Ein Indikator für Tierwohl? Das bedeuten die Haltungsformen 1-4 auf der Fleischverpackung
Autor: Melina Mark
Deutschland, Freitag, 22. Juli 2022
Seit einigen Jahren findet man auf immer mehr Fleischverpackungen im Supermarkt eine Bewertungs-Skala, die die Haltungsbedingungen der Schlachttiere einstuft. Wir haben zusammengetragen, was die Zahlen 1 bis 4 dir sagen und warum es noch Luft nach oben gibt.
- Haltungsform-Kennzeichnung in deutschen Supermärkten: Was steckt dahinter?
- Eine hohe Skala-Nummer ist nicht gleichbedeutend mit Tierwohl
- Menschen haben ein gesteigertes Bewusstsein für Tierschutz
- Zu wenig Angebot von Fleisch aus guten Haltungsbedingungen
In deutschen Supermärkten sind die meisten Fleischverpackungen mit einer Skala von eins bis vier versehen. Diese Zahlen stehen für die Haltungsform der Tiere. So können Kund*innen bewusstere Entscheidungen beim Kauf von Fleisch treffen. Doch Vorsicht, Haltungsbedingungen sind nicht gleichbedeutend mit dem Tierwohl.
Umgekehrte Logik: Die Bestnote ist 4 und nicht 1
Das Wichtigste zuerst: Die Skala geht gewissermaßen gegen die menschliche Logik, da Nummer 1 nicht die beste Haltungsform symbolisiert, sondern die schlechteste. 4 ist daher die Bestnote auf der Skala. Aber schon Haltungsform 3 signalisiert eine deutlich bessere Tierhaltung, als nur die gesetzlichen Mindestanforderungen. Die deutsche Verbraucherzentrale kreidet an, dass das Angebot von Fleisch der Haltungsstufe 3 oder 4 viel zu gering ausfällt. Der*die Käufer*in ist also gewissermaßen dazu gezwungen, dennoch aus Haltungsform 1 oder 2 zu kaufen.
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2020 wurde die prozentuale Verteilung zuletzt ausgewertet. Ganze 51 Prozent des Fleisches - besonders von Schwein und Rind - war der Haltungsform 1 zugeordnet. 36 Prozent war der Stufe 2 zugehörig, wobei sich vor allem Geflügelfleisch darunter fand. Tierische Produkte aus den Haltungsformen 3 und 4 machten daher nur 13 Prozent aus - ein wirklich kleiner Anteil.
Wie zuvor schon erwähnt, dient die Skala nur als ungefährer Indikator. Nur weil das Fleisch von Tieren stammt, die etwas mehr Platz als andere oder Einstreu im Stall haben, ist das noch kein Beweis für mehr Tierwohl. Hier muss differenziert werden. Das Leben der Tiere aus Haltungsformen 3 und 4 ist nämlich nicht automatisch gesünder oder glücklicher, als das der Tiere, die unter den Standards von Klasse 1 oder 2 aufgezogen wurden - es ist lediglich ein bisschen weniger grausam.
Haltungsform Stufe 4 ist nicht mit Tierwohl gleichzusetzen
Um eindeutige Aussagen über das Tierwohl treffen zu können, müsste das Verhalten und die Gesundheit der Tiere regelmäßig überprüft und ausgewertet werden. Die Verbraucherzentrale nennt Kriterien, wie beispielsweise Lahmen, Verletzungen, Organbefunde und so weiter, die systematisch erhoben werden müssten.
Verbraucher*innen haben inzwischen ein gesteigertes Bewusstsein für Themen wie Tierschutz und sind viel bedachter darauf, welches Fleisch sie kaufen, als noch vor ein paar Jahren. Die Frage "hat das Tier gut gelebt, das ich esse?", ist also viel präsenter in den Köpfen.