Energiekostenfalle: Versteckte Kältebrücken entdecken - richtig heizen

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Kältebrücken kannst du wirksam schon mit einem einfachen Zugluftstopper bekämpfen. Sie helfen dabei, dass die Wärme beim Heizen nicht einfach so nach draußen entweicht. Manchmal reicht das aber nicht.

Wärmebrücken sind Schwachstellen an den Außenmauern des Gebäudes, in dem du wohnst. Durch sie entweicht die Wärme aus deiner Wohnung nach draußen. Wo eine Wärmebrücke ist, kühlt die Innenwand schnell ab, weshalb umgangssprachlich auch von Kältebrücken die Rede ist. Typische Wärme- bzw. Kältebrücken sind an Fenstern, an der Balkontür oder an Haustüren und Türrahmen

Der Papiertest zeigt Schwachstellen an Fenstern und Türen

Wir starten mit einem einfachen Test: Damit warme Luft nicht einfach so verschwindet, müssen die Fenster und die Tür nach außen dicht sein. Das überprüfst du mit dem Papiertest. Klemme ein Blatt Papier zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel. Falls du das Papier bei geschlossenem Fenster nicht herausziehen kannst, ist das Fenster an dieser Stelle dicht. Wiederhole den Papiertest an mehreren anderen Punkten, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Den gleichen Test machst du auch an der Haustür. Kannst du das Blatt Papier in beiden Fällen leicht herausziehen, solltest du die Dichtungen erneuern oder die Fensterflügel neu justieren. Selbstklebende Dichtungsbänder gibt es etwa aus Silikon oder Acryl. Kaufen kannst du sie in jedem Baumarkt.

Sind Fenster oder Außentüren undicht, spürst du das oft an einer unangenehmen Zugluft. Hilfreich sind auch sogenannte Zugluftstopper. Damit lässt sich eine Haustür, Wohnungstür, Balkontür sowie jeder Türspalt abdichten. Das schützt vor eindringender Kälte. Zugluftstopper kannst du selber machen. Füllmaterial aus alten Kissen einfach in eine alte Strumpfhose stopfen, zunähen, fertig. Wärmebrücken sind vor allem in der Heizperiode große Energiefresser und kosten die Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses einiges.

Ungedämmte Rollladenkästen sind bei vielen Wohnungen ebenfalls ein Schwachpunkt. Dammplatten einzubauen, kann helfen. Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt dafür Hochleistungsdämmplatten aus Polyurethan oder Phenolharz. Sie sind passgenau zuzuschneiden und einzubauen. Die Kosten betragen je nach Material und Dämmstärke zwischen 15 und 30 Euro pro Quadratmeter. Die Gurtdurchführung und den Rollladenspalt kannst du mit einer Bürstendichtung versehen, um so die Zugluft zu vermindern. 

Wo geht die meiste Wärme verloren?

Besonders in Altbauten sind Wärmebrücken keine Seltenheit. Bei diesen Häusern entspricht die Wärmeisolation meistens nicht den heutigen Standards und es gibt einige Schwachstellen in der Dämmung. Aber wo genau geht die Energie im Haus verloren? Das hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Berlin genau ermittelt.

Danach sind es sechs neuralgische Punkte, wo Heizungsenergie nach außen entweicht:

  • Keine Dachdämmung: 12 %
  • Veralteter Heizkessel mit Warmwasserbereitung: 29 %
  • Keine Kellerdämmung: 6 %
  • Keine Außenwanddämmung: 19 %
  • Fensterlüftung: 17 %
  • Einfache Isolierverglasung: 17 %

Außerdem nennt der Verband Punkte, für deren Beseitigung nur geringe Investitionen nötig sind, um Energieeffizienz-Effekte im Gebäude zu erreichen. Viele dieser Maßnahmen kannst du als Mieter nur in Verbindung mit deinem Vermieter (hydraulischer Abgleich, hocheffiziente Heizungsumwälzpumpe oder gedämmte Heizungsrohre) anpacken. Über eine Reihe von Aktionen, die du ohne Vermieter machen kannst, wie abgedichtete Fenster, gedämmter Rollladenkasten und eine abgedichtete Eingangs- oder Balkontür, haben wir schon informiert:

  • Gedämmte Dachbodentreppe
  • Winddichte Elektroinstallation
  • Abgedichtete Fenster
  • Gedämmter Rollladenkasten
  • Abgedichtete Eingangstür
  • Isolierter Briefkasten
  • Elektronische Thermostatventile
  • Gedämmte Heizkörpernischen
  • Gedämmte Kellerdecke
  • Hydraulischer Abgleich
  • Hocheffiziente Heizungsumwälzpumpe
  • Gedämmte Heizungsrohre

Schimmelbildung in den Wohnungsecken unbedingt bekämpfen

Wärme- und Kältebrücken an der Haustür, an der Balkontür, bei Fenstern und Rollladenkästen zu beheben, ist noch eine relativ simple Aufgabe. Schwieriger ist es, wenn sich die Luftfeuchtigkeit an kalten Wänden sammelt und zur Schimmelbildung führt. Die Schwachstellen an den Außenwänden haben eine kühlere Temperatur als deine Raumluft. Herrscht auf den Innenwänden eine niedrigere Temperatur als im Raum selbst, bildet sich schnell Kondenswasser an Wärmebrücken. Durch eine hohe Luftfeuchtigkeit wird das noch begünstigt.

