Erdbeerpreise explodieren in Supermärkten - düstere Prognose
Autor: Agentur dpa, Redaktion
Deutschland, Freitag, 27. Juni 2025
Der Preis für deutsche Erdbeeren ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Marktanalysten erwarten, dass die Kosten weiter zunehmen könnten. Das hat Gründe.
Der Besuch am Erdbeerstand ist für Kundinnen und Kunden merklich teurer geworden. Erdbeeren aus Deutschland kosten etwa 70 Prozent mehr als vor einem Jahrzehnt. Wurden für ein Kilogramm heimischer Erdbeeren 2015 noch 3,94 Euro verlangt, waren es im vergangenen Jahr 6,65 Euro, wie die Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft mitteilte. Nicht zu verwechseln sind die süßen Früchte mit Scheinerdbeeren - was passiert, wenn man sie isst.
Auch 2025 werden die Preise voraussichtlich höher als im Vorjahr sein, sagte Marktanalystin Eva Würtenberger. Woher rühren die deutlich gestiegenen Preise? Und was bedeutet das für die Zukunft? Bleibt die Erdbeere aus Deutschland noch erschwinglich?
"Wie lange macht Verbraucher das Spiel mit?": Große Sorge um deutsche Erdbeeren
Der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE) verweist besonders auf den Mindestlohn und die Lohnsteigerungen der letzten Jahre. "Wenn Sie sehen, wir kommen von 8,50 Euro Mindestlohn und sind jetzt bei 12,82 Euro", sagt Verbandssprecher Simon Schumacher. "Das ist ja auch eine immense Steigerung." Demnach machen die Kosten für die Erdbeerproduktion aufgrund der Ernte von Hand 50 bis 60 Prozent der Personalkosten aus. Der Mindestlohn wurde 2015 eingeführt. Laut Schumacher haben gerade deshalb Betriebe aufgegeben oder ihre Anbauflächen verkleinert. Erdbeeren werden schnell schlecht - das liegt auch einem häufigen Fehler nach dem Einkauf.
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Die Zahl der Betriebe, die Erdbeeren anbauen, sank laut Statistischem Bundesamt seit 2015 um 24,1 Prozent auf 1.702. Die Anbaufläche verringerte sich um 28,4 Prozent auf 13.149,5 Hektar und die Erntemenge um 30,3 Prozent auf 120.352 Tonnen. Dominic Ell, Erdbeeranbauer aus dem badischen Oberkirch bei Offenburg, fragt sich: "Wie lang macht das Spiel der Verbraucher mit und sagt: 'Okay, ich gönne mir die deutsche Erdbeere noch, oder halt auch nicht?'"
Ell produziert auf seinem Beerenhof pro Jahr allein 350 Tonnen Erdbeeren. Er glaubt an die Zukunft der deutschen Erdbeere. "Wenn wir mit der Erdbeere kein Geld mehr verdienen, dann frage ich mich, mit was dann?" Der Selbstversorgungsgrad mit deutschen Erdbeeren ist seit 2015 merklich gesunken, von etwa 68 Prozent auf zuletzt 50 Prozent, wie Marktanalystin Würtenberger sagt. Das heißt, die Hälfte der in Deutschland gehandelten Erdbeeren stammen aus Deutschland - die andere aus dem Ausland, vor allem aus Spanien und Griechenland.
Agrarwissenschaftler sieht schwarz: "Ernte nicht mehr gewährleistet"
Schumacher verweist bei den gestiegenen Produktionskosten auch auf Ausgaben etwa für den Erwerb von Folientunneln und für die Bewässerung. Auch die jedes Jahr neu zu erwerbenden Jungpflanzen sind laut Tobias Gabler von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg in Baden-Württemberg im Preis deutlich gestiegen. Sehr zu schaffen macht den Erdbeeranbauern auch der Klimawandel.
"Der Klimawandel bringt ja immer diese Starkwetterereignisse mit", sagt Agrarwissenschaftler Gabler. Das bedeutet Starkregen und Hagel. "Dieser Starkregen macht natürlich Erdbeerfelder teilweise kaputt beziehungsweise die Ernte ist dadurch einfach nicht mehr gewährleistet." So ist der Anteil des Freilandanbaus massiv zurückgegangen. Anbauer steigen daher verstärkt auf den geschützten Anbau mit Folientunnel um - teilweise auch noch mit Stellage, brusthohen Rinnen, aus denen sich bequemer ernten lässt.