Ab kommender Woche: dm verkauft Apothekenprodukte
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa
Karlsruhe (Baden), Samstag, 13. Dezember 2025
Der Drogerie-Riese dm will ein neues Geschäftsfeld erobern. Schon ab kommender Woche soll es dort bestimmte Medikamente zu kaufen geben - mit einer Einschränkung.
Im Vorfeld hatte es daran Kritik gegeben: Mit einer eigenen Online-Apotheke baut die Drogeriemarkt-Kette dm ihre Ambitionen auf dem Gesundheitsmarkt aus und sagt klassischen Apotheken einmal mehr den Kampf an. Ab Dienstag können Kundinnen und Kunden über die dm-Internetseite rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel kaufen. "Zum Start konzentrieren wir uns auf nicht verschreibungspflichtige Apothekenprodukte", erklärte dm-Chef Christoph Werner der dpa in Karlsruhe.
Bei diesen entscheiden Kundinnen und Kunden selbst, welches Produkt sie wählen, wie Werner argumentierte. Im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Medikamenten, deren Auswahl Ärzte treffen. Etwa 2500 verschreibungsfreie Arzneimittel und 1000 Produkte aus dem Bereich Hautkosmetik werde "dm-med" anbieten, berichtete das Handelsblatt.
dm nimmt Schmerzmittel und Co. in Sortiment - rund 3500 Produkte im Angebot
Das Unternehmen sieht darin eine Sortiment-Erweiterung, wie der Geschäftsführer im Ressort Marketing und Beschaffung, Sebastian Bayer, jüngst erklärt hatte. Kunden hätten auf der dm-Homepage häufig etwa nach Aspirin oder Voltaren gesucht - hätten diese Produkte also bei dm vermutet. In Zeiten von Selbstoptimierung und steigendem Gesundheitsbewusstsein liegen dm und auch andere Anbieter voll im Trend - und dürften auf großes Kundeninteresse stoßen: Laut einer im November präsentierten YouGov-Studie fühlen sich viele Menschen in Deutschland (47 Prozent) nicht gesund. Die Belastungen reichen demnach vom Körpergewicht über Schlafprobleme bis zu Stress.
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Mit der Online-Apotheke geht dm auch aus Sicht von BWL-Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn den nächsten logischen Schritt. Überschneidungen im Angebot gebe es ohnehin schon - etwa bei Nasensprays und Sonnencreme. "Bei dem Thema Gesundheit haben Kunden auch hohes Vertrauen in dm, daher passt das gut." Wegen des neuen Medikamente-Angebots gibt es übrigens bereits jetzt große Änderungen bei der dm-App.
Problematisch könne es in puncto Beratung werden. "Dass alle dm-Mitarbeiterinnen da geschult werden, glaube ich nicht", sagte Kortum. Das könne man aber technologisch lösen, etwa mit digitalen Beratern. Auf der anderen Seite seien mündige Konsumenten wichtig, die im besten Fall wüssten, was sie benötigen. "Natürlich kann es auch mal passieren, dass man ein Produkt kauft, das man eigentlich nicht braucht", räumte er ein. Das gebe es aber etwa bei Nahrungsergänzungsmitteln auch heute schon.
Apotheker laufen Sturm - "darf nicht von Drogeriemarkt rausgehauen werden"
Der Deutsche Apothekerverband warnt hingegen, dass Menschen mit gesundheitlichen Problemen verunsichert werden könnten, wenn der Unterschied zwischen Apotheke und Drogeriemarkt verwässert wird. "Es muss klar sein, dass ein hochwirksames und damit potenziell auch gefährliches Arzneimittel nur fachgerecht von einer Apotheke abgegeben und nicht marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden darf", erklärte der Vorsitzende Hans-Peter Hubmann. Die Erweiterung des Sortiments um Medikamente ist jedoch nicht die einzige Sache, wegen der dm in den vergangenen Wochen Kritik einstecken musste - unter anderem ging es auch um eine politisch heikle Frage.
Bei rezeptfreien Medikamenten wächst der Versandhandel nach Angaben des Verbands seit der Zulassung vor mehr als 20 Jahren stetig. Im ersten Halbjahr 2025 habe der Umsatz hier fast genau eine Milliarde Euro betragen. Damit habe der Versandhandel in Deutschland einen Anteil von 23,6 Prozent ausgemacht.