltungsstufen für Fleisch im Überblick

Wie die Verbraucherzentrale angibt, kommt die Stufe 1 Stallhaltung zu 51 Prozent vor. Die Stufe 2 Stallhaltung-Plus ist in Supermärkten und Discounter zu 36 Prozent und die Stufen 3 und 4 nur zu 13 Prozent zu finden. 

  • Haltungsform 1 - Stallhaltung
    Für die Haltung von Schweinen und Masthühnern wird hier der gesetzliche Mindeststandard beschrieben. Bei Rindern und Puten zeigt Stufe 1 die branchenübliche Haltung an, da es für diese Tierarten keine speziellen Haltungsvorschriften gibt
  • Haltungsform 2 - Stallhaltung-Plus
    Schweine, Masthühner, Puten und Rinder haben bei Stufe mehr Platz im Stall und zusätzliches Beschäftigungsmaterial. Kühe dürfen dabei nicht angebunden sein.
  • Haltungsform 3 - Außenklima
    Tiere sollen hier laut Gesetz noch mehr Platz im Stall haben. Außerdem sollen sie Kontakt mit dem Außenklima haben, beispielsweise in einem überdachten Außenbereich am Stall oder durch eine nach außen offene Stallseite. Futter ohne Gentechnik.
  • Haltungsform 4 - Premium
    Diese Stufe 4 bietet den meisten Platz im Stall. Tatsächlich haben die Tiere auch Auslauf im Freien. Das Futter ist ebenfalls ohne Gentechnik. In diese Stufe ist Biofleisch einzuordnen. Auch konventionell erzeugtes Fleisch findet sich hier, wenn die Tierhaltung die beschriebenen Anforderungen erfüllt.

Der Konsum von Hybridfleisch als umwelt- und tierfreundliche Alternative könne zudem kontraproduktiv sein. Die VZ schreibt dazu, dass mit dem "guten Gewissen" der Verbraucher*innen am Ende gar sehr viel häufiger Fleisch auf den Tisch kommen als bisher, und das könnte schlimmstenfalls sogar zu einem höheren Fleischkonsum führen. Auch in der Politik sorgt das Thema Tierhaltung immer wieder für Diskussionen. Pläne für eine Umgestaltung stehen derzeit in der Kritik

Verbraucherzentrale schlägt Alternative zum Hybridfleisch von Discounter vor

Geht es nach den Experten der Verbraucherzentrale, dann sollte man selbst zur Tat schreiten und sich sein Hybridfleisch in der heimischen Küche zusammenstellen. Damit könne man selbst bestimmen, aus welcher Tierhaltungsform das Fleisch stammt. Die VZ-Tipps im Überblick:

  • Wenn Du den Anteil an Fleisch nicht missen willst, kannst Du gerade beim Hackfleisch und Burger-Patties das Hack selbst mit geraspeltem Gemüse mischen. Das ist preiswerter und du kannst nach Belieben mit den Gemüsearten und -mengen variieren. 
  • Wenn man etwas experimentieren möchte, kann man, wenn man eine süß-saure Note mag, auch mit Obst wie Äpfeln, Birnen, Pfirsich, Aprikosen mischen.
  • Auch andere Fleischgerichte lassen sich am heimischen Herd zudem gut mit Gemüse strecken: Fleischpfannen, Geschnetzeltes, Ragout oder Gulasch

Und wer sich doch an Gerichte komplett ohne Fleisch wagen möchte, für den hat die Verbraucherzentrale auch noch ein paar Tipps für die Küche: Gemüseeintöpfe, Reibekuchen mit Apfelkompott, Käsespätzle, Pellkartoffeln mit Quark oder Frankfurter grüner Soße, Milchreis.

Vorschaubild: © Kaufland