Dynamische Stromtarife: Günstigen Strom speichern - lohnt sich das?
Autor: Philipp Eigner
, Montag, 27. Januar 2025
Dynamische Stromtarife, mit denen du günstigen Börsenstrom beziehen kannst, sind derzeit in aller Munde. Doch lohnt es sich als PV-Betreiber mit Speicher, günstige Strompreise von Tibber & Co. zu konservieren?
- Inhaltsverzeichnis: Strompreis: So setzt er sich zusammen
- Dynamischer Stromtarif von Tibber & Co.: Tagesaktuell günstigen Strom nutzen
- Strompreisentwicklung: Wieviel kostet Strom nachts, wieviel am Tag?
- Preismodelle: So berechnet Tibber den Strompreis
- Alternativen zu dynamischen Stromtarifen
- Flexibler Stromtarif: Lohnt sich damit ein PV-Stromspeicher?
- Tibber-Nutzer teilen Erfahrungen mit dynamischen Stromtarifen
- Fazit: Dynamischen Strom zu speichern zahlt sich für Besitzer einer Solaranlage aus
Seit Jahren stiegen die Kosten für Haushaltsstrom kontinuierlich an. Deshalb hat die Bundesregierung im März 2023 die Strom- und Gaspreisbremse beschlossen. Auch wenn der Energieversorger mehr verlangte, der Strompreis wurde auf 40 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gedeckelt. Im Herbst vergangenen Jahres war klar: Die Unternehmen dürften die Preise künstlich hochgehalten haben.
Zum Jahresende die Kehrtwende: Ende 2023 war Schluss mit der Deckelung. Die Folge: Energieversorger arbeiten wieder marktwirtschaftlich. Während im Januar 2024 die Kilowattstunde kurzfristig auf rund 42 Cent hochging, liegt der aktuelle Preis bei knapp 27 Cent pro kWh (Check24, Stand 27.01.2025).
Strompreis: So setzt er sich zusammen
Der Strompreis setzt sich aus dem Großhandelspreis, Netzentgelten sowie Steuern und Abgaben zusammen. Auf letztere haben Energieversorger keinen Einfluss. Sie müssen die Kosten aber an die Haushalte weitergeben. Die Einkaufspreise richten sich nach der Entwicklung an der Strombörse EPEX SPOT SE in Paris. Die Börsenpreise, zu denen die klassischen Energieversorger den Strom einkaufen, sind innerhalb eines Jahres extrem gesunken. Im Januar 2023 waren an der EPEX SPOT SE noch 117,83 Euro pro Megawattstunde (MWh) notiert, im Januar 2024 waren es noch 76,57 Euro.
Der Strompreis schwankt im Tagesverlauf, abhängig von Angebot und Nachfrage. Wird weniger Strom produziert, etwa weil an bewölkten Tagen oder nachts keine Solarenergie zur Verfügung steht, ist das Angebot geringer. Und in nächtlichen Stunden, wenn die meisten Menschen schlafen und in Unternehmen nicht gearbeitet wird, reduziert sich auch die Nachfrage. Deshalb bieten einige Versorger inzwischen sogenannten Nachtstrom an, mit dem man zwischen 22 und 6 Uhr zum Beispiel das E-Auto günstig laden kann.
Dennoch sind diese Nachttarife Teil des Jahresvertrags. Große Energieunternehmen berechnen zwar jedes Jahr den Preis für Endverbraucher neu, von tagesaktuellen Preisrückgängen profitieren deren Kunden aber nicht. Sie bezahlen den vertraglich vereinbarten Preis pro Monat. Diese Kerbe füllen Anbieter dynamischer oder auch variabler Strompreise aus. Verbraucher beziehen Strom, dann wann er am günstigsten ist.
Dynamischer Stromtarif von Tibber & Co.: Tagesaktuell günstigen Strom nutzen
Stromanbieter, wie Tibber* oder PLAN-B NET ZERO Energy*, ermöglichen es Kunden und Kundinnen, von tagesaktuellen Preisschwankungen an der Strombörse zu profitieren. Wer zum Beispiel ein Elektroauto sein Eigen nennt kann solche Tarife äußerst effizient nutzen. Wenn am Abend das Fahrzeug angesteckt wird, ist bis in die Morgenstunden genug Zeit, den günstigen Nachtstrom zu laden. Ein Stromer ist in der Regel in fünf bis sechs Stunden aufgeladen. Wer sein Haus mit Smart Home-Funktionen ausgestattet hat, kann die Nutzung von Geräten sogar automatisiert steuern. So laufen Waschmaschine und Geschirrspüler, wenn der Strompreis im Keller ist. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit der Strompreis fällt, digitale Stromzähler erkennen die stunden- und sogar minutengenaue Preisentwicklung und setzen die Geräte in Gang, wenn der Strom am billigsten ist.
