Die Abzocke mit Honig - so dreist werden Verbraucher getäuscht
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Freitag, 11. August 2023
Honig ist beliebt und begehrt. Genauso fleißig wie die Bienen sind mittlerweile aber die Fälscher, die Honig auf den Markt bringen. Die EU hat die Inhaltsstoffe getestet. Knapp die Hälfte der Honig-Proben waren nicht in Ordnung, sie waren gepanscht.
- 80.000 Tonnen gefälschter Honig jedes Jahr
- Woran erkennst du gepanschten Honig?
- Tipps: So erkennst du echten Honig
Das Ergebnis einer EU-Untersuchung ist alarmierend: Jeder zweite Honig ist gepanscht. Die in der koordinierten Aktion "From the Hives" gesammelten 320 Honig-Proben untersuchte die Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission (Joint Research Centre, JRC) in Geel (Belgien). Dabei kam heraus: Das Gold der Bienen ist oft mit preiswertem Zuckersirup gestreckt. Um die goldgelbe Farbe vorzutäuschen, ist der Honig außerdem mit Farbstoffen versetzt. Von den Proben waren 147 beziehungsweise 46 % nicht einwandfrei. Das heißt, sie entsprachen nicht den Anforderungen der EU-Honigrichtlinien. Das ist deshalb ein Problem, weil nur rund 34.000 Tonnen Honig (2022) von heimischen Bienen stammen – deutlich zu wenig für den deutschen Markt, der mehr als doppelt soviel Honig nachfragt. Daher wird viel Honig importiert. Und damit fangen die Probleme an: Aber wie erkennst du überhaupt echten Honig?
80.000 Tonnen gefälschter Honig jedes Jahr
Gepanschten Honig zu erkennen, ist keineswegs einfach. Der Grund dafür: Glucose und Fructose, die zentralen Inhaltsstoffe des Bienen-Golds, finden sich ebenfalls als Hauptbestandteile im Zuckersirup. Panscher haben es also einfach, den preiswerten Zuckersirup unter den Honig zu mischen. Die Verbraucherorganisation foodwatch stellt fest: "Der Honig-Betrug ist lukrativ." Im Durchschnitt kostet nach Europa eingeführter Honig 2,17 Euro pro Kilo, während Zuckersirup aus Reis zwischen 0,40 und 0,60 Euro pro Kilo kostet.
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175.000 Tonnen Honig kommen aus Drittländern in die EU, der damit 40 % des Gesamtverbrauchs deckt. Nach den Marktanalysen von foodwatch ist die EU nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Honigimporteur der Welt. foodwatch schätzt, dass in der EU jedes Jahr 80.000 Tonnen gefälschter Import-Honig über die Ladentheke geht.
"Wer Honig kauft, bekommt auch Honig – diese Gewissheit ist in Europa leider keine Selbstverständlichkeit: Verbraucher*innen haben jahrelang gefälschten Honig in Supermärkten gekauft, ohne es zu wissen", kommentiert Chris Methmann, Geschäftsführer von foodwatch Deutschland die Befunde. "Die Betrüger*innen nutzen die Lücken in der Lebensmittelüberwachung schamlos aus. Erst mit moderneren Analysemethoden können Kontrollbehörden Fälschungen erkennen und dafür sorgen, dass sie vom Markt verschwinden." Die Umweltorganisation forderte die Bundesländer auf, die Labore bei der Umrüstung auf modernere Kontrollmethoden finanziell zu unterstützen.
Woran erkennst du gepanschten Honig?
Einen ersten Hinweis liefert der Preis, schreibt der Nachrichtendienst für die Agrarwirtschaft agrarheute: Guter Honig hat seinen Preis. Kein Wunder, müssen doch die Bienen für ein Glas von 500 Gramm 120.000 Kilometer fliegen. Kostet das 500 Gramm-Glas Honig drei oder fünf Euro, solltest du misstrauisch sein. Vermutlich handelt es sich um minderwertige Ware. "In Frankreich wird ein Glas mit zehn bis 30 Euro gehandelt", erklärt Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern gegenüber dem Münchner Merkur. Bei uns kostet Honig von deutschen Imkern ca. sieben bis acht Euro pro Glas. Der gepanschte Honig in den Stichproben der EU kam vor allem aus drei Herkunftsländern: China, Großbritannien und Türkei. Das Herkunftsland zu identifizieren, ist aber nicht so einfach. Grundsätzlich findet sich zwar auf Honigverpackungen eine Herkunftsbezeichnung, auf den Gläsern im Supermarkt steht aber meistens: "Herkunft: Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern". Laut deutscher Honigverordnung ist zwar eine Ursprungsangabe vorgeschrieben. Das muss jedoch nicht unbedingt ein bestimmtes Land sein. Bei Honig aus Nicht-EU-Ländern gibt es in der Regel keine Transparenz, wo der Honig herkommt und wie er entstanden ist.
Wenn du Honig dagegen "beim Imker deines Vertrauens" in der Region kaufst, ist die Chance, echten unverfälschten Honig zu erhalten am größten. Regional kaufen heißt ebenfalls, dass du die Arten – und Pflanzenvielfalt erhältst. Krehl betont: "Das Siegel des Deutschen Imkerbundes ist sehr verlässlich, ebenso wie die Ortsangabe Deutschland." "Echter Deutscher Honig" ist das eingetragene Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes und besteht seit 1925. Es ist zugleich ein Gütesiegel, da der Bund an die Verwendung des Warenzeichens die Einhaltung strenge Qualitätskriterien legt. Grundlage ist die deutsche Honigverordnung.