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Experte: Klau-Banden räumen deutsche Supermärkte leer


Autor: Daniel Krüger

Deutschland, Freitag, 27. Juni 2025

Beim schweren Ladendiebstahl in Deutschland wurden jüngst negative Rekordzahlen gemessen. Experten machen dafür vor allem organisierte Banden verantwortlich.
In deutschen Geschäften wird so viel geklaut wie noch nie - das liegt laut Experten vor allem an Bandenkriminalität.


Ladendiebstahl ist seit jeher ein bekanntes Problem im Einzelhandel. Doch besonders der organisierte und gewerbsmäßige Diebstahl hat dem Sektor zuletzt erhebliche Verluste gebracht, wie das EHI Retail Institute - ein bedeutendes Forschungsinstitut aus Köln - bekannt gegeben hat. Jüngste Daten deuten demnach darauf hin, dass das ohnehin hohe Niveau der Diebstähle in Deutschland 2023 um weitere 15 Prozent gestiegen ist.

"Die Zunahme der Diebstähle im Jahr 2022 stellte noch eine Rückkehr zur ‚Normalität‘ der Vor-Corona-Zeit dar. Nun ist aber ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt und besondere Aufmerksamkeit erfordert", wird Frank Horst, Experte für Inventurdifferenzen und Studienautor beim EHI, zitiert. In Unterfranken haben Unbekannte aus zwei Lidl-Filialen Kaffeebohnen im Wert von fast 1000 Euro gestohlen.

Schwere Ladendiebstähle auf Rekordniveau - so agieren die organisierten Banden

Wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet, agieren Diebesbanden häufig mit einer sorgfältigen Aufgabenteilung. Dabei würden spezifische Rollen verteilt: Verkaufspersonal werde beobachtet, abgelenkt oder abgeschirmt. Anschließend werde das Diebesgut in Depots innerhalb des Ladens gesammelt, bevor es gestohlen, eingesteckt und aus dem Geschäft transportiert wird. Oft erhielten die ausführenden Diebe eine "Einkaufsliste" von ihren Hintermännern, schreibt die LZ. Ein Regensburger Supermarkt überwacht seine Kunden zur Prävention jetzt mit KI.

Die gesamten Inventurdifferenzen sind demnach um fast 5 Prozent angewachsen und belaufen sich auf 4,8 Milliarden Euro. Ein Großteil dieser Verluste, konkret 4,1 Milliarden Euro, sei auf Diebstahl durch Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicepersonal zurückzuführen. Daraus resultiere ein wirtschaftlicher Schaden durch entgangene Umsatzsteuer von etwa 560 Millionen Euro. Von den Ladendiebstählen im Wert von 4,1 Milliarden Euro sind dem Institut zufolge 2,82 Milliarden Euro der Kundschaft zuzuschreiben, während 910 Millionen Euro auf die eigenen Angestellten und 370 Millionen Euro auf das Personal von Lieferanten und Servicefirmen entfallen.

Statistisch ergibt sich daraus, dass jeder Bürger jährlich Waren im Wert von etwa 34 Euro "stehlen" würde, was gleichbedeutend damit sei, dass jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert, heißt es. Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeige einen Anstieg der Ladendiebstähle um 23,6 Prozent auf 426.096 Fälle im Vergleich zum Vorjahr mit 344.669 Fällen. Beide Diebstahlkategorien, der einfache und der schwere, zeigten einen Zuwachs. Der schwere Ladendiebstahl erreichte laut EHI mit 27.452 angezeigten Fällen einen neuen Höchststand, jedoch werde angenommen, dass viele Diebstähle nicht gemeldet werden. Hochrechnungen zufolge gibt es schätzungsweise 24 Millionen unentdeckte Ladendiebstähle jährlich, was 100.000 Diebstählen täglich entspricht, bei einem durchschnittlichen Schaden von 117 Euro pro Diebstahl.

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