Unter Umständen sind übrigens sogar negative Strompreise möglich. Das ist dann der Fall, wenn mehr Strom angeboten als nachgefragt wird. Durch die Zunahme von Erneuerbare Energien im Strommix spielt das eine immer größere Rolle. Wenn beispielsweise nachts bei hohen Windgeschwindigkeiten Windkraftanlagen mehr Energie produzieren, die naturgemäße nächtliche Nachfrage aber auf einem unteren Niveau bleibt. Dann kann es möglich sein, dass der Strom temporär nichts kostet.
Dynamischer Stromtarif von Tibber: Mehr erfahrenStrompreisentwicklung: Wieviel kostet Strom nachts, wieviel am Tag?
Die Strompreise schwanken im Lauf von 24 Stunden. In der Tabelle ist deutlich zu sehen, wie der Strompreis nachts sinkt. Auf der Website des Stromanbieters Tibber* hast du die Möglichkeit, anhand deiner Postleitzahl die tagesaktuellen Börsenpreise genau für deinen Ort abzurufen.
Beispiel: Dynamische Strompreise am 25. März 2024 in Nürnberg
Uhrzeit | Preis pro Kilowattstunde (kWh) bei Tibber | Einkaufspreis pro kWh | Steuern und Abgaben |
0 - 1 | 25,18 Cent | 6,25 Cent | 18,93 Cent |
7 - 8 | 31,29 Cent | 11,39 Cent | 19,90 Cent |
12 -13 | 25,10 Cent | 6,19 Cent | 18,91 Cent |
17 -18 | 31,05 Cent | 11,19 Cent | 19,86 Cent |
18 - 19 | 38,53 Cent | 21,06 Cent | 17,47 Cent |
22 - 23 | 27,20 Cent | 19,24 Cent | 7,96 Cent |
Quelle: Tibber/EPEX SPOT SE
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Preismodelle: So berechnet Tibber den Strompreis
Tibber kann den Börsenstrom so günstig an Kunden und Kundinnen weitergeben, weil er am Strom selbst nichts verdient, sondern lediglich an der Grundgebühr von 5,99 Euro pro Monat. Du kannst zwischen zwei Tarifen wählen: monatliche Abrechnung und stündliche Abrechnung.
- Stündlich dynamischer Tarif: Um diesen Tarif nutzen zu können, benötigst du ein sogenanntes Smart Meter. Das ist ein digitaler Stromzähler, der den Stromverbrauch zum einen stundengenau ablesen. Auch eine intelligente Messeinrichtung in Verbindung mit dem Stromtracker Tibber Pulse ist möglich. Mit dem stündlich dynamischen Tarif von Tibber profitierst du unmittelbar von fallenden Preisen am Strommarkt. Dadurch kannst du deinen Verbrauch gezielt steuern, zum Beispiel bei einem Preisfall Wäsche zu waschen oder das Elektroauto laden.
- Monatlich dynamischer Tarif: Dieser Tarif richtet sich auch nach den tagesaktuellen Börsenpreisen. Die Tibber-App, in die du an jedem 1. des Monats deinen Stromverbrauch einträgst, legt aber deinen monatlichen Verbrauch und die geschätzte Verbrauchskurve des deutschen Standardlastprofils übereinander und schätzt den Mittelwert. So bezahlst du verbrauchsgenau den durchschnittlichen Börsenstrompreis des Monats.
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PLAN-B: Jetzt wechseln und bis zu 30 % sparenAlternativen zu dynamischen Stromtarifen
Es gibt allerdings auch Tarife von klassischen Energieversorgern, mit denen sich sparen lässt. Bei sogenannten variablen Tarifen kann der Netzbetreiber die Stromversorgung für ein bestimmtes Gerät innerhalb eines Zeitfensters verringern. Dabei reduziert sich nicht der Strompreis an sich, sondern das im Gesamtpreis pro kWh enthaltene Netzentgelt. Das rentiert sich zum Beispiel für Nachtspeicherheizungen, Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos. Nachteil: Das entsprechende Gerät braucht einen eigenen Stromzähler.
Ferner haben Verbraucher und Verbraucherinnen die Möglichkeit auf einen zeitvariablen Stromtarif mit Niedrigpreis und Hochpreis - je nach Tageszeit - zurückzugreifen. Dafür braucht es einen Zweittarifzähler.
Bei einem zeitvariablen Tarif ohne festgelegte Zeiten hingegen ist nicht festgelegt, zu welcher Tages- oder Nachtzeit der günstige Strom fließt. Die Preisgestaltung ist abhängig vom Markt. Energieunternehmen legen dabei entweder einen Korridor fest oder errechnen einen Mittelwert. Dazu benötigst du nicht zwingend einen digitalen Stromzähler, dein althergebrachter analoge reicht.
Flexibler Stromtarif: Lohnt sich damit ein PV-Stromspeicher?
