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Funktioniert die Wärmepumpe auch im Altbau?


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Sonntag, 15. Juni 2025

Eine Wärmepumpe in einem Altbau zu installieren, ist viel zu teuer? So hoch könnten die Energiepreise gar nicht steigen, damit sich das lohnt? Wir zeigen an einem Beispiel, dass dies nicht stimmt.
Funktioniert die Montage einer Wärmepumpe auch in einem Altbau?


Seitdem die Energiepreise steigen, ist die Wärmepumpe in aller Munde. Und das ist nicht überraschend. Denn durch die Nutzung von Luft- oder Erdenergie lassen sich Heizkosten drastisch reduzieren. In einem Neubau ist die Installation problemlos möglich, doch lohnt sich die Montage einer Wärmepumpe auch in einem Altbau? Grundsätzlich kannst du ohne große Probleme die Wärmepumpe in einen Altbau integrieren. Wie das geht, zeigt der Praxisbericht von BorisC auf dem Internetportal Heiztechnik Dialog, der die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz der Wärmepumpe in einem Altbau beschreibt und über erste Erfahrungen berichtet. Wir haben uns den Erfahrungsbericht und die Kommentierung dazu genauer angeschaut.

Erfahrung schlägt Theorie: der Steckbrief des Altbaus

Der User BorisC hat auf dem Internetportal Heiztechnik Dialog einen bemerkenswerten Erfahrungsbericht über den Einbau und Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe im Altbau seiner betagten Eltern verfasst. Der Report ist deshalb interessant, weil er viele der typischen Probleme und Überlegungen zur Verwendung einer Wärmepumpe in Altbauten beschreibt und pragmatische Lösungen aufzeigt. Zunächst einmal der Steckbrief vom Altbau, wie ihn BorisC beschreibt:

  • frei stehendes Einfamilienhaus, Baujahr 1961, 130 Quadratmeter Wohnfläche in Hochparterre und Souterrain, alte Doppelverglasung, zwei Fenster sind sogar noch einfach verglast,
  • letzte größere Sanierungsmaßnahmen 1982 (Doppelverglasung),
  • keine Dämmung, energetischer Zustand 1961,
  • Standort: Nordeifel
  • bisherige Heizung: Ölheizung 20 Kilowatt (kW), mit Öltank 5000 Liter, Ölverbrauch ca. 2.000 - 2.500 Liter pro Jahr, Rippenheizkörper aus 1961, hydraulischer Abgleich wurde nicht gemacht.

Im Sommer zerstörte ein Hochwasser die komplette Ölheizung und beschädigte den Tank. Deshalb stellte sich die Frage nach einer neuen Heizung. Sie sollte möglichst rechtzeitig vor der nahenden Heizperiode im Herbst und Winter eingebaut sein. Die Familie entschied, sich endgültig vom Öl zu trennen und stattdessen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in den Altbau einzubauen. Und zwar gegen den ausdrücklichen Rat des örtlichen Installateurs.

Umsetzungsschritte entwickeln und sie der Reihe nach abarbeiten

Zusammen mit einem "guten Energieberater", wie BorisC schreibt, entwickelten die Altbaubeeigentümer ein Umsetzungskonzept in kleinen Schritten:  

  • Durchführung einer Heizlastberechnung (für jeden Raum),
  • Planung von Niedertemperatur-Heizkörpern (3-Platten) für jeden Raum, um eine möglichst tiefe Vorlauftemperatur zu erreichen,
  • Kauf einer Wärmepumpenanlage, (BorisC entschied sich für das Modell von Weishaupt Biblock WBB12 A-RMD-AI),
  • Fundament für das Außenaufstellgerät,
  • Anpassung der Hauselektrik (zweiter Zählerplatz für die Anbindung an das WEM-Portal zur Fernüberwachung und -bedienung des Heizsystems),
  • Installation der Wärmepumpe,
  • Austausch aller alten Heizkörper auf Niedertemperatur, inkl. neuer Thermostatventile,
  • Durchführung des hydraulischen Abgleichs.