Der Kontrast bei der Temperatur sorgt dafür, dass sich Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft an den kühlen Wänden ablagert – wodurch feuchte Stellen entstehen (meistens sind es Ecken in der Wohnung). Dies bietet, zusammen mit Tapete oder Holz, einen guten Nährboden für Schimmelbildung.

Schimmelbildung ist gesundheitsschädlich (vor allem im Schlafzimmer), deshalb solltest du deinen Vermieter informieren. Den Schimmel solltest du immer entfernen. Vorbeugen kannst du, indem du Wärmebrücken findest und nach Möglichkeit beseitigst. Außerdem ist es wichtig, regelmäßig zu lüften.

Mit dem Infrarot-Thermometer lassen Wärmebrücken leicht finden

Da Wärmebrücken besonders kalte Stellen im Raum sind, kannst du sie oftmals bereits mit der Hand erfühlen. Meistens reicht aber der bloße Blick und Fühlen der Wände nicht aus, um alle Wärmebrücken zu erkennen. Besser ist es, mit einem normalen Thermometer oder besser noch mit einem Infrarot-Thermometer zu messen. Auch mit einer Wärmebildkamera lassen sich Wärmebrücken finden und genau erkennen, an welchen Stellen viel Wärme über die Gebäudehülle entweicht. Ist eine Stelle bedeutend kälter oder feuchter als die Messwerte der sonstigen Raumtemperatur, hast du eine Wärmebrücke identifiziert.

Um Wärmebrücken zu beseitigen, kannst du die Stellen in deiner Wohnung dämmen bzw. isolieren. Während eine Dämmung an Wänden aufwendig ist, lassen sich kalte Fußböden zum Beispiel leichter umweltfreundlich mit Kork isolieren. Richtiges Lüften kann helfen, vor allem gegen Schimmelbefall. Dämmfolie hinter der Heizung kann ebenfalls einen Unterschied machen. Bestehen mehrere Wärmebrücken, verspürst du in der Wohnung vielleicht sogar einen Luftzug.

Wenn ohnehin eine Renovierung geplant ist, ist dies ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, wo eine Wärmeisolierung sinnvoll ist. Im Zweifel können Experten dir helfen, die geeigneten Dämm-Materialien und Methoden zu finden oder sie anzubringen.

Der Widerstand bei Hauseigentümern ist groß

Manchmal gibt es gegen Wärme- oder Kältebrücken nur eine Lösung: eine neue, lückenlose Dämmung. Am besten eignet sich eine Außendämmung, die auf der Fassade angebracht wird und dafür sorgt, dass keine bzw. deutlich weniger Wärme nach Außen abfließt. Diese energetische Sanierung ist allerdings Aufgabe des Hauseigentümers, der aber die damit verbundenen hohen Kosten in der Regel scheut.

Viele Immobilieneigentümer in Deutschland sind einer Umfrage zufolge nur durch Zwang zu energetischen Sanierungen bereit, darüber hat inFranken.de berichtet. Gut 30 % der Befragten gaben in einer Studie der Direktbank ING an, sie würden ihre Immobilie zur Steigerung der Energieeffizienz nur sanieren, wenn sie gesetzlich dazu verpflichtet wären. Bei einer Befragung im Vorjahr hatten sich nur rund 12 % so geäußert.

Die üblichen Argumente – niedrige Heizkosten, hoher Wohnkomfort und das gute Gewissen, die Umwelt zu schonen – helfen offenbar nur bedingt. Was dagegen überzeugen kann, sind die Wertsteigerung der Immobilie und staatliche Zuschüsse.

Für die energetische Sanierung gibt es Zuschüsse

Wie sich die energetische Sanierung positiv auf den Wert der Immobilie auswirkt, haben wir bei inFranken.de in einem Beitrag beschrieben. Laut Immo Scout24 liegt der Preisunterschied beim Verkauf zwischen den Energieeffizienzklassen A und H beim Altbau bei 49 %. Eine Sanierung zur nächsthöheren Energieeffizienzklasse hebt den Wert von Einfamilienhäusern je nach Baualter um bis zu 17 %. Einfamilienhäuser der Baujahre 1979 bis 1990 können schon durch kleinere Sanierungsmaßnahmen einen höheren Preis erzielen.

Zweites Argument für eine energetische Sanierung: Die neue Bundesförderung für effiziente Gebäude bezahlt bis zu 20 % der Sanierung. Alle Fördermöglichkeiten fürs Kaufen, Bauen oder Sanieren gibt es bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Auch bei Einzelmaßnahmen wie dem Austausch der Fenster gibt es Geld vom Staat.

Die Förderung beträgt bis zu 20 % Zuschuss (15 % plus 5 Prozent Bonus bei Vorliegen eines individuellen Sanierungsfahrplans, iSFP) bei max. förderfähigen Ausgaben von 30.000 Euro (60.000 Euro bei Vorliegen eines iSFP). Die Förderung ist beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu beantragen. Du kannst zudem den neuen Ergänzungskredit für den Heizungstausch und für weitere Effizienzmaßnahmen zinsvergünstigt beantragen. Das geht aber nur bei einem zu versteuernden Haushaltsjahreseinkommen von bis zu 90.000 Euro.

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