Ein Batteriespeicher in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage speichert überschüssige Energie, die ansonsten in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden würde. Der gespeicherte Strom kann dann zum Beispiel nachts oder an bewölkten Tagen genutzt werden. Doch lohnt sich ein Speicher auch, um günstigen Strom aus einem dynamischen Stromtarif für "höherpreisige Zeiten" zu konservieren? Wenn du keine PV-Anlage hast und für einen 10 kWh-Batteriespeicher rund 2.000 Euro rechnest, lohnt es sich kaum, diesen extra für die Nutzung in Kombination mit einem dynamischen Stromtarif anzuschaffen. Rechnet man anhand des Beispiels aus der Tabelle die Differenz zwischen günstigstem und teuerstem Strom im Tagesverlauf ergibt sich ein Unterschied von rund 12 Cent. Der Zeitraum, in dem du die 2.000 Euro für den Batteriespeicher amortisiert hast, ist selbsterklärend.
Während ein Stromspeicher für sich in vielen Fällen nicht wirtschaftlich ist, können Betreiber einer Photovoltaikanlage durchaus von dynamischen Stromtarifen profitieren. Gerade in den Monaten mit den wenigsten Solarerträgen, von Oktober bis Februar, kannst du den Speicher für günstigen Strom aus einem dynamischen Tarif nutzen. Denn zur Winterzeit erzeugt die Photovoltaikanlage kaum überschüssigen Strom. Ein dynamischer Stromtarif ist eine gute Möglichkeit, die sonnenarmen Wintermonate zu überbrücken, ohne auf teuren Netzstrom eines klassischen Versorgers angewiesen zu sein.
Einberechnen solltest du aber auch, dass ein PV-Speicher immer Ladeverluste hat. Selbst bei hochwertigen Lithium-Ionen-Batterien mit 90 Prozent Wirkungsgrad, musst du mit fünf Prozent Ladeverlust im Monat rechnen. Ein Batteriespeicher sollte immer in kühlerer Umgebung, wie im Keller oder im Schatten des Hauses platziert werden, damit der Verlust im Sommer möglichst gering ist. Denn je höher die Umgebungstemperatur, desto höher ist die Selbstentladung.
Dynamischer Stromtarif von Tibber: Mehr erfahrenTibber-Nutzer teilen Erfahrungen mit dynamischen Stromtarifen
In einschlägigen Facebook-Gruppen tauscht sich die Community zum Thema dynamischer Stromtarif und Speicher aus. User Sven B. etwa erläutert genau dieses Szenario. Er hat eine Photovoltaikanlage, lädt im Winter seinen Batteriespeicher mit Tibber-Strom, da er laut seiner Aussage billiger ist, als Strom eines klassischen Netzversorgers.
TC S. lenkt ein, dass sich ein dynamischer Stromtarif zusätzlich zur PV-Anlage vor allem auszahlt, wenn man ein Elektroauto hat. User Marcel D. erklärt, dass sich Tibber insbesondere auszahlt, wenn man Großverbraucher, wie ein E-Auto oder auch eine Wärmepumpe hat. Er erzählt: "Bin seit März dabei und es gab Tage, da war es sogar günstiger, das E-Auto aus dem Netz zu laden, als vom Dach, insbesondere bei Minuspreisen.
Geprüfte Fachbetriebe: Hier kostenlos PV-Angebote anfragenFazit: Dynamischen Strom zu speichern zahlt sich für Besitzer einer Solaranlage aus
Anbieter dynamischer Stromtarife bieten Kunden und Kundinnen Strom zum Börsenpreis an. Tibber zum Beispiel hat zwei Tarife: günstigen Strom stundenaktuell und im Monatsschnitt, ebenfalls basierend auf den Börsenpreisen. Am Strom selbst verdient der Anbieter nichts. Du bekommst Strom quasi zum Einkaufspreis. Tibber verdient an der monatlichen Grundgebühr von 5,99 Euro, hier erfährst du mehr über die Preisgestaltung*. Vergleichen lohnt sich: Unsere Stichprobe bei PLAN-B* ergab zwar einen höheren Grundpreis, dafür ist der Arbeitspreis weit unter dem marktüblichen Niveau.
Der Vorteil solcher Tarife ist, dass du Strom zu Zeitpunkten nutzen kannst, zu denen er besonders günstig ist. Das ist insbesondere nachts, wenn wenig Strom in die Haushalte und Unternehmen fließt. Zu diesen Zeiten ist es beispielsweise besonders effektiv, das E-Auto zu laden oder die Waschmaschine laufen zu lassen. Die Frage, ob es sich auszahlt, günstigen Strom zu speichern, ist berechtigt. Allerdings zahlt sich die Anschaffung eines Batteriespeichers nur für die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs nicht aus.
Wenn du eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher betreibst, kannst du diesen allerdings auch zum Speichern von dynamischem Strom nutzen. Das macht sich vor allem in den Wintermonaten, in denen die PV-Anlage keinen Überschuss produziert, bezahlt. Übrigens: Sollte ein Anbieter in finanzielle Schieflage geraten, musst du dir keine Sorgen um deine Versorgungssicherheit machen. Denn die klassischen Energieversorger sind verpflichtet, Kunden solcher privatwirtschaftlichen Unternehmen in solchen Fällen aufzunehmen und nahtlos weiterhin mit Strom zu versorgen.
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