Die Heizung ging Ende September in Betrieb, also noch rechtzeitig vor der beginnenden Heizperiode. Die Kosten beliefen sich auf ca. 47.000 Euro. Durch ein Förderungsprogramm für Wärmepumpen des Bundesamtes für Wirtschaft und Außenkontrolle (BAFA) gelang es, 50 % der Kosten als Zuschuss zu erhalten. Obendrein gab es noch eine städtische Förderung von 2.000 Euro. Das Förderprogramm der BAFA ("Heizen mit Erneuerbaren Energien") ist inzwischen durch einen anderen Zuschuss für den Einbau der Wärmepumpe abgelöst, wie inFranken.de berichtete. Wer mit dem Gedanken spielt, eine Wärmepumpe installieren zu lassen, kann auf heizungsfinder.de bis zu fünf Angebote anfragen*. 

Erfahrung zeigt: Am Ende war der Altbau angenehm warm

BorisC hat nicht nur den Steckbrief des Altbaus und die Arbeitsplanung für den Einbau der Wärmepumpe gepostet, sondern auch die Erfahrungen, die er und seine Eltern in der ersten Heizungsperiode mit dem Betrieb der Wärmepumpe machten:

  • Das Haus ist angenehm warm (trotz des schlechten energetischen Zustands), die Wärmeerzeugung lag bei 20.000 kWh, die elektrische Zusatzheizung (Heizstab) kam nicht zum Einsatz.
  • Die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe (JAZ), die die Effizienz des gesamten Heizsystems über ein Jahr beschreibt, lag bei ca. 3,4 während der ersten Heizperiode.
  • Stromverbrauch: 7.000 Kilowattstunden,
  • Heizkennlinie auf 1,0 eingestellt,
  • Thermostat-Ventile aller Wohnräume (alle Räume außer Schlafzimmer und Keller) auf 4 bis 5 aufgedreht (Raumtemperatur auf 21,5 Grad eingestellt),
  • Temperatur-Differenz zwischen Vorlauf und Rücklauf liegt bei 4 Grad.

Die Wärmepumpe läuft leise, ist im Haus praktisch nur im Aufstellraum im Keller zu hören, außen bis ca. ein Meter Abstand leises Betriebsgeräusch (Boris C-O-Ton: "Kein Vergleich zur alten Ölheizung"). Zwar war der erste Winter mild, aber auch an den kalten Tagen ist die Vorlauftemperatur nicht über 45 Grad Celsius gestiegen, so heißt es in seinem Bericht. 

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Großes Interesse am Erfahrungsbericht: So reagiert die Community

Der Erfahrungsbericht fand viel Interesse bei der User-Community, die ihn intensiv kommentierte und ergänzte. Bedenken gab es vor allem, dass es im ersten Schritt keine energetische Sanierung des Hauses gab. Ein User schreibt. "Den Königsweg für eine solide Wärmepumpe im Altbau beschreitet man, indem die Hütte zunächst halbwegs gedämmt und danach die Wärmepumpe verbaut wird. Alles andere ist Murks".

Die energetische Ertüchtigung des Altsbaus ist ohne Zweifel der sinnvollere Weg, aber nach dem Hochwasser haben sich User-BorisC und seine Eltern für den sofortigen Einbau der Wärmepumpenanlage ohne Sanierung entschieden. Manchmal sind die Dinge halt so, wie sie sind. Auch wenn das Lehrbuch was anderes sagt.

Viele Diskussionen ergaben sich aus der JAZ von 3,4, da die Kommentatoren sie für "arg schlecht" halten. Das sieht BorisC genauso. Durch eine Anbindung an das kostenpflichtige WEM-Portal der Firma Weishaupt soll sich die JAZ verbessern.

Perspektivisch geht es um die PV-Anlage auf dem Dach

Der User-Cloude vermutet, dass durch den Austausch der "schlechtesten Fenster" und durch die Dämmung der "schlimmsten Wärmebrücken" eine JAZ von vier möglich ist und der Stromverbrauch sich unter 5.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr drücken lassen sollte.

Insgesamt ist User BorisC mit der Wärmepumpe im Altbau zwar zufrieden, aber Verbesserungspotenzial sieht er noch. "Ich habe bereits Heizkörperverstärker gekauft", die unter die neuen Heizkörper kommen. BorisC hofft so, die Vorlauftemperatur an kalten Tagen weiter zu reduzieren und den Stromverbrauch zu verringern.

Perspektivisch will BorisC den Strom selbst durch eine PV-Anlage auf dem Dach erzeugen, dann entspannt sich das Thema Stromkosten weiter. Sein Fazit ist optimistisch: Wenn du die Reihenfolge der Arbeitsschritte einhältst, dann funktioniert eine Wärmepumpe "auch im Altbau" und das ohne Fußbodenheizung.

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